Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.

Bild:
<< vorherige Seite

verhüllen: so am Eingange des englischen und des St. George-Canals, in der Rennells-Strömung; so in der Bucht von Gascogne und an den portugiesischen Küsten. Diese Störungen, welche in gewissen Jahren eintreten, haben bisweilen zu einem bequemen Abläugnen merkwürdiger, in ihren Causal-Verhältnissen freilich noch dunkler Naturgesetze verführt.

Der warme Golfstrom ist von beiden Seiten eingeschlossen und in seiner Richtung bedingt durch die gegenwirkende Treibkraft zweier kalter Ströme. Der eine kommt unmittelbar von Norden durch die Davis-Straße herab; der andere, von O nach W gerichtet, hat seinen Ursprung im Osten des Meridians der azorischen Inseln. Bei beiden wird das Wort Kälte nur in Beziehung auf die Temperatur des nahen Golfstromes gebraucht.

Wenn gleich sehr früh schon die Richtung, in welcher im Frühjahr und Anfang des Sommers große Eismassen an die Küsten der Insel Neufundland und über die große Bank desselben Namens gen Süden getrieben werden, die arctische Strömung hatte erkennen lassen; so wurde ihre locale Verbreitung doch oft durch die, viel später entdeckte, kälteerregende Eigenschaft der Untiefen, welche die Küsten begleiten, verhüllt. In diesem Zustande unklaren Wissens fand ich die Meinungen, als ich die Vereinigten Staaten von Nordamerika verließ und mich, durch eigene Beobachtungen angeregt, so viele Jahre lang mit diesem wichtigen Gegenstande beschäftigte. Herrn Redfield kommt hauptsächlich das Verdienst zu im Jahr 1838 versucht zu haben den Arctic Current in seiner Allgemeinheit darzustellen. Das unerwartete Licht, welches in der neuesten Zeit die kühnen Nordpol-Expeditionen der Engländer über die vielgestaltige Configuration der zerstückelten Länder im Westen der Davis-Straße und der Baffinsbai verbreitet haben, erlaubt den Ursprung

verhüllen: so am Eingange des englischen und des St. George-Canals, in der Rennells-Strömung; so in der Bucht von Gascogne und an den portugiesischen Küsten. Diese Störungen, welche in gewissen Jahren eintreten, haben bisweilen zu einem bequemen Abläugnen merkwürdiger, in ihren Causal-Verhältnissen freilich noch dunkler Naturgesetze verführt.

Der warme Golfstrom ist von beiden Seiten eingeschlossen und in seiner Richtung bedingt durch die gegenwirkende Treibkraft zweier kalter Ströme. Der eine kommt unmittelbar von Norden durch die Davis-Straße herab; der andere, von O nach W gerichtet, hat seinen Ursprung im Osten des Meridians der azorischen Inseln. Bei beiden wird das Wort Kälte nur in Beziehung auf die Temperatur des nahen Golfstromes gebraucht.

