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Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.

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zugleich die Westküste von Galicien und Portugal berührend. Dieser Zweig ist es, welcher wegen seiner erhöhten Temperatur 1776 von Dr. Franklin erkannt worden ist, und welcher, nachdem er in östlicher Richtung der ganzen Nordküste Spaniens bis San Sebastian gefolgt ist, sich plötzlich nach Norden und Nord-Nord-West wendet, von Bayonne und der Mündung der Garonne bis Oleron und zu den kleinen Quessant-Inseln an der Westspitze der Halbinsel Bretagne. Für die hier bezeichnete Gegend wird der Name des Golfs von Biscaya verallgemeinert. Franklin verkündigte, und bei seiner Fahrt gewiß mit Recht, daß er von Philadelphia an bis nach der Westküste von Frankreich ununterbrochen in den warmen Wassern des Golfstroms sich befunden habe. Wichtige Beobachtungen von Sabine haben die Entdeckung Franklin's, welche man bloß einer Wirkung langewehender Südwest-Winde zuschrieb, vollkommen bestätigt. Franklin befand sich nur an der nördlichen Grenze des an die europäische Küste anlangenden Golfstroms, während daß Sabine in das Centrum desselben gelangte, die warme Strömung von NNO in SSW durchschneidend: da, wo er etwas nordwestlich von Lissabon (in lat. 39°) die höchste Temperatur fand.1

Sehr materielle Beweise der Verbreitung des Golfstromes nach der Bucht von Biscaya gewährt auch noch der Umstand, daß

1 Vergleiche Rennell, Investig. of Currents p. 274, 284 und 286. Der in seinen Untersuchungen immer gründliche und darum so vorsichtige Mann hält die Erstreckung des Golfstroms bis zu den europäischen Küsten nur für ein seltenes, von einer temporären, außerordentlichen Stärke und Schnelligkeit des Golfstromes an der amerikanischen Seite abhängiges Phänomen (p. 204, 235 - 238). Vergleiche damit Sabine, Pendul. Exper. p. 431-434. Obgleich die Reise dieses Beobachters in die kälteste Jahreszeit (Anfang Januar) fiel, so hatten die Wasser, welche man für Wasser des Golfstroms ansprechen könnte, doch (lat. 38° 54', long. 15° 40') eine Wärme von 16°,4, wenn man außerhalb des Stroms nur 10°,8 bis 12°,8 fand.

zugleich die Westküste von Galicien und Portugal berührend. Dieser Zweig ist es, welcher wegen seiner erhöhten Temperatur 1776 von Dr. Franklin erkannt worden ist, und welcher, nachdem er in östlicher Richtung der ganzen Nordküste Spaniens bis San Sebastian gefolgt ist, sich plötzlich nach Norden und Nord-Nord-West wendet, von Bayonne und der Mündung der Garonne bis Oleron und zu den kleinen Quessant-Inseln an der Westspitze der Halbinsel Bretagne. Für die hier bezeichnete Gegend wird der Name des Golfs von Biscaya verallgemeinert. Franklin verkündigte, und bei seiner Fahrt gewiß mit Recht, daß er von Philadelphia an bis nach der Westküste von Frankreich ununterbrochen in den warmen Wassern des Golfstroms sich befunden habe. Wichtige Beobachtungen von Sabine haben die Entdeckung Franklin's, welche man bloß einer Wirkung langewehender Südwest-Winde zuschrieb, vollkommen bestätigt. Franklin befand sich nur an der nördlichen Grenze des an die europäische Küste anlangenden Golfstroms, während daß Sabine in das Centrum desselben gelangte, die warme Strömung von NNO in SSW durchschneidend: da, wo er etwas nordwestlich von Lissabon (in lat. 39°) die höchste Temperatur fand.1

Sehr materielle Beweise der Verbreitung des Golfstromes nach der Bucht von Biscaya gewährt auch noch der Umstand, daß

1 Vergleiche Rennell, Investig. of Currents p. 274, 284 und 286. Der in seinen Untersuchungen immer gründliche und darum so vorsichtige Mann hält die Erstreckung des Golfstroms bis zu den europäischen Küsten nur für ein seltenes, von einer temporären, außerordentlichen Stärke und Schnelligkeit des Golfstromes an der amerikanischen Seite abhängiges Phänomen (p. 204, 235 – 238). Vergleiche damit Sabine, Pendul. Exper. p. 431–434. Obgleich die Reise dieses Beobachters in die kälteste Jahreszeit (Anfang Januar) fiel, so hatten die Wasser, welche man für Wasser des Golfstroms ansprechen könnte, doch (lat. 38° 54′, long. 15° 40′) eine Wärme von 16°,4, wenn man außerhalb des Stroms nur 10°,8 bis 12°,8 fand.
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[133/0103] zugleich die Westküste von Galicien und Portugal berührend. Dieser Zweig ist es, welcher wegen seiner erhöhten Temperatur 1776 von Dr. Franklin erkannt worden ist, und welcher, nachdem er in östlicher Richtung der ganzen Nordküste Spaniens bis San Sebastian gefolgt ist, sich plötzlich nach Norden und Nord-Nord-West wendet, von Bayonne und der Mündung der Garonne bis Oleron und zu den kleinen Quessant-Inseln an der Westspitze der Halbinsel Bretagne. Für die hier bezeichnete Gegend wird der Name des Golfs von Biscaya verallgemeinert. Franklin verkündigte, und bei seiner Fahrt gewiß mit Recht, daß er von Philadelphia an bis nach der Westküste von Frankreich ununterbrochen in den warmen Wassern des Golfstroms sich befunden habe. Wichtige Beobachtungen von Sabine haben die Entdeckung Franklin's, welche man bloß einer Wirkung langewehender Südwest-Winde zuschrieb, vollkommen bestätigt. Franklin befand sich nur an der nördlichen Grenze des an die europäische Küste anlangenden Golfstroms, während daß Sabine in das Centrum desselben gelangte, die warme Strömung von NNO in SSW durchschneidend: da, wo er etwas nordwestlich von Lissabon (in lat. 39°) die höchste Temperatur fand. 1 Sehr materielle Beweise der Verbreitung des Golfstromes nach der Bucht von Biscaya gewährt auch noch der Umstand, daß 1 Vergl. Rennell, Investig. of Currents p. 274, 284 und 286. Der in seinen Untersuchungen immer gründliche und darum so vorsichtige Mann hält die Erstreckung des Golfstroms bis zu den europäischen Küsten nur für ein seltenes, von einer temporären, außerordentlichen Stärke und Schnelligkeit des Golfstromes an der amerikanischen Seite abhängiges Phänomen (p. 204, 235 – 238). Vergl. damit Sabine, Pendul. Exper. p. 431–434. Obgleich die Reise dieses Beobachters in die kälteste Jahreszeit (Anfang Januar) fiel, so hatten die Wasser, welche man für Wasser des Golfstroms ansprechen könnte, doch (lat. 38° 54′, long. 15° 40′) eine Wärme von 16°,4, wenn man außerhalb des Stroms nur 10°,8 bis 12°,8 fand.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/103>, abgerufen am 28.11.2024.