Humboldt, Alexander von: Gutachten zu Johann Jacob Baeyers „Entwurf zu einer Anfertigung einer guten Karte von den östlichen Provinzen des Preussischen Staates […]“. In: Archiv für Landeskunde der Preußischen Monarchie. Bd. 2. Berlin, 1856, S. [37]-40.von 109000 oder nur 48000 Thlr. jährlich bedürfte, sind in dem Aufsatze so bün- Die auch bei uns so rühmlichst vervollkommnete Lithographie ist bei einem Der endlich einmal zu fassende Entschluß, die Mittel zu gewähren, eine Das Wort "Erschwinglichkeit" ist von sehr relativem Sinne im Staatshaus- von 109000 oder nur 48000 Thlr. jährlich bedürfte, ſind in dem Aufſatze ſo bün- Die auch bei uns ſo rühmlichſt vervollkommnete Lithographie iſt bei einem Der endlich einmal zu faſſende Entſchluß, die Mittel zu gewähren, eine Das Wort „Erſchwinglichkeit“ iſt von ſehr relativem Sinne im Staatshaus- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0005" n="39"/> von 109000 oder nur 48000 Thlr. jährlich bedürfte, ſind in dem Aufſatze ſo bün-<lb/> dig und mit ſo viel Klarheit dargeſtellt, daß ich es für unnütz halte, ſie hier zu<lb/> wiederholen. Jch erlaube mir nur die Bemerkung, daß in den hier bezeichneten<lb/> Koſten der zur Veröffentlichung nach dem Beiſpiel ſo vieler Nachbarſtaaten noth-<lb/> wendige <hi rendition="#g">Kupferſtich</hi> der Landes-Vermeſſung der öſtlichen Provinzen mit 169000 Thlr.<lb/> ſchon inbegriffen iſt. Es werden nach dem Maßſtabe von <hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">80000</hi> an 211 Blätter,<lb/> von ebenſo vielen Kupferplatten abgezogen, entſtehen.</p><lb/> <p>Die auch bei uns ſo rühmlichſt vervollkommnete Lithographie iſt bei einem<lb/> ſo großen, auf den dauernden Nutzen berechneten Unternehmen keineswegs für das<lb/> Ganze vorzuziehen; denn bei dem täuſchenden Vortheil, daß ſie um mehr als die<lb/> Hälfte wohlfeiler iſt, gewährt ſie den unausbleiblichen Nachtheil, daß die bei zuneh-<lb/> mender Cultur entſtehenden Veränderungen der Wege, Straßen und kleinen Waſſer-<lb/> läufe nicht nachgetragen werden können. Da man zu einer neuen Lithographirung<lb/> ſchreiten müßte, ſo würde man, wie in dem Aufſatze erwieſen und in England längſt<lb/> erkannt worden iſt, nicht bloß nach 60 Jahren mehr Unkoſten haben, als gleich<lb/> Anfangs der Kupferſtich erforderte, ſondern man würde auch, während dieſer ganzen<lb/> Zeit, eine mangelhafte und ganz unbrauchbare Karte beſitzen. Für einzelne locale<lb/> Bedürfniſſe, Stadt-Pläne, Ueberſichts-Karten, Pläne von einzelnen Gegenden wird<lb/> die Lithographie immer durch Schnelligkeit und Wohlfeilheit fortfahren, vortreffliche<lb/> Dienſte zu leiſten.</p><lb/> <p>Der endlich einmal zu faſſende Entſchluß, die Mittel zu gewähren, eine<lb/> ſyſtematiſch vorbereitete „Karte der öſtlichen Provinzen“ darzuſtellen, kann bei der<lb/> allgemeinen Regſamkeit, die uns umgiebt und wohlthätig von der Regierung ſelbſt<lb/> veranlaßt wird, keineswegs als eine Befriedigung von einem <hi rendition="#g">wiſſenſchaftlichen<lb/> Luxus</hi> betrachtet werden. „Eine ſolche Aufnahme, ſetzt der General <hi rendition="#g">Baeyer</hi> am<lb/> Schluß ſeines Aufſatzes hinzu, wird nicht bloß alle künftigen Vermeſſungen entbehr-<lb/> lich machen und alle derartigen Arbeiten bei weitem übertreffen, ſondern ſie wird<lb/> auch dem Preußiſchen Staate, den auf dieſem Gebiete leider! verlorenen höchſten<lb/> wiſſenſchaftlichen Standpunkt wieder erobern.“ — Wird die Ausgabe im Augenblick<lb/> für unerſchwinglich gehalten, ſo können vielfache Erſparungen noch eintreten, die all-<lb/> mälich dem Ziele näher führen.