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Humboldt, Alexander von: Alexanders von Humboldt Gutachten über die Herantreibung des Meissner Stollns in die Freiberger Erzrefier. In: Herder, S. A. W. Frh von: Der tiefe Meissner Erbstolln. Leipzig, 1838, S. CXIII-CXXIV.

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zu schätzen ist: die Gänge der, wegen nicht zu gewältigender Grundwasser ruhenden Gruben,
von denen bestimmte Nachrichten vorhanden sind, liefern bis zu denselben Tiefen noch für
49300000 Thaler Erze; zusammen für 91100000 Thaler Erze sind hier noch in dem Schoosse der
Erde enthalten, ebensoviel, als demselben in den letzten drei Jahrhunderten entzogen wor-
den ist.

Der Meissner Stolln wird daher auf einen sehr genau gekannten Gegenstand gerichtet, keine
Unsicherheit waltet über das, was er finden wird. Die drei, zur allgemeinen Beförderung des
Freiberger Bergbaues aus landesherrlichen Kassen getriebenen Stolln, der Thalersberger, Thurm-
höfer und alte tiefe Fürstenstolln liefern die besten Beweise, sie zeigen den Weg, der zu ver-
folgen ist. -- Der tiefe Hülfe Gottes Stolln (Treuer Sachsen Stolln, auf den die Landstände seit
1826 bis 1830 28899 Thaler mit grossem Vorbedacht gewendet haben), nur 15 Lachter tiefer
als der Anner Stolln wird manche Vorbereitung für den grössern Plan erleichtern und einst-
weilen theilweise helfen. Aber schon auf seinem Wege nach Freiberg wird der Meissner Stolln
Nutzen schaffen, und manche Hoffnung liegt hier vor, die zu seiner Ausführung anregt. Der
alte Blei- und Silberbergbau bei Munzig wird durch ein kurzes Flügelort gelöst, der Dürrwiese-
ner Stolln daselbst um 39 Lachter unterteuft. Die Reinsberger Silbererzniederlage (wo die hoff-
nungsreiche Emanuelgrube von 1817-1827 für 21927 Thaler Erze geliefert hat) erhält die Mit-
tel sich zu entwickeln. Ein anderer Stollnflügel schafft der Alten Hoffnung Gottes, dem alten
Bergbau bei Siebenlehn, und selbst weiterhin dem Segen Gottes Erbstolln bei Gersdorf neue
Hülfe.

Welche Aussichten gewährt das nächste Ziel des Stollns bei Freiberg? Der Halsbrückner
Spat (einschliesslich Churprinz in seiner abendlichen Fortsetzung) hat von 1577-1800, in 224
Jahren, 783826 Mark Silber (über 10 Millionen Thaler) nur bis zur vierten Gezeugstrecke ge-
liefert. Auf Churprinz (Ludwiger Spat) halten die Erze in Menge und Gehalt unverändert bis
achte Gezeugstrecke*) aus; auf ein Niedersetzen bis zwölfte Gezeugstrecke ist mit Gewissheit
zu rechnen. Ferner liefert der Halsbrückner Spat mit seiner morgentlichen Fortsetzung in Lo-
renz Gegentrum und mit Einschluss von Churprinz wahrscheinlich noch für 27669400 Thaler
Erze. Dieser Schatz allein würde demnach den Stollnbetrieb von Meissen herauf rechtfertigen

Von Meissen bis Munzig wird das noch ganz unbekannte Sienit- und Thonschiefergebirge
untersucht, bei Scharfenberg und an andern Punkten setzen reiche Silbergänge darin auf; das
Freiberger Gneusgebirge wird in möglichst tiefster Sohle aufgeschlossen, und das Erzmittel so
tief abzubauen sein, als es voraussichtlich niedersetzt; über unbekannte Gebirgstheile wird in
unbekannten Tiefen Belehrung erhalten, und der bergmännischen Thätigkeit noch auf Jahrhun-
derte Nahrung auf diesem Zuge gegeben; das Alles leistet das neue Unternehmen. Die jetzigen
Freiberger Refierstolln hatten Ende 1828 eine offene fahrbare Länge von 744123/4 Lachter (191/2
geographische Meilen) mehr als vier Mal reichte sie hin, von Calais trockenen Fusses unter
dem Meere nach Dover zu gehen. Sie zeigt, was im Laufe der Zeit langsam durch den
Bergbau ausgeführt worden ist. Wer zweifelt, dass die Geldverwendungen auf diese Stolln
zweckmässig waren; ohne sie wäre der Freiberger Bergbau schon seit Jahrhunderten nur nach
dem Rufe ehemaligen Reichthums bekannt. Sollten wir weniger Muth als unsere Vorfahren
haben? Liessen sich die kleinen Schweizer Kantone von dem Anblicke der Hindernisse ab-
schrecken, welche die Alpenstrassen darboten? Die Länge des Meissner Stollns bis zum Lorenz-

*) Seitdem sind die Erze bei voller Gangmächtigkeit bereits bis unter die zehnte Gezeugstrecke niedergebracht
worden, und es ist hiernach alle bergmännische Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass sie bis zu 400 Lachter Saigertiefe
niedersetzen werde.    Anm. d. Herausg.
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Beilage No. XII.
zu schätzen ist: die Gänge der, wegen nicht zu gewältigender Grundwasser ruhenden Gruben,
von denen bestimmte Nachrichten vorhanden sind, liefern bis zu denselben Tiefen noch für
49300000 Thaler Erze; zusammen für 91100000 Thaler Erze sind hier noch in dem Schoosse der
Erde enthalten, ebensoviel, als demselben in den letzten drei Jahrhunderten entzogen wor-
den ist.

