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Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.

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Continent dem ost-westlichen Aequinoctial-Strom entgegensetzt; so wurde dadurch schon ein wichtiger Schritt gethan, um die Seefahrer zu der richtigen Ansicht vorzubereiten, daß der Florida-Golfstrom eine Folge des umgelenkten Aequinoctial-Stromes sei: - eine Ansicht über den Zusammenhang der Meerbewegung, welche allmälig zur Klarheit kam, als der mexicanische Meerbusen und der Canal von Bahama der Schifffahrt mehr geöffnet wurden.

Anghiera hat den Admiral lange genug überlebt, um sich genauere Kenntniß von den Strömungen nördlich und nord-westlich von der Insel Cuba zu verschaffen. Die Gewalt, mit der die Wasser aus dem Golf von Mexico gegen Ost und Nordost ausströmen, wurde recht eigentlich erst 1512 auf der Expedition von Juan Ponce de Leon erkannt, welcher vier Jahre früher eine Niederlassung auf Portorico (Borriquen) gegründet hatte und enthusiastisch die Verjüngungs-Quelle von Bimini in den lucayischen Inseln und Süd-Florida suchte.1 Anghiera verfolgt den Gedanken einer großen Wirbelbewegung der Wasser, welche von einem vorliegenden großen Continent (Theile von Ost-Asien am Sinus magnus bei Cattigara) zurückgedrängt werden (objectu magnae telluris circumagi); er denkt sich die Strömung fortgesetzt bis zu den Bacallaos (Neufundland), die er nördlich von der Tierra de Estevan Gomez setzte.2 Anghiera zweifelte mit Unrecht an

1 Gomara, historia de las Indias cap. 45: Juan Ponce (bei der Entdeckung von Florida) fue a buscar la Isla Bojuca, donde decian los Indios estar la Fuente, que tornaba mocos a los viejos. Anduvo perdido y hambriento seis meses por entre muchas islas, sin hallar rastro de tal fuente. Entro en Bimini, y descubrio la Florida en pascua florida de ano de doze, y por esso le puso aquel nombre. (Siehe auch Herrera Dec. I lib. IX cap. 11.
2 "Hic philosophandum est parumper, beatissime pater, et a

Continent dem ost-westlichen Aequinoctial-Strom entgegensetzt; so wurde dadurch schon ein wichtiger Schritt gethan, um die Seefahrer zu der richtigen Ansicht vorzubereiten, daß der Florida-Golfstrom eine Folge des umgelenkten Aequinoctial-Stromes sei: - eine Ansicht über den Zusammenhang der Meerbewegung, welche allmälig zur Klarheit kam, als der mexicanische Meerbusen und der Canal von Bahama der Schifffahrt mehr geöffnet wurden.

Anghiera hat den Admiral lange genug überlebt, um sich genauere Kenntniß von den Strömungen nördlich und nord-westlich von der Insel Cuba zu verschaffen. Die Gewalt, mit der die Wasser aus dem Golf von Mexico gegen Ost und Nordost ausströmen, wurde recht eigentlich erst 1512 auf der Expedition von Juan Ponce de Leon erkannt, welcher vier Jahre früher eine Niederlassung auf Portorico (Borriquen) gegründet hatte und enthusiastisch die Verjüngungs-Quelle von Bimini in den lucayischen Inseln und Süd-Florida suchte.1 Anghiera verfolgt den Gedanken einer großen Wirbelbewegung der Wasser, welche von einem vorliegenden großen Continent (Theile von Ost-Asien am Sinus magnus bei Cattigara) zurückgedrängt werden (objectu magnae telluris circumagi); er denkt sich die Strömung fortgesetzt bis zu den Bacallaos (Neufundland), die er nördlich von der Tierra de Estevan Gomez setzte.2 Anghiera zweifelte mit Unrecht an

1 Gomara, historia de las Indias cap. 45: Juan Ponce (bei der Entdeckung von Florida) fue à buscar la Isla Bojuca, donde decian los Indios estar la Fuente, que tornaba moços à los viejos. Anduvo perdido y hambriento seis meses por entre muchas islas, sin hallar rastro de tal fuente. Entró en Bimini, y descubrió la Florida en pascua florida de ano de doze, y por esso le puso aquel nombre. (Siehe auch Herrera Dec. I lib. IX cap. 11.
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[57/0027] Continent dem ost-westlichen Aequinoctial-Strom entgegensetzt; so wurde dadurch schon ein wichtiger Schritt gethan, um die Seefahrer zu der richtigen Ansicht vorzubereiten, daß der Florida-Golfstrom eine Folge des umgelenkten Aequinoctial-Stromes sei: - eine Ansicht über den Zusammenhang der Meerbewegung, welche allmälig zur Klarheit kam, als der mexicanische Meerbusen und der Canal von Bahama der Schifffahrt mehr geöffnet wurden. Anghiera hat den Admiral lange genug überlebt, um sich genauere Kenntniß von den Strömungen nördlich und nord-westlich von der Insel Cuba zu verschaffen. Die Gewalt, mit der die Wasser aus dem Golf von Mexico gegen Ost und Nordost ausströmen, wurde recht eigentlich erst 1512 auf der Expedition von Juan Ponce de Leon erkannt, welcher vier Jahre früher eine Niederlassung auf Portorico (Borriquen) gegründet hatte und enthusiastisch die Verjüngungs-Quelle von Bimini in den lucayischen Inseln und Süd-Florida suchte. 1 Anghiera verfolgt den Gedanken einer großen Wirbelbewegung der Wasser, welche von einem vorliegenden großen Continent (Theile von Ost-Asien am Sinus magnus bei Cattigara) zurückgedrängt werden (objectu magnae telluris circumagi); er denkt sich die Strömung fortgesetzt bis zu den Bacallaos (Neufundland), die er nördlich von der Tierra de Estevan Gomez setzte. 2 Anghiera zweifelte mit Unrecht an 1 Gomara, historia de las Indias cap. 45: Juan Ponce (bei der Entdeckung von Florida) fue à buscar la Isla Bojuca, donde decian los Indios estar la Fuente, que tornaba moços à los viejos. Anduvo perdido y hambriento seis meses por entre muchas islas, sin hallar rastro de tal fuente. Entró en Bimini, y descubrió la Florida en pascua florida de ano de doze, y por esso le puso aquel nombre. (S. auch Herrera Dec. I lib. IX cap. 11. 2 »Hic philosophandum est parumper, beatissime pater, et a

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/27>, abgerufen am 28.03.2024.