Humboldt, Alexander von: Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung. Bd. 3. Stuttgart u. a., 1850.cap. 7, 10 gewährt wenigstens den Vortheil, uns zu lehren, daß dieses Werk geschrieben wurde, als Aristoteles wenigstens 44 Jahr alt war. Auffallend hat es mir immer geschienen, daß der große Mann, da er zur Zeit des Erdbebens von Achaja und der Erscheinung des großen Cometen im Orion, mit einem Schweif von 60° Länge, schon 14 Jahr alt war, mit so wenig Lebendigkeit von einem so glänzenden Gegenstande spricht, und sich begnügt ihn unter die Cometen zu zählen, "die zu seiner Zeit gesehen wurden". Die Verwunderung steigt, wenn man in demselben Capitel erwähnt findet, er habe etwas neblichtes, ja eine schwache Mähne (kome), um einen Fixstern in dem Hüftbein des Hundes (vielleicht Procyon im Kleinen Hunde) mit eigenen Augen gesehn (Meteorol. I. 6, 9). Auch spricht Aristoteles (I. 6, 11) von seiner Beobachtung der Bedeckung eines Sterns in den Zwillingen durch die Scheibe des Jupiter. Was die dunstige Mähne oder Nebelumhüllung des Procyon (?) betrifft, so erinnert sie mich an eine Erscheinung, von der mehrmals in den alt-mexicanischen Reichs-Annalen nach dem Codex Tellerianus die Rede ist. "Dieses Jahr", heißt es darin, "dampfte (rauchte) wieder Citlalcholoa", der Planet Venus, auch Tlazoteotl im Aztekischen genannt (s. meine Vues des Cordilleres T. II. p. 303): wahrscheinlich am griechischen wie am mexicanischen Himmel ein Phänomen atmosphärischer Strahlenbrechung, die Erscheinung kleiner Stern-Höfe (halones). 13 (S. 563.) Eduard Biot in den Comptes rendus T. XVI. 1843 p. 751. 14 (S. 564.) Galle in dem Anhange zu Olbers Cometenbahnen S. 221 No. 130. (Ueber den wahrscheinlichen Durchgang des zweischweifigen Cometen von 1823 s. Edinb. Rev. 1848 No. 175 p. 193.) -- Die kurz vorher im Text angeführte Abhandlung, die wahren Elemente des Cometen von 1680 enthaltend, vernichtet Halley's phantastische Idee, nach welcher derselbe bei einem vorausgesetzten Umlaufe von 575 Jahren zu allen großen Epochen der Menschengeschichte: zur Zeit der Sündfluth nach hebräischen Sagen, im Zeitalter des Ogyges nach griechischen Sagen, im trojanischen Kriege, bei der Zerstörung von Niniveh, bei dem Tode von Julius Cäsar u. s. w., erschienen sei. Die Umlaufszeit ergiebt sich aus Encke's Berechnung zu 8814 Jahren. Seine geringste Entfernung von der Oberfläche der Sonne war am 17 Dec. 1680 nur 32000 cap. 7, 10 gewährt wenigstens den Vortheil, uns zu lehren, daß dieses Werk geschrieben wurde, als Aristoteles wenigstens 44 Jahr alt war. Auffallend hat es mir immer geschienen, daß der große Mann, da er zur Zeit des Erdbebens von Achaja und der Erscheinung des großen Cometen im Orion, mit einem Schweif von 60° Länge, schon 14 Jahr alt war, mit so wenig Lebendigkeit von einem so glänzenden Gegenstande spricht, und sich begnügt ihn unter die Cometen zu zählen, „die zu seiner Zeit gesehen wurden“. Die Verwunderung steigt, wenn man in demselben Capitel erwähnt findet, er habe etwas neblichtes, ja eine schwache Mähne (κόμη), um einen Fixstern in dem Hüftbein des Hundes (vielleicht Procyon im Kleinen Hunde) mit eigenen Augen gesehn (Meteorol. I. 6, 9). Auch spricht Aristoteles (I. 6, 11) von seiner Beobachtung der Bedeckung eines Sterns in den Zwillingen durch die Scheibe des Jupiter. Was die dunstige Mähne oder Nebelumhüllung des Procyon (?) betrifft, so erinnert sie mich an eine Erscheinung, von der mehrmals in den alt-mexicanischen Reichs-Annalen nach dem Codex Tellerianus die Rede ist. „Dieses Jahr“, heißt es darin, „dampfte (rauchte) wieder Citlalcholoa“, der Planet Venus, auch Tlazoteotl im Aztekischen genannt (s. meine Vues des Cordillères T. II. p. 303): wahrscheinlich am griechischen wie am mexicanischen Himmel ein Phänomen atmosphärischer Strahlenbrechung, die Erscheinung kleiner Stern-Höfe (halones). 13 (S. 563.) Eduard Biot in den Comptes rendus T. XVI. 1843 p. 751. 