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Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.

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Der peruanische Strom: von Chiloe bis zum Cabo blanco und zur Gruppe der Galapagos, wo er sich größeren Theils gegen Nordwest und endlich ganz nach Westen wendet.

Von den drei Elementen der Meeresströmungen: der Temperatur, der Richtung und der Schnelligkeit, ist das erste seiner Natur nach am spätesten erkannte, aber dem Physiker wichtigste, im Jahr 1775 von Benjamin Franklin ergründet worden. Als er im April des eben genannten Jahres auf dem Pennsylvania Packet, vom Capitän Osborn commandirt, von London nach Philadelphia segelte, machte er die erste thermische Bestimmung von der hohen Temperatur des Golfstromes im atlantischen Ocean. Da durch Verwechselung zweier Reisejournale von Franklin eine durch ihre, die Meteorologie aufklärenden Folgen so wichtige Entdeckung bisweilen in den November des Jahres 1776 versetzt wird und Blagden's ganz ähnliche Arbeit in den April 1776 fällt, so ist, um dem lästigen Nationalstreit der Priorität vorzubeugen, hier der Ort den Gegenstand historisch zu erläutern. Schon im Jahr 1769, als Franklin bei der Postverwaltung in den englischen Colonien von Nordamerika angestellt war, ward sein Interesse für die Wirkungen des Golfstroms lebhaft dadurch angeregt, daß von Boston aus Klagen an die Lords of the Treasury gebracht wurden über eine Verspätung von 14 Tagen, welche zum Nachtheil der Handelsgeschäfte der Postverkehr zwischen Falmouth und Neu-York erlitte, im Vergleich mit der schnelleren Ueberfahrt der Handelsschiffe von London nach Providence in Rhode Island. Franklin befand sich damals in England; und aufgefordert ein Gutachten über die Ursach eines solchen mittleren Zeit-Unterschiedes abzugeben, berieth er sich mit dem, mit dem Wallfischfang lange vertrauten Capitän Folger aus Nantucket. Es wurde ergründet, daß die schneller

Der peruanische Strom: von Chiloe bis zum Cabo blanco und zur Gruppe der Galapagos, wo er sich größeren Theils gegen Nordwest und endlich ganz nach Westen wendet.

Von den drei Elementen der Meeresströmungen: der Temperatur, der Richtung und der Schnelligkeit, ist das erste seiner Natur nach am spätesten erkannte, aber dem Physiker wichtigste, im Jahr 1775 von Benjamin Franklin ergründet worden. Als er im April des eben genannten Jahres auf dem Pennsylvania Packet, vom Capitän Osborn commandirt, von London nach Philadelphia segelte, machte er die erste thermische Bestimmung von der hohen Temperatur des Golfstromes im atlantischen Ocean. Da durch Verwechselung zweier Reisejournale von Franklin eine durch ihre, die Meteorologie aufklärenden Folgen so wichtige Entdeckung bisweilen in den November des Jahres 1776 versetzt wird und Blagden's ganz ähnliche Arbeit in den April 1776 fällt, so ist, um dem lästigen Nationalstreit der Priorität vorzubeugen, hier der Ort den Gegenstand historisch zu erläutern. Schon im Jahr 1769, als Franklin bei der Postverwaltung in den englischen Colonien von Nordamerika angestellt war, ward sein Interesse für die Wirkungen des Golfstroms lebhaft dadurch angeregt, daß von Boston aus Klagen an die Lords of the Treasury gebracht wurden über eine Verspätung von 14 Tagen, welche zum Nachtheil der Handelsgeschäfte der Postverkehr zwischen Falmouth und Neu-York erlitte, im Vergleich mit der schnelleren Ueberfahrt der Handelsschiffe von London nach Providence in Rhode Island. Franklin befand sich damals in England; und aufgefordert ein Gutachten über die Ursach eines solchen mittleren Zeit-Unterschiedes abzugeben, berieth er sich mit dem, mit dem Wallfischfang lange vertrauten Capitän Folger aus Nantucket. Es wurde ergründet, daß die schneller

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[37/0007] Der peruanische Strom: von Chiloe bis zum Cabo blanco und zur Gruppe der Galapagos, wo er sich größeren Theils gegen Nordwest und endlich ganz nach Westen wendet. Von den drei Elementen der Meeresströmungen: der Temperatur, der Richtung und der Schnelligkeit, ist das erste seiner Natur nach am spätesten erkannte, aber dem Physiker wichtigste, im Jahr 1775 von Benjamin Franklin ergründet worden. Als er im April des eben genannten Jahres auf dem Pennsylvania Packet, vom Capitän Osborn commandirt, von London nach Philadelphia segelte, machte er die erste thermische Bestimmung von der hohen Temperatur des Golfstromes im atlantischen Ocean. Da durch Verwechselung zweier Reisejournale von Franklin eine durch ihre, die Meteorologie aufklärenden Folgen so wichtige Entdeckung bisweilen in den November des Jahres 1776 versetzt wird und Blagden's ganz ähnliche Arbeit in den April 1776 fällt, so ist, um dem lästigen Nationalstreit der Priorität vorzubeugen, hier der Ort den Gegenstand historisch zu erläutern. Schon im Jahr 1769, als Franklin bei der Postverwaltung in den englischen Colonien von Nordamerika angestellt war, ward sein Interesse für die Wirkungen des Golfstroms lebhaft dadurch angeregt, daß von Boston aus Klagen an die Lords of the Treasury gebracht wurden über eine Verspätung von 14 Tagen, welche zum Nachtheil der Handelsgeschäfte der Postverkehr zwischen Falmouth und Neu-York erlitte, im Vergleich mit der schnelleren Ueberfahrt der Handelsschiffe von London nach Providence in Rhode Island. Franklin befand sich damals in England; und aufgefordert ein Gutachten über die Ursach eines solchen mittleren Zeit-Unterschiedes abzugeben, berieth er sich mit dem, mit dem Wallfischfang lange vertrauten Capitän Folger aus Nantucket. Es wurde ergründet, daß die schneller

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/7>, abgerufen am 19.04.2024.