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Humboldt, Alexander von: Ueber Grubenwetter und die Verbreitung des Kohlenstoffs in geognostischer Hinsicht. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunst und Manufakturen, Bd. 2 (1795), S. 99-119.

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Schichten (langsam, gezähverderbend) verfahren, ist
sehr einfach. Es beruht in einem einfachen Aufsatze,
der als Pfropf auf jede Bouteille paßt, und wo Was-
ser eintröpfelt, indem Lebensluft durch ein gekrümm-
tes Rohr ausströmt. Wichtiger ist der Fall von Durch-
schlägen, wo Respiration und Brennen zugleich ge-
hemmt ist. Hier tritt eine Kunst ein, die über Tage
sehr verrufen ist, das Wettermachen. Man ver-
blendet die Strecke 1 Lr. zurück vom Ortstoß, um
sich frische Wetter zu erhalten, nicht wie die alten
Maschinen thun, sie vor den Häuer vorbeyzujagen.
Wie aber diese Verblendung geschieht, wie sie beym
Schießen vor Ort hinweggenommen, wie sie mit Le-
bensluft gefüllt, wie der einfältigste Steiger dazu ab-
gerichtet werden kann, übergehe ich für jetzt noch.
Jch brauche Jhnen hier nur die Möglichkeit zu zeigen:
und daß meine Lage mich einigermaßen beurtheilen
läßt, was Spekulation bleiben muß, was praktisch
geleistet werden kann, das glauben Sie mir gern.
Ein Objekt, welches die Ersparung von Tausenden,
und, (was wichtiger für den Menschen ist,) die Ge-
sundheit unsers arbeitsamen Bergvolks betrifft, ver-
dient wohl ernsthafter Nachforschung. Jch werde mich
freuen, durch diese Blätter auch bey Andern einige
neue Jdeen errregt zu haben, und mich nicht um eine
Klasse von Menschen kümmern, die ihrem prakti-
schen Ansehn
zu schaden glauben, wenn sie in der
Grube von Sauerstoff, Sprengpulver aus übersau-
rem Kochsalze, oder der (Zimmerung verderbenden)
Respiration der unterirdischen Pflanzen reden.

Jhre

Schichten (langſam, gezaͤhverderbend) verfahren, iſt
ſehr einfach. Es beruht in einem einfachen Aufſatze,
der als Pfropf auf jede Bouteille paßt, und wo Waſ-
ſer eintroͤpfelt, indem Lebensluft durch ein gekruͤmm-
tes Rohr ausſtroͤmt. Wichtiger iſt der Fall von Durch-
ſchlaͤgen, wo Reſpiration und Brennen zugleich ge-
hemmt iſt. Hier tritt eine Kunſt ein, die uͤber Tage
ſehr verrufen iſt, das Wettermachen. Man ver-
blendet die Strecke 1 Lr. zuruͤck vom Ortſtoß, um
ſich friſche Wetter zu erhalten, nicht wie die alten
Maſchinen thun, ſie vor den Haͤuer vorbeyzujagen.
Wie aber dieſe Verblendung geſchieht, wie ſie beym
Schießen vor Ort hinweggenommen, wie ſie mit Le-
bensluft gefuͤllt, wie der einfaͤltigſte Steiger dazu ab-
gerichtet werden kann, uͤbergehe ich fuͤr jetzt noch.
Jch brauche Jhnen hier nur die Moͤglichkeit zu zeigen:
und daß meine Lage mich einigermaßen beurtheilen
laͤßt, was Spekulation bleiben muß, was praktiſch
geleiſtet werden kann, das glauben Sie mir gern.
Ein Objekt, welches die Erſparung von Tauſenden,
und, (was wichtiger fuͤr den Menſchen iſt,) die Ge-
ſundheit unſers arbeitſamen Bergvolks betrifft, ver-
dient wohl ernſthafter Nachforſchung. Jch werde mich
freuen, durch dieſe Blaͤtter auch bey Andern einige
neue Jdeen errregt zu haben, und mich nicht um eine
Klaſſe von Menſchen kuͤmmern, die ihrem prakti-
ſchen Anſehn
zu ſchaden glauben, wenn ſie in der
Grube von Sauerſtoff, Sprengpulver aus uͤberſau-
rem Kochſalze, oder der (Zimmerung verderbenden)
Reſpiration der unterirdiſchen Pflanzen reden.

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[111/0013] Schichten (langſam, gezaͤhverderbend) verfahren, iſt ſehr einfach. Es beruht in einem einfachen Aufſatze, der als Pfropf auf jede Bouteille paßt, und wo Waſ- ſer eintroͤpfelt, indem Lebensluft durch ein gekruͤmm- tes Rohr ausſtroͤmt. Wichtiger iſt der Fall von Durch- ſchlaͤgen, wo Reſpiration und Brennen zugleich ge- hemmt iſt. Hier tritt eine Kunſt ein, die uͤber Tage ſehr verrufen iſt, das Wettermachen. Man ver- blendet die Strecke 1 Lr. zuruͤck vom Ortſtoß, um ſich friſche Wetter zu erhalten, nicht wie die alten Maſchinen thun, ſie vor den Haͤuer vorbeyzujagen. Wie aber dieſe Verblendung geſchieht, wie ſie beym Schießen vor Ort hinweggenommen, wie ſie mit Le- bensluft gefuͤllt, wie der einfaͤltigſte Steiger dazu ab- gerichtet werden kann, uͤbergehe ich fuͤr jetzt noch. Jch brauche Jhnen hier nur die Moͤglichkeit zu zeigen: und daß meine Lage mich einigermaßen beurtheilen laͤßt, was Spekulation bleiben muß, was praktiſch geleiſtet werden kann, das glauben Sie mir gern. Ein Objekt, welches die Erſparung von Tauſenden, und, (was wichtiger fuͤr den Menſchen iſt,) die Ge- ſundheit unſers arbeitſamen Bergvolks betrifft, ver- dient wohl ernſthafter Nachforſchung. Jch werde mich freuen, durch dieſe Blaͤtter auch bey Andern einige neue Jdeen errregt zu haben, und mich nicht um eine Klaſſe von Menſchen kuͤmmern, die ihrem prakti- ſchen Anſehn zu ſchaden glauben, wenn ſie in der Grube von Sauerſtoff, Sprengpulver aus uͤberſau- rem Kochſalze, oder der (Zimmerung verderbenden) Reſpiration der unterirdiſchen Pflanzen reden. Jhre

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Grubenwetter und die Verbreitung des Kohlenstoffs in geognostischer Hinsicht. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunst und Manufakturen, Bd. 2 (1795), S. 99-119, hier S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_grubenwetter_1795/13>, abgerufen am 23.11.2024.