Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.Wärme-Vertheilung vielfach erweitert und numerisch neu begründet hat, an[schaulich] berichtigt worden. Ich darf also nicht versäumen einige der Hauptresultate einzuschalten, die mein theurer Freund, Professor Dove, als Früchte mühevoller Untersuchungen aufgestellt hat. "Man hat mit Unrecht vergessen", heißt es in der, 1848 erschienenen Abhandlung und den Temperatur-Tafeln der periodischen Veränderungen (S. 111 und 113), "daß die Berechnung der mittleren Windesrichtung eine reine Abstraction ist; man hat, da in der gemäßigten Zone überall die mittlere Windesrichtung auf die Westseite fällt, geradezu die Bewegung der Luft in der gemäßigten Zone sich als einen die Erde von West nach Ost umkreisenden Strom gedacht. Die Gestalt der Isothermen erkläre sich daher nach dieser Annahme einfach dadurch, daß die wärmere Luft über dem Meere bei diesem Fortschreiten nach Ost ihre Wärme über die Westküste der Continente verbreite; wenn sie an der Ostküste ankomme, aber bereits abgekühlt sei. Sucht diese Erklärung den Grund der Erwärmung der Küsten in der bei dem Niederschlag der Wasserdämpfe frei werdenden Wärme, so bleibt sie zunächst die Beantwortung der Frage schuldig, warum denn über dem Meere selbst, wo doch diese nachher frei werdende Wärme gebunden wird, die Temperatur im Mittel höher ist als über dem Continent. Sie scheitert aber an zwei, nun entschieden erwiesenen Erscheinungen: 1) daran, daß zu keiner Zeit im Jahre, selbst im Mittel vieler Jahrgänge, ein solcher gleichgerichteter Strom existirt; 2) daß er in der Regel, d. h. für einzelne Jahrgänge, gar nicht existiren kann, da Berechnung mehr als ein Jahrhundert umfassender Beobachtungen beweist, daß Europa in derselben Zeit ungewöhnlich warm ist, wenn Amerika eine verhältnißmäßig sehr niedrige Temperatur zeigt, Wärme-Vertheilung vielfach erweitert und numerisch neu begründet hat, an[schaulich] berichtigt worden. Ich darf also nicht versäumen einige der Hauptresultate einzuschalten, die mein theurer Freund, Professor Dove, als Früchte mühevoller Untersuchungen aufgestellt hat. „Man hat mit Unrecht vergessen“, heißt es in der, 1848 erschienenen Abhandlung und den Temperatur-Tafeln der periodischen Veränderungen (S. 111 und 113), „daß die Berechnung der mittleren Windesrichtung eine reine Abstraction ist; man hat, da in der gemäßigten Zone überall die mittlere Windesrichtung auf die Westseite fällt, geradezu die Bewegung der Luft in der gemäßigten Zone sich als einen die Erde von West nach Ost umkreisenden Strom gedacht. Die Gestalt der Isothermen erkläre sich daher nach dieser Annahme einfach dadurch, daß die wärmere Luft über dem Meere bei diesem Fortschreiten nach Ost ihre Wärme über die Westküste der Continente verbreite; wenn sie an der Ostküste ankomme, aber bereits abgekühlt sei. Sucht diese Erklärung den Grund der Erwärmung der Küsten in der bei dem Niederschlag der Wasserdämpfe frei werdenden Wärme, so bleibt sie zunächst die Beantwortung der Frage schuldig, warum denn über dem Meere selbst, wo doch diese nachher frei werdende Wärme gebunden wird, die Temperatur im Mittel höher ist als über dem Continent. Sie scheitert aber an zwei, nun entschieden erwiesenen Erscheinungen: 1) daran, daß zu keiner Zeit im Jahre, selbst im Mittel vieler Jahrgänge, ein solcher gleichgerichteter Strom existirt; 2) daß er in der Regel, d. h. für einzelne Jahrgänge, gar nicht existiren kann, da Berechnung mehr als ein Jahrhundert umfassender Beobachtungen beweist, daß Europa in derselben Zeit ungewöhnlich warm ist, wenn Amerika eine verhältnißmäßig sehr niedrige Temperatur zeigt, <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <p><pb facs="#f0040" n="70"/> Wärme-Vertheilung vielfach erweitert und numerisch neu begründet