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Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.

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Meilen breiten Canal. In meinem Werke Essai politique sur l'Ile de Cuba habe ich diese Configuration der Küsten, welche für die Havana, einen der größten Handelsplätze des Neuen Continents, von Wichtigkeit ist, umständlich behandelt.

Ehe der eben bezeichnete, von West nach Ost gerichtete Canal sich in den Canal von Bahama einmündet und eine süd-nördliche Richtung zwischen der Küste von Florida und den beiden Bänken von Bahama nimmt, erhält er einen beträchtlichen Zufluß durch den Canal von Santaren aus dem östlichen Theile des Canal viejo: einen Zufluß, welcher seinen Ursprung der Aequinoctial-Strömung im nördlichen Theile des antillischen Meeres verdankt. Die isolirte Salt Key-Bank (das Placer de los Roques der Spanier) wird in Osten von dem Canal von Santaren begrenzt. Die Bahama-Straße (Florida Gulf and Street) zwischen lat. 25° und 27°1/2 hat 37 Meilen Länge; sie ist am engsten vom Cayo Biscayno nach South Bimini, und hat da eine Verengung von 9 geographischen Meilen. Da die Geschwindigkeit des Golfstroms in dieser Verengung 80 bis 96 englische miles in 24 Stunden beträgt, so ist in einem Nordsturme, wie ich ihn dort erfahren, der Wellenschlag von einer außerordentlichen Höhe. Wo die Kleine Bahama-Bank endet, fast dem Ort Lauderdale gegenüber, ist die Bahama-Straße schon 15 geographische Meilen breit. Von dieser End-Oeffnung oder Mündung der Straße an ist der Golfstrom ganz von Süden nach Norden, längs der Küste Süd-Carolina's bis zum Parallel von Charleston und Cap Roman, gerichtet. In diesem Parallel (lat. 33°) ändert aber der Golfstrom seine Richtung. Er folgt der Küste nur, so lange sie von SW nach NO gewandt ist: also nur bis zum Cap Hatteras (lat. 35° 14'); von da an, wo die Küste ihre nordöstliche Richtung gegen Cap Henry und Cap Hin-

Meilen breiten Canal. In meinem Werke Essai politique sur l'Ile de Cuba habe ich diese Configuration der Küsten, welche für die Havana, einen der größten Handelsplätze des Neuen Continents, von Wichtigkeit ist, umständlich behandelt.

Ehe der eben bezeichnete, von West nach Ost gerichtete Canal sich in den Canal von Bahama einmündet und eine süd-nördliche Richtung zwischen der Küste von Florida und den beiden Bänken von Bahama nimmt, erhält er einen beträchtlichen Zufluß durch den Canal von Santaren aus dem östlichen Theile des Canal viejo: einen Zufluß, welcher seinen Ursprung der Aequinoctial-Strömung im nördlichen Theile des antillischen Meeres verdankt. Die isolirte Salt Key-Bank (das Placer de los Roques der Spanier) wird in Osten von dem Canal von Santaren begrenzt. Die Bahama-Straße (Florida Gulf and Street) zwischen lat. 25° und 27°½ hat 37 Meilen Länge; sie ist am engsten vom Cayo Biscayno nach South Bimini, und hat da eine Verengung von 9 geographischen Meilen. Da die Geschwindigkeit des Golfstroms in dieser Verengung 80 bis 96 englische miles in 24 Stunden beträgt, so ist in einem Nordsturme, wie ich ihn dort erfahren, der Wellenschlag von einer außerordentlichen Höhe. Wo die Kleine Bahama-Bank endet, fast dem Ort Lauderdale gegenüber, ist die Bahama-Straße schon 15 geographische Meilen breit. Von dieser End-Oeffnung oder Mündung der Straße an ist der Golfstrom ganz von Süden nach Norden, längs der Küste Süd-Carolina's bis zum Parallel von Charleston und Cap Roman, gerichtet. In diesem Parallel (lat. 33°) ändert aber der Golfstrom seine Richtung. Er folgt der Küste nur, so lange sie von SW nach NO gewandt ist: also nur bis zum Cap Hatteras (lat. 35° 14′); von da an, wo die Küste ihre nordöstliche Richtung gegen Cap Henry und Cap Hin-

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[103/0073] Meilen breiten Canal. In meinem Werke Essai politique sur l'Ile de Cuba habe ich diese Configuration der Küsten, welche für die Havana, einen der größten Handelsplätze des Neuen Continents, von Wichtigkeit ist, umständlich behandelt. Ehe der eben bezeichnete, von West nach Ost gerichtete Canal sich in den Canal von Bahama einmündet und eine süd-nördliche Richtung zwischen der Küste von Florida und den beiden Bänken von Bahama nimmt, erhält er einen beträchtlichen Zufluß durch den Canal von Santaren aus dem östlichen Theile des Canal viejo: einen Zufluß, welcher seinen Ursprung der Aequinoctial-Strömung im nördlichen Theile des antillischen Meeres verdankt. Die isolirte Salt Key-Bank (das Placer de los Roques der Spanier) wird in Osten von dem Canal von Santaren begrenzt. Die Bahama-Straße (Florida Gulf and Street) zwischen lat. 25° und 27°½ hat 37 Meilen Länge; sie ist am engsten vom Cayo Biscayno nach South Bimini, und hat da eine Verengung von 9 geogr. Meilen. Da die Geschwindigkeit des Golfstroms in dieser Verengung 80 bis 96 engl. miles in 24 Stunden beträgt, so ist in einem Nordsturme, wie ich ihn dort erfahren, der Wellenschlag von einer außerordentlichen Höhe. Wo die Kleine Bahama-Bank endet, fast dem Ort Lauderdale gegenüber, ist die Bahama-Straße schon 15 geographische Meilen breit. Von dieser End-Oeffnung oder Mündung der Straße an ist der Golfstrom ganz von Süden nach Norden, längs der Küste Süd-Carolina's bis zum Parallel von Charleston und Cap Roman, gerichtet. In diesem Parallel (lat. 33°) ändert aber der Golfstrom seine Richtung. Er folgt der Küste nur, so lange sie von SW nach NO gewandt ist: also nur bis zum Cap Hatteras (lat. 35° 14′); von da an, wo die Küste ihre nordöstliche Richtung gegen Cap Henry und Cap Hin-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/73>, abgerufen am 03.05.2024.