Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.Temperatur-Zustandes der flüssigen Decke des Erdballs geführt: eine Untersuchung, die der ganzen, durch Dove erneuerten Meteorologie eine neue Gestalt giebt: da das Meer 0,73 (fast 3/4) der ganzen Erdoberfläche ausmacht, die Seeluft im ganzen geringeren Perturbationen als die Continental-Luft ausgesetzt ist, und deshalb (wie ich an einem anderen Orte gezeigt) das Auffinden meteorologischer Gesetze von den Regionen der mindesten partiellen Störungen, von den Tropenländern und dem epipelagischen Theile der Atmosphäre, ausgehen muß. Zwei andere Elemente der Meeresströmungen, die Richtung und Schnelligkeit, konnten erst spät einer recht genauen Bestimmung fähig werden, weil es lange an sicheren und sehr allgemein anwendbaren Mitteln zu Längen-Bestimmungen fehlte. Diese Behauptung kann denen nicht auffallend scheinen, welche sich erinnern, daß, trotz der ersten glücklichen Versuche mit Uhren von John Harrison (1764) und Kendal (1773), und trotz der Autorität der Reisen von Cook, Borda und Don Jose Varela, der allgemeinere Gebrauch der Chronometer doch nicht über das Jahr 1780 hinausreicht; und daß chronometrische Bestimmungen allein, weil sie bei heiterem Wetter zu jeder Stunde des Tages, ja, wenn der Horizont durch Mond- und Planetenlicht oder durch den Aufgang der Nebelflecke des südlichen Himmels gehörig erleuchtet ist, auch bei Nacht, zu erhalten sind, den Curs des Schiffes oder die Schiffsrechnung (point d'estime) von den vielfachen Fehlern der Logtafel, den Einwirkungen des Stromganges, der Mißweisung der Magnetnadel (Fehler der vorausgesetzten magnetischen Abweichung), wie der durch die Segelführung geschätzten Abdrift (Richtung des Leeweges) zu befreien vermögen. Die früh Temperatur-Zustandes der flüssigen Decke des Erdballs geführt: eine Untersuchung, die der ganzen, durch Dove erneuerten Meteorologie eine neue Gestalt giebt: da das Meer 0,73 (fast ¾) der ganzen Erdoberfläche ausmacht, die Seeluft im ganzen geringeren Perturbationen als die Continental-Luft ausgesetzt ist, und deshalb (wie ich an einem anderen Orte gezeigt) das Auffinden meteorologischer Gesetze von den Regionen der mindesten partiellen Störungen, von den Tropenländern und dem epipelagischen Theile der Atmosphäre, ausgehen muß. Zwei andere Elemente der Meeresströmungen, die Richtung und Schnelligkeit, konnten erst spät einer recht genauen Bestimmung fähig werden, weil es lange an sicheren und sehr allgemein anwendbaren Mitteln zu Längen-Bestimmungen fehlte. Diese Behauptung kann denen nicht auffallend scheinen, welche sich erinnern, daß, trotz der ersten glücklichen Versuche mit Uhren von John Harrison (1764) und Kendal (1773), und trotz der Autorität der Reisen von Cook, Borda und Don José Varela, der allgemeinere Gebrauch der Chronometer doch nicht über das Jahr 1780 hinausreicht; und daß chronometrische Bestimmungen allein, weil sie bei heiterem Wetter zu jeder Stunde des Tages, ja, wenn der Horizont durch Mond- und Planetenlicht oder durch den Aufgang der Nebelflecke des südlichen Himmels gehörig erleuchtet ist, auch bei Nacht, zu erhalten sind, den Curs des Schiffes oder die Schiffsrechnung (point d'estime) von den vielfachen Fehlern der Logtafel, den Einwirkungen des Stromganges, der Mißweisung der Magnetnadel (Fehler der vorausgesetzten magnetischen Abweichung), wie der durch die Segelführung geschätzten Abdrift (Richtung des Leeweges) zu befreien vermögen. Die früh <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <p><pb facs="#f0033" n="63"/> Temperatur-Zustandes der flüssigen Decke des Erdballs geführt: eine Untersuchung, die der ganzen, durch <persName>Dove</persName> erneuerten Meteorologie eine neue Gestalt giebt: da das Meer 0,73 (fast ¾) der ganzen Erdoberfläche ausmacht, die Seeluft im ganzen geringeren Perturbationen