Humboldt, Alexander von: Ueber vormalige Tropenwärme in nördlichen Breiten, isothermische Linien etc.; aus einem Briefe an den Herausgeber. In: Archiv für die gesammte Naturlehre, Bd. 1 (1824), S. 329-334.Kastner Breiten (Farnkräuter und Rhinoceros in Sibi-rien etc.) sagen, hat meinen Freund Gay - Lussac und mich besonders interessirt, indem Ihre Erklä- rung unabhängig von der häufig beliebten Annahme einer gewaltsamen Veränderung der Neigung der Erdaxe zu seyn scheint. Sie schreiben "die hohe Temperatur z. B. des alten Meeres, dem großen Luftdrucke, der Dichtigkeit des vormaligen Luft- kreises und der großen Stralenbrechung zu." Da aber die Verdichtung und Verdünnung der Luft, während des Acts der Druckveränderung nur eine vorübergehende Temperaturveränderung hervor- bringt, und da in der verdichteten Luft auch die In- tensität jenes Lichts, welches die Wärme der alten Erde hervorbringen soll, abnimmt, so ist uns die eigentliche Ursache der alten nordischen Tropen- wärme (an der ich sonst keinesweges zweifle) nicht ganz klar geworden. Es würde uns freuen, wenn Sie einige Augenblicke der Muße, einer ausführli- cheren Erläuterung Ihrer Ansicht widmen wollten; der Gegenstand ist in der That von unendlicher Wichtigkeit etc. Indem ich an einer neuen Ausgabe der iso- Kastner Breiten (Farnkräuter und Rhinoceros in Sibi-rien etc.) sagen, hat meinen Freund Gay - Lussac und mich besonders interessirt, indem Ihre Erklä- rung unabhängig von der häufig beliebten Annahme einer gewaltsamen Veränderung der Neigung der Erdaxe zu seyn scheint. Sie schreiben „die hohe Temperatur z. B. des alten Meeres, dem großen Luftdrucke, der Dichtigkeit des vormaligen Luft- kreises und der großen Stralenbrechung zu.“ Da aber die Verdichtung und Verdünnung der Luft, während des Acts der Druckveränderung nur eine vorübergehende Temperaturveränderung hervor- bringt, und da in der verdichteten Luft auch die In- tensität jenes Lichts, welches die Wärme der alten Erde hervorbringen soll, abnimmt, so ist uns die eigentliche Ursache der alten nordischen Tropen- wärme (an der ich sonst keinesweges zweifle) nicht ganz klar geworden. Es würde uns freuen, wenn Sie einige Augenblicke der Muße, einer ausführli- cheren Erläuterung Ihrer Ansicht widmen wollten; der Gegenstand ist in der That von unendlicher Wichtigkeit etc. Indem ich an einer neuen Ausgabe der iso- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0003" n="330"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Kastner</hi></fw><lb/><hi rendition="#g">Breiten</hi> (Farnkräuter und Rhinoceros in Sibi-<lb/> rien etc.) sagen, hat meinen Freund <hi rendition="#g">Gay - Lussac</hi><lb/> und mich besonders interessirt, indem Ihre Erklä-<lb/> rung unabhängig von der häufig beliebten Annahme<lb/> einer gewaltsamen Veränderung der Neigung der<lb/> Erdaxe zu seyn scheint. Sie schreiben „die hohe<lb/> Temperatur z. B. des alten Meeres, dem großen<lb/> Luftdrucke, der Dichtigkeit des vormaligen Luft-<lb/> kreises und der großen Stralenbrechung zu.“ Da<lb/> aber die Verdichtung und Verdünnung der Luft,<lb/> während des Acts der Druckveränderung nur eine<lb/><hi rendition="#g">vorübergehende</hi> Temperaturveränderung hervor-<lb/> bringt, und da in der verdichteten Luft auch die In-<lb/> tensität jenes Lichts, welches die Wärme der alten<lb/> Erde hervorbringen soll, abnimmt, so ist uns die<lb/> eigentliche Ursache der alten nordischen Tropen-<lb/> wärme (an der ich sonst keinesweges zweifle) nicht<lb/> ganz klar geworden. Es würde uns freuen, wenn<lb/> Sie einige Augenblicke der Muße, einer ausführli-<lb/> cheren Erläuterung Ihrer Ansicht widmen wollten;<lb/> der Gegenstand ist in der That von unendlicher<lb/> Wichtigkeit etc.</p><lb/> <p>Indem ich an einer neuen Ausgabe der <hi rendition="#g">iso-<lb/> thermischen Linien</hi> arbeite, wünsche ich zur<lb/> Tabelle der mittleren Wärme recht sehr für Deutsch-<lb/> land, Pohlen etc. einige Correctionen und neue Bei-<lb/> träge, blos numerisch (blos die 5 Resultate: mitt-<lb/> lere Wärme des ganzen Jahres, des Winters, Früh-<lb/> lings, Sommers und Herbstes betreffend) zu er-<lb/> halten.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [330/0003]
Kastner
Breiten (Farnkräuter und Rhinoceros in Sibi-
rien etc.) sagen, hat meinen Freund Gay - Lussac
und mich besonders interessirt, indem Ihre Erklä-
rung unabhängig von der häufig beliebten Annahme
einer gewaltsamen Veränderung der Neigung der
Erdaxe zu seyn scheint. Sie schreiben „die hohe
Temperatur z. B. des alten Meeres, dem großen
Luftdrucke, der Dichtigkeit des vormaligen Luft-
kreises und der großen Stralenbrechung zu.“ Da
aber die Verdichtung und Verdünnung der Luft,
während des Acts der Druckveränderung nur eine
vorübergehende Temperaturveränderung hervor-
bringt, und da in der verdichteten Luft auch die In-
tensität jenes Lichts, welches die Wärme der alten
Erde hervorbringen soll, abnimmt, so ist uns die
eigentliche Ursache der alten nordischen Tropen-
wärme (an der ich sonst keinesweges zweifle) nicht
ganz klar geworden. Es würde uns freuen, wenn
Sie einige Augenblicke der Muße, einer ausführli-
cheren Erläuterung Ihrer Ansicht widmen wollten;
der Gegenstand ist in der That von unendlicher
Wichtigkeit etc.
Indem ich an einer neuen Ausgabe der iso-
thermischen Linien arbeite, wünsche ich zur
Tabelle der mittleren Wärme recht sehr für Deutsch-
land, Pohlen etc. einige Correctionen und neue Bei-
träge, blos numerisch (blos die 5 Resultate: mitt-
lere Wärme des ganzen Jahres, des Winters, Früh-
lings, Sommers und Herbstes betreffend) zu er-
halten.
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Zitationshilfe: | Humboldt, Alexander von: Ueber vormalige Tropenwärme in nördlichen Breiten, isothermische Linien etc.; aus einem Briefe an den Herausgeber. In: Archiv für die gesammte Naturlehre, Bd. 1 (1824), S. 329-334, hier S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_kastner_1824/3>, abgerufen am 16.07.2024. |