</p><lb/> <p>Das Wort „Erſchwinglichkeit“ iſt von ſehr relativem Sinne im Staatshaus-<lb/> halte. — Jn <hi rendition="#g">dem</hi> Betriebe, der ſo glänzend zugenommen hat, ſeitdem die Wiſſen-<lb/> ſchaft, d. h. beſſere Kenntniß der Naturkräfte, in denſelben eingedrungen und zu dem<lb/> ich (als bloß praktiſcher Bergmann) viele Jahre gehört, iſt man ſeit drei Jahrhun-<lb/> derten nie vor großen Unternehmungen zurückgeſchreckt, weil man wußte, durch<lb/><hi rendition="#g">Ausdauer</hi> die Wirkung der Anſtrengung zu vermehren. Arme Grubenbeſitzer haben<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [39/0005]
von 109000 oder nur 48000 Thlr. jährlich bedürfte, ſind in dem Aufſatze ſo bün-
dig und mit ſo viel Klarheit dargeſtellt, daß ich es für unnütz halte, ſie hier zu
wiederholen. Jch erlaube mir nur die Bemerkung, daß in den hier bezeichneten
Koſten der zur Veröffentlichung nach dem Beiſpiel ſo vieler Nachbarſtaaten noth-
wendige Kupferſtich der Landes-Vermeſſung der öſtlichen Provinzen mit 169000 Thlr.
ſchon inbegriffen iſt. Es werden nach dem Maßſtabe von 1/80000 an 211 Blätter,
von ebenſo vielen Kupferplatten abgezogen, entſtehen.
Die auch bei uns ſo rühmlichſt vervollkommnete Lithographie iſt bei einem
ſo großen, auf den dauernden Nutzen berechneten Unternehmen keineswegs für das
Ganze vorzuziehen; denn bei dem täuſchenden Vortheil, daß ſie um mehr als die
Hälfte wohlfeiler iſt, gewährt ſie den unausbleiblichen Nachtheil, daß die bei zuneh-
mender Cultur entſtehenden Veränderungen der Wege, Straßen und kleinen Waſſer-
läufe nicht nachgetragen werden können. Da man zu einer neuen Lithographirung
ſchreiten müßte, ſo würde man, wie in dem Aufſatze erwieſen und in England längſt
erkannt worden iſt, nicht bloß nach 60 Jahren mehr Unkoſten haben, als gleich
Anfangs der Kupferſtich erforderte, ſondern man würde auch, während dieſer ganzen
Zeit, eine mangelhafte und ganz unbrauchbare Karte beſitzen. Für einzelne locale
Bedürfniſſe, Stadt-Pläne, Ueberſichts-Karten, Pläne von einzelnen Gegenden wird
die Lithographie immer durch Schnelligkeit und Wohlfeilheit fortfahren, vortreffliche
Dienſte zu leiſten.
Der endlich einmal zu faſſende Entſchluß, die Mittel zu gewähren, eine
ſyſtematiſch vorbereitete „Karte der öſtlichen Provinzen“ darzuſtellen, kann bei der
allgemeinen Regſamkeit, die uns umgiebt und wohlthätig von der Regierung ſelbſt
veranlaßt wird, keineswegs als eine Befriedigung von einem wiſſenſchaftlichen
Luxus betrachtet werden. „Eine ſolche Aufnahme, ſetzt der General Baeyer am
Schluß ſeines Aufſatzes hinzu, wird nicht bloß alle künftigen Vermeſſungen entbehr-
lich machen und alle derartigen Arbeiten bei weitem übertreffen, ſondern ſie wird
auch dem Preußiſchen Staate, den auf dieſem Gebiete leider! verlorenen höchſten
wiſſenſchaftlichen Standpunkt wieder erobern.“ — Wird die Ausgabe im Augenblick
für unerſchwinglich gehalten, ſo können vielfache Erſparungen noch eintreten, die all-
mälich dem Ziele näher führen.
Das Wort „Erſchwinglichkeit“ iſt von ſehr relativem Sinne im Staatshaus-
halte. — Jn dem Betriebe, der ſo glänzend zugenommen hat, ſeitdem die Wiſſen-
ſchaft, d. h. beſſere Kenntniß der Naturkräfte, in denſelben eingedrungen und zu dem
ich (als bloß praktiſcher Bergmann) viele Jahre gehört, iſt man ſeit drei Jahrhun-
derten nie vor großen Unternehmungen zurückgeſchreckt, weil man wußte, durch
Ausdauer die Wirkung der Anſtrengung zu vermehren. Arme Grubenbeſitzer haben
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