als die Continental-Luft ausgesetzt ist, und deshalb (wie ich an einem anderen Orte gezeigt) das Auffinden meteorologischer Gesetze von den <hi rendition="#g">Regionen der mindesten partiellen Störungen</hi>, von den Tropenländern und dem epipelagischen Theile <choice><sic>des</sic><corr resp="#AvH-Fsst">der</corr></choice> Atmosphäre, ausgehen muß. </p><lb/> <p>Zwei andere Elemente der Meeresströmungen, die <hi rendition="#g">Richtung</hi> und <hi rendition="#g">Schnelligkeit</hi>, konnten erst spät einer recht genauen Bestimmung fähig werden, weil es lange an sicheren und sehr allgemein anwendbaren Mitteln zu Längen-Bestimmungen fehlte. Diese Behauptung kann denen nicht auffallend scheinen, welche sich erinnern, daß, trotz der ersten glücklichen Versuche mit Uhren von <persName><choice><sic>William</sic><corr resp="#CT">John</corr></choice> Harrison</persName> (1764) und <persName>Kendal</persName> (1773), und trotz der Autorität der Reisen von <persName>Cook</persName>, <persName>Borda</persName> und <persName>Don José Varela</persName>, der allgemeinere Gebrauch der Chronometer doch nicht über das Jahr 1780 hinausreicht; und daß chronometrische Bestimmungen allein, weil sie bei heiterem Wetter zu jeder Stunde des Tages, ja, wenn der Horizont durch Mond- und Planetenlicht oder durch den Aufgang der Nebelflecke des südlichen Himmels gehörig erleuchtet ist, auch bei Nacht, zu erhalten sind, den <hi rendition="#g">Curs</hi> des Schiffes oder die <hi rendition="#g">Schiffsrechnung</hi> (<hi rendition="#aq">point d'estime</hi>) von den vielfachen Fehlern der Logtafel, den Einwirkungen des <hi rendition="#g">Stromganges</hi>, der <hi rendition="#g">Mißweisung</hi> der Magnetnadel (Fehler der vorausgesetzten magnetischen Abweichung), wie der durch die Segelführung geschätzten <hi rendition="#g">Abdrift</hi> (Richtung des <hi rendition="#g">Leeweges</hi>) zu befreien vermögen. Die früh<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0033]
Temperatur-Zustandes der flüssigen Decke des Erdballs geführt: eine Untersuchung, die der ganzen, durch Dove erneuerten Meteorologie eine neue Gestalt giebt: da das Meer 0,73 (fast ¾) der ganzen Erdoberfläche ausmacht, die Seeluft im ganzen geringeren Perturbationen als die Continental-Luft ausgesetzt ist, und deshalb (wie ich an einem anderen Orte gezeigt) das Auffinden meteorologischer Gesetze von den Regionen der mindesten partiellen Störungen, von den Tropenländern und dem epipelagischen Theile der Atmosphäre, ausgehen muß.
Zwei andere Elemente der Meeresströmungen, die Richtung und Schnelligkeit, konnten erst spät einer recht genauen Bestimmung fähig werden, weil es lange an sicheren und sehr allgemein anwendbaren Mitteln zu Längen-Bestimmungen fehlte. Diese Behauptung kann denen nicht auffallend scheinen, welche sich erinnern, daß, trotz der ersten glücklichen Versuche mit Uhren von John Harrison (1764) und Kendal (1773), und trotz der Autorität der Reisen von Cook, Borda und Don José Varela, der allgemeinere Gebrauch der Chronometer doch nicht über das Jahr 1780 hinausreicht; und daß chronometrische Bestimmungen allein, weil sie bei heiterem Wetter zu jeder Stunde des Tages, ja, wenn der Horizont durch Mond- und Planetenlicht oder durch den Aufgang der Nebelflecke des südlichen Himmels gehörig erleuchtet ist, auch bei Nacht, zu erhalten sind, den Curs des Schiffes oder die Schiffsrechnung (point d'estime) von den vielfachen Fehlern der Logtafel, den Einwirkungen des Stromganges, der Mißweisung der Magnetnadel (Fehler der vorausgesetzten magnetischen Abweichung), wie der durch die Segelführung geschätzten Abdrift (Richtung des Leeweges) zu befreien vermögen. Die früh
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/33 |
Zitationshilfe: | Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/33>, abgerufen am 27.07.2024. |