Wenn gleich sehr früh schon die Richtung, in welcher im Frühjahr und Anfang des Sommers große Eismassen an die Küsten der Insel Neufundland und über die große Bank desselben Namens gen Süden getrieben werden, die arctische Strömung hatte erkennen lassen; so wurde ihre locale Verbreitung doch oft durch die, viel später entdeckte, kälteerregende Eigenschaft der Untiefen, welche die Küsten begleiten, verhüllt. In diesem Zustande unklaren Wissens fand ich die Meinungen, als ich die Vereinigten Staaten von Nordamerika verließ und mich, durch eigene Beobachtungen angeregt, so viele Jahre lang mit diesem wichtigen Gegenstande beschäftigte. Herrn Redfield kommt hauptsächlich das Verdienst zu im Jahr 1838 versucht zu haben den Arctic Current in seiner Allgemeinheit darzustellen. Das unerwartete Licht, welches in der neuesten Zeit die kühnen Nordpol-Expeditionen der Engländer über die vielgestaltige Configuration der zerstückelten Länder im Westen der Davis-Straße und der Baffinsbai verbreitet haben, erlaubt den Ursprung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <p><pb facs="#f0106" n="136"/>
verhüllen: so am Eingange des englischen und des St. George-Canals, in der Rennells-Strömung; so in der Bucht von Gascogne und an den <placeName>portugiesischen Küsten</placeName>. Diese Störungen, welche in gewissen Jahren eintreten, haben bisweilen zu einem bequemen Abläugnen merkwürdiger, in ihren Causal-Verhältnissen freilich noch dunkler Naturgesetze verführt.</p><lb/>
            <p>Der warme Golfstrom ist von beiden Seiten eingeschlossen und in seiner Richtung bedingt durch die gegenwirkende Treibkraft zweier kalter Ströme. Der eine kommt unmittelbar von Norden durch die <placeName>Davis-Straße</placeName> herab; der andere, von O nach W gerichtet, hat seinen Ursprung im Osten des Meridians der <placeName>azorischen Inseln</placeName>. Bei beiden wird das Wort <hi rendition="#g">Kälte</hi> nur in Beziehung auf die Temperatur des nahen <placeName>Golfstromes</placeName> gebraucht.</p><lb/>
            <p>Wenn gleich sehr früh schon die Richtung, in welcher im Frühjahr und Anfang des Sommers große Eismassen an die Küsten der Insel <placeName>Neufundland</placeName> und über die große Bank desselben Namens gen Süden getrieben werden, die arctische Strömung hatte erkennen lassen; so wurde ihre locale Verbreitung doch oft durch die, viel später entdeckte, kälteerregende Eigenschaft der Untiefen, welche die Küsten begleiten, verhüllt. In diesem Zustande unklaren Wissens fand ich die Meinungen, als ich die <placeName>Vereinigten Staaten von Nordamerika</placeName> verließ und mich, durch eigene Beobachtungen angeregt, so viele Jahre lang mit diesem wichtigen Gegenstande beschäftigte. Herrn <persName>Redfield</persName> kommt hauptsächlich das Verdienst zu im Jahr 1838 versucht zu haben den <hi rendition="#aq">Arctic Current</hi> in seiner Allgemeinheit darzustellen. Das unerwartete Licht, welches in der neuesten Zeit die kühnen Nordpol-Expeditionen der <placeName>Engländer</placeName> über die vielgestaltige Configuration der zerstückelten Länder im Westen der Davis-Straße und der Baffinsbai verbreitet haben, erlaubt den Ursprung<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0106] verhüllen: so am Eingange des englischen und des St. George-Canals, in der Rennells-Strömung; so in der Bucht von Gascogne und an den portugiesischen Küsten. Diese Störungen, welche in gewissen Jahren eintreten, haben bisweilen zu einem bequemen Abläugnen merkwürdiger, in ihren Causal-Verhältnissen freilich noch dunkler Naturgesetze verführt. Der warme Golfstrom ist von beiden Seiten eingeschlossen und in seiner Richtung bedingt durch die gegenwirkende Treibkraft zweier kalter Ströme. Der eine kommt unmittelbar von Norden durch die Davis-Straße herab; der andere, von O nach W gerichtet, hat seinen Ursprung im Osten des Meridians der azorischen Inseln. Bei beiden wird das Wort Kälte nur in Beziehung auf die Temperatur des nahen Golfstromes gebraucht. Wenn gleich sehr früh schon die Richtung, in welcher im Frühjahr und Anfang des Sommers große Eismassen an die Küsten der Insel Neufundland und über die große Bank desselben Namens gen Süden getrieben werden, die arctische Strömung hatte erkennen lassen; so wurde ihre locale Verbreitung doch oft durch die, viel später entdeckte, kälteerregende Eigenschaft der Untiefen, welche die Küsten begleiten, verhüllt. In diesem Zustande unklaren Wissens fand ich die Meinungen, als ich die Vereinigten Staaten von Nordamerika verließ und mich, durch eigene Beobachtungen angeregt, so viele Jahre lang mit diesem wichtigen Gegenstande beschäftigte. Herrn Redfield kommt hauptsächlich das Verdienst zu im Jahr 1838 versucht zu haben den Arctic Current in seiner Allgemeinheit darzustellen. Das unerwartete Licht, welches in der neuesten Zeit die kühnen Nordpol-Expeditionen der Engländer über die vielgestaltige Configuration der zerstückelten Länder im Westen der Davis-Straße und der Baffinsbai verbreitet haben, erlaubt den Ursprung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/106
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/106>, abgerufen am 08.05.2024.