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Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.

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Schifffahrten, welche vor ihm in dem atlantischen Meere unternommen worden waren, hatten sich theils sehr wenig von den Küsten entfernt; theils waren dieselben auf Reisen nach der nördlichen Westküste von Afrika, nach den canarischen Inseln und den Azoren, nach Island und den Shetland-Inseln: also auf die außer-tropische Zone, beschränkt. Auf seiner ersten Entdeckungsreise hatte Columbus, wahrscheinlich durch Toscanelli in der Richtung seines Weges bestimmt, die Tropen-Region erst in einer Entfernung von 900 geographischen Meilen berührt. Seine Gefährten waren durch die so gleichmäßig aus Osten und Nordosten wehenden Winde, nicht durch den Glauben an die ost-westliche Aequinoctial-Strömung, für die Rückkehr nach Spanien besorgt gemacht. Erst in dem Berichte über die dritte Entdeckungsreise, auf welcher Columbus am weitesten gegen Süden vordrang und sich vom Meridian der canarischen Inseln an ununterbrochen jenseits des Wendekreises hielt, erkennen wir aus den übrig gebliebenen Documenten (die eigentlichen Tagebücher1 sind nicht auf uns gekommen, bisher nicht

nach der einen Correctur
auf S. 50 kann der Bogen
abgezogen werden
B

1 Das sogenannte Tagebuch der ersten Reise des Columbus, welches in den Archiven des Herzogs von Infantado gefunden, zuerst von Navarrete veröffentlicht wurde, ist allerdings von großer Wichtigkeit; aber doch nur ein unvollständiger Auszug, den Bartolome de las Casas, der Bischof von Chiapa, mit eigener Hand aus dem Original-Tagebuche des Entdeckers zu seinem Gebrauche gemacht hatte. Siehe meinen Aufsatz: sur les ecrits de Christophe Colomb in dem Examen critique de l'histoire de la Geographie aux quinzieme et seizieme siecles T. II p. 339 - 344. "Der Admiral schrieb auf allen seinen vier Reisen Tag für Tag nieder, was vorgefallen war": sagt der Sohn Don Hernando (Vida del Almirante cap. 14); ja in einem Briefe, den Columbus im Februar 1502 kurz vor der vierten Reise an den Papst richtete, drückt er sein Bedauern aus, noch immer nicht selbst nach Rom gehen zu können, um Sr. Heiligkeit ein Buch zu überreichen, in welchem er alle seine Thaten und Ergebnisse "nach Art der Commentare des Julius Cäsar" beschrieben habe (mi escriptura, la cual tengo para ello, que es en la forma de los Comentarios e uso de Cesar). Siehe Navarrete, Viages que hicieron por ma los Espannoles T. II. Documentos diplom. p. 281.

Schifffahrten, welche vor ihm in dem atlantischen Meere unternommen worden waren, hatten sich theils sehr wenig von den Küsten entfernt; theils waren dieselben auf Reisen nach der nördlichen Westküste von Afrika, nach den canarischen Inseln und den Azoren, nach Island und den Shetland-Inseln: also auf die außer-tropische Zone, beschränkt. Auf seiner ersten Entdeckungsreise hatte Columbus, wahrscheinlich durch Toscanelli in der Richtung seines Weges bestimmt, die Tropen-Region erst in einer Entfernung von 900 geographischen Meilen berührt. Seine Gefährten waren durch die so gleichmäßig aus Osten und Nordosten wehenden Winde, nicht durch den Glauben an die ost-westliche Aequinoctial-Strömung, für die Rückkehr nach Spanien besorgt gemacht. Erst in dem Berichte über die dritte Entdeckungsreise, auf welcher Columbus am weitesten gegen Süden vordrang und sich vom Meridian der canarischen Inseln an ununterbrochen jenseits des Wendekreises hielt, erkennen wir aus den übrig gebliebenen Documenten (die eigentlichen Tagebücher1 sind nicht auf uns gekommen, bisher nicht