14 (S. 564.) Galle in dem Anhange zu Olbers Cometenbahnen S. 221 No. 130. (Ueber den wahrscheinlichen Durchgang des zweischweifigen Cometen von 1823 s. Edinb. Rev. 1848 No. 175 p. 193.) — Die kurz vorher im Text angeführte Abhandlung, die wahren Elemente des Cometen von 1680 enthaltend, vernichtet Halley's phantastische Idee, nach welcher derselbe bei einem vorausgesetzten Umlaufe von 575 Jahren zu allen großen Epochen der Menschengeschichte: zur Zeit der Sündfluth nach hebräischen Sagen, im Zeitalter des Ogyges nach griechischen Sagen, im trojanischen Kriege, bei der Zerstörung von Niniveh, bei dem Tode von Julius Cäsar u. s. w., erschienen sei. Die Umlaufszeit ergiebt sich aus Encke's Berechnung zu 8814 Jahren. Seine geringste Entfernung von der Oberfläche der Sonne war am 17 Dec. 1680 nur 32000 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <note xml:id="ftn656-text" prev="ftn656" place="end" n="12"><pb facs="#f0588" n="581"/> cap. 7, 10 gewährt wenigstens den Vortheil, uns zu lehren, daß dieses Werk geschrieben wurde, als Aristoteles wenigstens 44 Jahr alt war. Auffallend hat es mir immer geschienen, daß der große Mann, da er zur Zeit des Erdbebens von Achaja und der Erscheinung des großen Cometen im Orion, mit einem Schweif von 60° Länge, schon 14 Jahr alt war, mit so wenig Lebendigkeit von einem so glänzenden Gegenstande spricht, und sich begnügt ihn unter die Cometen zu zählen, „die zu seiner Zeit gesehen wurden“. Die Verwunderung steigt, wenn man in demselben Capitel erwähnt findet, er habe etwas neblichtes, ja eine schwache Mähne (<hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">κόμη</foreign></hi>), um einen Fixstern in dem <hi rendition="#g">Hüftbein des Hundes</hi> (vielleicht Procyon im Kleinen Hunde) mit eigenen Augen gesehn <hi rendition="#g">(Meteorol.</hi> I. 6, 9). Auch spricht Aristoteles (I. 6, 11) von seiner Beobachtung der Bedeckung eines Sterns in den Zwillingen durch die Scheibe des Jupiter. 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¹² cap. 7, 10 gewährt wenigstens den Vortheil, uns zu lehren, daß dieses Werk geschrieben wurde, als Aristoteles wenigstens 44 Jahr alt war. Auffallend hat es mir immer geschienen, daß der große Mann, da er zur Zeit des Erdbebens von Achaja und der Erscheinung des großen Cometen im Orion, mit einem Schweif von 60° Länge, schon 14 Jahr alt war, mit so wenig Lebendigkeit von einem so glänzenden Gegenstande spricht, und sich begnügt ihn unter die Cometen zu zählen, „die zu seiner Zeit gesehen wurden“. Die Verwunderung steigt, wenn man in demselben Capitel erwähnt findet, er habe etwas neblichtes, ja eine schwache Mähne (κόμη), um einen Fixstern in dem Hüftbein des Hundes (vielleicht Procyon im Kleinen Hunde) mit eigenen Augen gesehn (Meteorol. I. 6, 9). Auch spricht Aristoteles (I. 6, 11) von seiner Beobachtung der Bedeckung eines Sterns in den Zwillingen durch die Scheibe des Jupiter. Was die dunstige Mähne oder Nebelumhüllung des Procyon (?) betrifft, so erinnert sie mich an eine Erscheinung, von der mehrmals in den alt-mexicanischen Reichs-Annalen nach dem Codex Tellerianus die Rede ist. „Dieses Jahr“, heißt es darin, „dampfte (rauchte) wieder Citlalcholoa“, der Planet Venus, auch Tlazoteotl im Aztekischen genannt (s. meine Vues des Cordillères T. II. p. 303): wahrscheinlich am griechischen wie am mexicanischen Himmel ein Phänomen atmosphärischer Strahlenbrechung, die Erscheinung kleiner Stern-Höfe (halones).
¹³ (S. 563.) Eduard Biot in den Comptes rendus T. XVI. 1843 p. 751.
¹⁴ (S. 564.) Galle in dem Anhange zu Olbers Cometenbahnen S. 221 No. 130. (Ueber den wahrscheinlichen Durchgang des zweischweifigen Cometen von 1823 s. Edinb. Rev. 1848 No. 175 p. 193.) — Die kurz vorher im Text angeführte Abhandlung, die wahren Elemente des Cometen von 1680 enthaltend, vernichtet Halley's phantastische Idee, nach welcher derselbe bei einem vorausgesetzten Umlaufe von 575 Jahren zu allen großen Epochen der Menschengeschichte: zur Zeit der Sündfluth nach hebräischen Sagen, im Zeitalter des Ogyges nach griechischen Sagen, im trojanischen Kriege, bei der Zerstörung von Niniveh, bei dem Tode von Julius Cäsar u. s. w., erschienen sei. Die Umlaufszeit ergiebt sich aus Encke's Berechnung zu 8814 Jahren. Seine geringste Entfernung von der Oberfläche der Sonne war am 17 Dec. 1680 nur 32000
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Zitationshilfe: | Humboldt, Alexander von: Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung. Bd. 3. Stuttgart u. a., 1850, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_kosmos03_1850/588>, abgerufen am 19.07.2024. |