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Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.

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Zu einer anderen, sehr gewagten, aber bestimmter ausgedrückten Hypothese: zu der von der Existenz noch unentdeckter östlicher Inseln; von einer gegen Osten verlängerten Kette der Großen Antillen, die sich auf 400 Seemeilen den canarischen Inseln näherten, wurde der Admiral durch eine große Anhäufung von Seetang (Sargasso, varec) geleitet, die er an der Nordküste von Haiti, in dem Meerbusen von Samana (damals Golfo de las Flechas), fand. "Diese Kräuter", sagt er im Tagebuche der ersten Reise (15 Januar 1493), "waren denen ganz gleich, welche er im Ocean angetroffen, als er Guanahani entdeckte. Sie beweisen die Verlängerung der Inseln, die er aufgefunden,

welche sich auf die Richtung und Gestalt der Küsten beziehen, und in dem Zusatz: "que son en contrario de los otros dichos vientos", nicht ganz von erwünschter Klarheit. Der nördliche Theil der Insel Cuba, welcher das südliche Ufer des Canal Viejo de Bahama bildet, hat von Matanzas an bis zum östlichsten Cap, zur Santa Maysi, allerdings die Richtung NW in SO. Von dem Baxo de los Colorados, nahe bei dem Cap San Antonio, bis zum Meridian von Matanzas herrscht eine dem Aequinoctial-Strom entgegengesetzte Bewegung der Wasser: fast SW nach NO. Von dem eben genannten Meridian an, dem Theil der Küste von Cuba, welcher dem Cayo de Sal am südwestlichen Theile des Placer de los Roques gegenübersteht, bis Punta Maysi, also fast in dem ganzen Canal Viejo, herrscht der Aequinoctial-Strom: hier von SO nach NW gerichtet. Diesem Aequinoctial Strom, welchen Columbus allgemein immer O-W nennt, entspricht (dies ist seine geognostische Ansicht) ein beträchtlicher Theil der Insel-Contoure, que han comido las aguas. Allerdings haben sehr genau die ost-westliche Richtung (dan testimonio von der Bildungsweise) der südöstliche Theil Cuba's, vom Cabo Maysi bis Cabo Cruz; der ganze Süden Santo Domingo's, vom Cap Tiburon bis zur Insel Saona; beide Küsten, die nördliche und südliche, der so regelmäßig gestalteten Insel Portorico; weniger regelmäßig in Richtung eines Parallels die nördliche Küste von Jamaica, und das Schattenbild der Insel, der Nordrand der Bank la Vibora; die Küste Südamerika's von dem Südost-Cap der Insel Trinidad, welche Columbus von Paria durch die Strömung getrennt glaubte, bis zum Golfo triste bei Porto Cabello; die Nordküsten von Panama und Veragua von der Ensenada de Mandinga bis zum Golf de la Boca del Toro; die Nordküste der Halbinsel Honduras.

Zu einer anderen, sehr gewagten, aber bestimmter ausgedrückten Hypothese: zu der von der Existenz noch unentdeckter östlicher Inseln; von einer gegen Osten verlängerten Kette der Großen Antillen, die sich auf 400 Seemeilen den canarischen Inseln näherten, wurde der Admiral durch eine große Anhäufung von Seetang (Sargasso, varec) geleitet, die er an der Nordküste von Haiti, in dem Meerbusen von Samana (damals Golfo de las Flechas), fand. „Diese Kräuter“, sagt er im Tagebuche der ersten Reise (15 Januar 1493), „waren denen ganz gleich, welche er im Ocean angetroffen, als er Guanahani entdeckte. Sie beweisen die Verlängerung der Inseln, die er aufgefunden,