nach der einen Correctur
auf S. 50 kann der Bogen
abgezogen werden
B

1 Das sogenannte Tagebuch der ersten Reise des Columbus, welches in den Archiven des Herzogs von Infantado gefunden, zuerst von Navarrete veröffentlicht wurde, ist allerdings von großer Wichtigkeit; aber doch nur ein unvollständiger Auszug, den Bartolomé de las Casas, der Bischof von Chiapa, mit eigener Hand aus dem Original-Tagebuche des Entdeckers zu seinem Gebrauche gemacht hatte. Siehe meinen Aufsatz: sur les écrits de Christophe Colomb in dem Examen critique de l'histoire de la Géographie aux quinzième et seizième siècles T. II p. 339 – 344. „Der Admiral schrieb auf allen seinen vier Reisen Tag für Tag nieder, was vorgefallen war“: sagt der Sohn Don Hernando (Vida del Almirante cap. 14); ja in einem Briefe, den Columbus im Februar 1502 kurz vor der vierten Reise an den Papst richtete, drückt er sein Bedauern aus, noch immer nicht selbst nach Rom gehen zu können, um Sr. Heiligkeit ein Buch zu überreichen, in welchem er alle seine Thaten und Ergebnisse „nach Art der Commentare des Julius Cäsar“ beschrieben habe (mi escriptura, la cual tengo para ello, que es en la forma de los Comentarios é uso de César). Siehe Navarrete, Viages que hiciéron por ma los Españoles T. II. Documentos diplom. p. 281.
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[49/0019] Schifffahrten, welche vor ihm in dem atlantischen Meere unternommen worden waren, hatten sich theils sehr wenig von den Küsten entfernt; theils waren dieselben auf Reisen nach der nördlichen Westküste von Afrika, nach den canarischen Inseln und den Azoren, nach Island und den Shetland-Inseln: also auf die außer-tropische Zone, beschränkt. Auf seiner ersten Entdeckungsreise hatte Columbus, wahrscheinlich durch Toscanelli in der Richtung seines Weges bestimmt, die Tropen-Region erst in einer Entfernung von 900 geographischen Meilen berührt. Seine Gefährten waren durch die so gleichmäßig aus Osten und Nordosten wehenden Winde, nicht durch den Glauben an die ost-westliche Aequinoctial-Strömung, für die Rückkehr nach Spanien besorgt gemacht. Erst in dem Berichte über die dritte Entdeckungsreise, auf welcher Columbus am weitesten gegen Süden vordrang und sich vom Meridian der canarischen Inseln an ununterbrochen jenseits des Wendekreises hielt, erkennen wir aus den übrig gebliebenen Documenten (die eigentlichen Tagebücher 1 sind nicht auf uns gekommen, bisher nicht nach der einen Correctur auf S. 50 kann der Bogen abgezogen werden B 1 Das sogenannte Tagebuch der ersten Reise des Columbus, welches in den Archiven des Herzogs von Infantado gefunden, zuerst von Navarrete veröffentlicht wurde, ist allerdings von großer Wichtigkeit; aber doch nur ein unvollständiger Auszug, den Bartolomé de las Casas, der Bischof von Chiapa, mit eigener Hand aus dem Original-Tagebuche des Entdeckers zu seinem Gebrauche gemacht hatte. S. meinen Aufsatz: sur les écrits de Christophe Colomb in dem Examen critique de l'histoire de la Géographie aux quinzième et seizième siècles T. II p. 339 – 344. „Der Admiral schrieb auf allen seinen vier Reisen Tag für Tag nieder, was vorgefallen war“: sagt der Sohn Don Hernando (Vida del Almirante cap. 14); ja in einem Briefe, den Columbus im Februar 1502 kurz vor der vierten Reise an den Papst richtete, drückt er sein Bedauern aus, noch immer nicht selbst nach Rom gehen zu können, um Sr. Heiligkeit ein Buch zu überreichen, in welchem er alle seine Thaten und Ergebnisse „nach Art der Commentare des Julius Cäsar“ beschrieben habe (mi escriptura, la cual tengo para ello, que es en la forma de los Comentarios é uso de César). S. Navarrete, Viages que hiciéron por ma los Españoles T. II. Documentos diplom. p. 281.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/19>, abgerufen am 18.04.2024.