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Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.

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Discoveries of the English Nation Vol. III. p. 14) aufbewahrt hat, des Theatri Orbis terrarum des Ortelius gedacht wird, so muß dieselbe aus den Jahren 1567 oder 1576 sein. "Da die Gewässer des Meeres", heißt es darin, "von Osten nach Westen ihren Kreislauf haben, indem sie der täglichen Bewegung der Sonne als primum mobile gehorchen; so finden die Portugiesen viel Schwierigkeit auf der Ueberfahrt vom Vorgebirge der guten Hoffnung nach Calicut, nach Osten vordringend. Eben so sind, wegen der geringen Breite der Magellanischen Meerenge, die Wasser, welche aus dem indischen Ocean kommen (um das südliche Afrika), gezwungen, an der ganzen Ostküste des amerikanischen Continents bis gegen das Cap Freddo (bekannt durch Sebastian Cabot's hoch nördliche Entdeckungen) in einer Länge von 4800 Seemeilen (gegen Norden) aufzusteigen." Sir Humphrey Gilbert, der Gründer des Stockfischfanges, bewohnte einige Jahre Neufundland, das ihm von der englischen Regierung by grant zur Benutzung verliehen war; daher seine genaue Kenntniß von den Strömungen im Norden.

Der Historiograph Philipps II, Herrera, dessen vier erste Decaden der Historia de las Indias occidentales im Jahre 1601 erschienen sind, beschreibt ebenfalls die Strömung des atlantischen Oceans fast ganz, wie wir sie kennen (Dec. I. libro IX cap. 12). "Die Sonne, indem sie sich von Osten gegen Westen bewegt und die Luft mit sich fortreißt, theilt, mittelst der Luft, dieselbe westliche Richtung dem Meere mit. Die atlantischen und äthiopischen Gewässer stoßen mit Gewalt gegen die Tierra firme von Südamerika (de las Indias de Medio dia): und da sie dort Hindernisse und keinen Ausweg finden, so dringen sie (con furia) zwischen den Küsten

Discoveries of the English Nation Vol. III. p. 14) aufbewahrt hat, des Theatri Orbis terrarum des Ortelius gedacht wird, so muß dieselbe aus den Jahren 1567 oder 1576 sein. „Da die Gewässer des Meeres“, heißt es darin, „von Osten nach Westen ihren Kreislauf haben, indem sie der täglichen Bewegung der Sonne als primum mobile gehorchen; so finden die Portugiesen viel Schwierigkeit auf der Ueberfahrt vom Vorgebirge der guten Hoffnung nach Calicut, nach Osten vordringend. Eben so sind, wegen der geringen Breite der Magellanischen Meerenge, die Wasser, welche aus dem indischen Ocean kommen (um das südliche Afrika), gezwungen, an der ganzen Ostküste des amerikanischen Continents bis gegen das Cap Freddo (bekannt durch Sebastian Cabot's hoch nördliche Entdeckungen) in einer Länge von 4800 Seemeilen (gegen Norden) aufzusteigen.“ Sir Humphrey Gilbert, der Gründer des Stockfischfanges, bewohnte einige Jahre Neufundland, das ihm von der englischen Regierung by grant zur Benutzung verliehen war; daher seine genaue Kenntniß von den Strömungen im Norden.

Der Historiograph Philipps II, Herrera, dessen vier erste Decaden der Historia de las Indias occidentales im Jahre 1601 erschienen sind, beschreibt ebenfalls die Strömung des atlantischen Oceans fast ganz, wie wir sie kennen (Dec. I. libro IX cap. 12). „Die Sonne, indem sie sich von Osten gegen Westen bewegt und die Luft mit sich fortreißt, theilt, mittelst der Luft, dieselbe westliche Richtung dem Meere mit. Die atlantischen und äthiopischen Gewässer stoßen mit Gewalt gegen die Tierra firme von Südamerika (de las Indias de Medio dia): und da sie dort Hindernisse und keinen Ausweg finden, so dringen sie (con furia) zwischen den Küsten

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[61/0031] Discoveries of the English Nation Vol. III. p. 14) aufbewahrt hat, des Theatri Orbis terrarum des Ortelius gedacht wird, so muß dieselbe aus den Jahren 1567 oder 1576 sein. „Da die Gewässer des Meeres“, heißt es darin, „von Osten nach Westen ihren Kreislauf haben, indem sie der täglichen Bewegung der Sonne als primum mobile gehorchen; so finden die Portugiesen viel Schwierigkeit auf der Ueberfahrt vom Vorgebirge der guten Hoffnung nach Calicut, nach Osten vordringend. Eben so sind, wegen der geringen Breite der Magellanischen Meerenge, die Wasser, welche aus dem indischen Ocean kommen (um das südliche Afrika), gezwungen, an der ganzen Ostküste des amerikanischen Continents bis gegen das Cap Freddo (bekannt durch Sebastian Cabot's hoch nördliche Entdeckungen) in einer Länge von 4800 Seemeilen (gegen Norden) aufzusteigen.“ Sir Humphrey Gilbert, der Gründer des Stockfischfanges, bewohnte einige Jahre Neufundland, das ihm von der englischen Regierung by grant zur Benutzung verliehen war; daher seine genaue Kenntniß von den Strömungen im Norden. Der Historiograph Philipps II, Herrera, dessen vier erste Decaden der Historia de las Indias occidentales im Jahre 1601 erschienen sind, beschreibt ebenfalls die Strömung des atlantischen Oceans fast ganz, wie wir sie kennen (Dec. I. libro IX cap. 12). „Die Sonne, indem sie sich von Osten gegen Westen bewegt und die Luft mit sich fortreißt, theilt, mittelst der Luft, dieselbe westliche Richtung dem Meere mit. Die atlantischen und äthiopischen Gewässer stoßen mit Gewalt gegen die Tierra firme von Südamerika (de las Indias de Medio dia): und da sie dort Hindernisse und keinen Ausweg finden, so dringen sie (con furia) zwischen den Küsten

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/31>, abgerufen am 19.04.2024.