Der Meissner Stolln wird daher auf einen sehr genau gekannten Gegenstand gerichtet, keine
Unsicherheit waltet über das, was er finden wird. Die drei, zur allgemeinen Beförderung des
Freiberger Bergbaues aus landesherrlichen Kassen getriebenen Stolln, der Thalersberger, Thurm-
höfer und alte tiefe Fürstenstolln liefern die besten Beweise, sie zeigen den Weg, der zu ver-
folgen ist. — Der tiefe Hülfe Gottes Stolln (Treuer Sachsen Stolln, auf den die Landstände seit
1826 bis 1830 28899 Thaler mit grossem Vorbedacht gewendet haben), nur 15 Lachter tiefer
als der Anner Stolln wird manche Vorbereitung für den grössern Plan erleichtern und einst-
weilen theilweise helfen. Aber schon auf seinem Wege nach Freiberg wird der Meissner Stolln
Nutzen schaffen, und manche Hoffnung liegt hier vor, die zu seiner Ausführung anregt. Der
alte Blei- und Silberbergbau bei Munzig wird durch ein kurzes Flügelort gelöst, der Dürrwiese-
ner Stolln daselbst um 39 Lachter unterteuft. Die Reinsberger Silbererzniederlage (wo die hoff-
nungsreiche Emanuelgrube von 1817–1827 für 21927 Thaler Erze geliefert hat) erhält die Mit-
tel sich zu entwickeln. Ein anderer Stollnflügel schafft der Alten Hoffnung Gottes, dem alten
Bergbau bei Siebenlehn, und selbst weiterhin dem Segen Gottes Erbstolln bei Gersdorf neue
Hülfe.

Welche Aussichten gewährt das nächste Ziel des Stollns bei Freiberg? Der Halsbrückner
Spat (einschliesslich Churprinz in seiner abendlichen Fortsetzung) hat von 1577–1800, in 224
Jahren, 783826 Mark Silber (über 10 Millionen Thaler) nur bis zur vierten Gezeugstrecke ge-
liefert. Auf Churprinz (Ludwiger Spat) halten die Erze in Menge und Gehalt unverändert bis
achte Gezeugstrecke*) aus; auf ein Niedersetzen bis zwölfte Gezeugstrecke ist mit Gewissheit
zu rechnen. Ferner liefert der Halsbrückner Spat mit seiner morgentlichen Fortsetzung in Lo-
renz Gegentrum und mit Einschluss von Churprinz wahrscheinlich noch für 27669400 Thaler
Erze. Dieser Schatz allein würde demnach den Stollnbetrieb von Meissen herauf rechtfertigen

Von Meissen bis Munzig wird das noch ganz unbekannte Sienit- und Thonschiefergebirge
untersucht, bei Scharfenberg und an andern Punkten setzen reiche Silbergänge darin auf; das
Freiberger Gneusgebirge wird in möglichst tiefster Sohle aufgeschlossen, und das Erzmittel so
tief abzubauen sein, als es voraussichtlich niedersetzt; über unbekannte Gebirgstheile wird in
unbekannten Tiefen Belehrung erhalten, und der bergmännischen Thätigkeit noch auf Jahrhun-
derte Nahrung auf diesem Zuge gegeben; das Alles leistet das neue Unternehmen. Die jetzigen
Freiberger Refierstolln hatten Ende 1828 eine offene fahrbare Länge von 74412¾ Lachter (19½
geographische Meilen) mehr als vier Mal reichte sie hin, von Calais trockenen Fusses unter
dem Meere nach Dover zu gehen. Sie zeigt, was im Laufe der Zeit langsam durch den
Bergbau ausgeführt worden ist. Wer zweifelt, dass die Geldverwendungen auf diese Stolln
zweckmässig waren; ohne sie wäre der Freiberger Bergbau schon seit Jahrhunderten nur nach
dem Rufe ehemaligen Reichthums bekannt. Sollten wir weniger Muth als unsere Vorfahren
haben? Liessen sich die kleinen Schweizer Kantone von dem Anblicke der Hindernisse ab-
schrecken, welche die Alpenstrassen darboten? Die Länge des Meissner Stollns bis zum Lorenz-

*) Seitdem sind die Erze bei voller Gangmächtigkeit bereits bis unter die zehnte Gezeugstrecke niedergebracht
worden, und es ist hiernach alle bergmännische Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass sie bis zu 400 Lachter Saigertiefe
niedersetzen werde.    Anm. d. Herausg.
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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Alexanders von Humboldt Gutachten über die Herantreibung des Meissner Stollns in die Freiberger Erzrefier. In: Herder, S. A. W. Frh von: Der tiefe Meissner Erbstolln. Leipzig, 1838, S. CXIII-CXXIV, S. CXXI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gutachten_1838/5>, abgerufen am 23.04.2024.