welche sich auf die Richtung und Gestalt der Küsten beziehen, und in dem Zusatz: »que son en contrario de los otros dichos vientos«, nicht ganz von erwünschter Klarheit. Der nördliche Theil der Insel Cuba, welcher das südliche Ufer des Canal Viejo de Bahama bildet, hat von Matanzas an bis zum östlichsten Cap, zur Santa Maysi, allerdings die Richtung NW in SO. Von dem Baxo de los Colorados, nahe bei dem Cap San Antonio, bis zum Meridian von Matanzas herrscht eine dem Aequinoctial-Strom entgegengesetzte Bewegung der Wasser: fast SW nach NO. Von dem eben genannten Meridian an, dem Theil der Küste von Cuba, welcher dem Cayo de Sal am südwestlichen Theile des Placer de los Roques gegenübersteht, bis Punta Maysi, also fast in dem ganzen Canal Viejo, herrscht der Aequinoctial-Strom: hier von SO nach NW gerichtet. Diesem Aequinoctial Strom, welchen Columbus allgemein immer O-W nennt, entspricht (dies ist seine geognostische Ansicht) ein beträchtlicher Theil der Insel-Contoure, que han comido las aguas. Allerdings haben sehr genau die ost-westliche Richtung (dan testimonio von der Bildungsweise) der südöstliche Theil Cuba's, vom Cabo Maysi bis Cabo Cruz; der ganze Süden Santo Domingo's, vom Cap Tiburon bis zur Insel Saona; beide Küsten, die nördliche und südliche, der so regelmäßig gestalteten Insel Portorico; weniger regelmäßig in Richtung eines Parallels die nördliche Küste von Jamaica, und das Schattenbild der Insel, der Nordrand der Bank la Vibora; die Küste Südamerika's von dem Südost-Cap der Insel Trinidad, welche Columbus von Paria durch die Strömung getrennt glaubte, bis zum Golfo triste bei Porto Cabello; die Nordküsten von Panama und Veragua von der Ensenada de Mandinga bis zum Golf de la Boca del Toro; die Nordküste der Halbinsel Honduras.
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[55/0025] Zu einer anderen, sehr gewagten, aber bestimmter ausgedrückten Hypothese: zu der von der Existenz noch unentdeckter östlicher Inseln; von einer gegen Osten verlängerten Kette der Großen Antillen, die sich auf 400 Seemeilen den canarischen Inseln näherten, wurde der Admiral durch eine große Anhäufung von Seetang (Sargasso, varec) geleitet, die er an der Nordküste von Haiti, in dem Meerbusen von Samana (damals Golfo de las Flechas), fand. „Diese Kräuter“, sagt er im Tagebuche der ersten Reise (15 Januar 1493), „waren denen ganz gleich, welche er im Ocean angetroffen, als er Guanahani entdeckte. Sie beweisen die Verlängerung der Inseln, die er aufgefunden, 1 1 welche sich auf die Richtung und Gestalt der Küsten beziehen, und in dem Zusatz: »que son en contrario de los otros dichos vientos«, nicht ganz von erwünschter Klarheit. Der nördliche Theil der Insel Cuba, welcher das südliche Ufer des Canal Viejo de Bahama bildet, hat von Matanzas an bis zum östlichsten Cap, zur Santa Maysi, allerdings die Richtung NW in SO. Von dem Baxo de los Colorados, nahe bei dem Cap San Antonio, bis zum Meridian von Matanzas herrscht eine dem Aequinoctial-Strom entgegengesetzte Bewegung der Wasser: fast SW nach NO. Von dem eben genannten Meridian an, dem Theil der Küste von Cuba, welcher dem Cayo de Sal am südwestlichen Theile des Placer de los Roques gegenübersteht, bis Punta Maysi, also fast in dem ganzen Canal Viejo, herrscht der Aequinoctial-Strom: hier von SO nach NW gerichtet. Diesem Aequinoctial Strom, welchen Columbus allgemein immer O-W nennt, entspricht (dies ist seine geognostische Ansicht) ein beträchtlicher Theil der Insel-Contoure, que han comido las aguas. Allerdings haben sehr genau die ost-westliche Richtung (dan testimonio von der Bildungsweise) der südöstliche Theil Cuba's, vom Cabo Maysi bis Cabo Cruz; der ganze Süden Santo Domingo's, vom Cap Tiburon bis zur Insel Saona; beide Küsten, die nördliche und südliche, der so regelmäßig gestalteten Insel Portorico; weniger regelmäßig in Richtung eines Parallels die nördliche Küste von Jamaica, und das Schattenbild der Insel, der Nordrand der Bank la Vibora; die Küste Südamerika's von dem Südost-Cap der Insel Trinidad, welche Columbus von Paria durch die Strömung getrennt glaubte, bis zum Golfo triste bei Porto Cabello; die Nordküsten von Panama und Veragua von der Ensenada de Mandinga bis zum Golf de la Boca del Toro; die Nordküste der Halbinsel Honduras.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/25>, abgerufen am 20.04.2024.