hat, an<supplied reason="damage" cert="high" resp="#CT">schaulich</supplied> <hi rendition="#g">berichtigt</hi> worden. Ich darf also nicht versäumen einige der Hauptresultate einzuschalten, die mein theurer Freund, Professor <persName>Dove</persName>, als Früchte mühevoller Untersuchungen aufgestellt hat. „Man hat mit Unrecht vergessen“, heißt es in der, 1848 erschienenen Abhandlung und den <hi rendition="#g">Temperatur-Tafeln der periodischen Veränderungen</hi> (S. 111 und 113), „daß die Berechnung der mittleren Windesrichtung eine reine Abstraction ist; man hat, da in der gemäßigten Zone überall die mittlere Windesrichtung auf die Westseite fällt, geradezu die Bewegung der Luft in der gemäßigten Zone sich als einen die Erde von West nach Ost umkreisenden Strom gedacht. Die Gestalt der Isothermen erkläre sich daher nach dieser Annahme einfach dadurch, daß die wärmere Luft über dem Meere bei diesem Fortschreiten nach Ost ihre Wärme über die Westküste der Continente verbreite; wenn sie an der Ostküste ankomme, aber bereits abgekühlt sei. Sucht diese Erklärung den Grund der Erwärmung der Küsten in der bei dem Niederschlag der Wasserdämpfe frei werdenden Wärme, so bleibt sie zunächst die Beantwortung der Frage schuldig, warum denn über dem Meere selbst, wo doch diese nachher frei werdende Wärme gebunden wird, die Temperatur im Mittel höher ist als über dem Continent. Sie scheitert aber an zwei, nun entschieden erwiesenen Erscheinungen: 1) daran, daß zu keiner Zeit im Jahre, selbst im Mittel vieler Jahrgänge, ein solcher gleichgerichteter Strom existirt; 2) daß er in der Regel, d. h. für einzelne Jahrgänge, gar nicht existiren kann, da Berechnung mehr als ein Jahrhundert umfassender Beobachtungen beweist, daß <placeName>Europa</placeName> in derselben Zeit ungewöhnlich warm ist, wenn <placeName>Amerika</placeName> eine verhältnißmäßig sehr niedrige Temperatur zeigt,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0040]
Wärme-Vertheilung vielfach erweitert und numerisch neu begründet hat, anschaulich berichtigt worden. Ich darf also nicht versäumen einige der Hauptresultate einzuschalten, die mein theurer Freund, Professor Dove, als Früchte mühevoller Untersuchungen aufgestellt hat. „Man hat mit Unrecht vergessen“, heißt es in der, 1848 erschienenen Abhandlung und den Temperatur-Tafeln der periodischen Veränderungen (S. 111 und 113), „daß die Berechnung der mittleren Windesrichtung eine reine Abstraction ist; man hat, da in der gemäßigten Zone überall die mittlere Windesrichtung auf die Westseite fällt, geradezu die Bewegung der Luft in der gemäßigten Zone sich als einen die Erde von West nach Ost umkreisenden Strom gedacht. Die Gestalt der Isothermen erkläre sich daher nach dieser Annahme einfach dadurch, daß die wärmere Luft über dem Meere bei diesem Fortschreiten nach Ost ihre Wärme über die Westküste der Continente verbreite; wenn sie an der Ostküste ankomme, aber bereits abgekühlt sei. Sucht diese Erklärung den Grund der Erwärmung der Küsten in der bei dem Niederschlag der Wasserdämpfe frei werdenden Wärme, so bleibt sie zunächst die Beantwortung der Frage schuldig, warum denn über dem Meere selbst, wo doch diese nachher frei werdende Wärme gebunden wird, die Temperatur im Mittel höher ist als über dem Continent. Sie scheitert aber an zwei, nun entschieden erwiesenen Erscheinungen: 1) daran, daß zu keiner Zeit im Jahre, selbst im Mittel vieler Jahrgänge, ein solcher gleichgerichteter Strom existirt; 2) daß er in der Regel, d. h. für einzelne Jahrgänge, gar nicht existiren kann, da Berechnung mehr als ein Jahrhundert umfassender Beobachtungen beweist, daß Europa in derselben Zeit ungewöhnlich warm ist, wenn Amerika eine verhältnißmäßig sehr niedrige Temperatur zeigt,
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