Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Wilhelm von: Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen. Breslau, 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

der einzelnen Bürger in ihrer Individualität sein muss, dass er
daher nie etwas andres zu einem Gegenstand seiner Wirksam-
keit machen darf, als das, was sie allein nicht selbst sich zu
verschaffen vermögen, die Beförderung der Sicherheit, und dass
dies das einzige wahre und untrügliche Mittel ist, scheinbar
widersprechende Dinge, den Zweck des Staats im Ganzen, und
die Summe aller Zwecke der einzelnen Bürger durch ein festes
und dauerndes Band freundlich mit einander zu verknüpfen.


XV.
Verhältniss der, zur Erhaltung des Staatsgebäudes überhaupt
nothwendigen Mittel zur vorgetragenen Theorie. Schluss der
theorethischen Entwicklung
.

Finanzeinrichtungen. -- Innere politische Verfassung. -- Betrachtung der vor-
getragenen Theorie aus dem Gesichtspunkt des Rechts. -- Hauptgesichtspunkt
bei dieser ganzen Theorie. -- Inwiefern Geschichte und Statistik derselben zu
Hülfe kommen könnten? -- Trennung des Verhältnisses der Bürger zum Staat,
und der Verhältnisse derselben unter einander. Nothwendigkeit dieser Trennung.

Da ich jetzt vollendet habe, was mir, bei der Uebersicht
meines ganzen Plans im Vorigen (S. S. 100 -- 105) nur allein
noch übrig zu bleiben schien; so habe ich nunmehr die vorlie-
gende Frage in aller der Vollständigkeit und Genauigkeit be-
antwortet, welche mir meine Kräfte erlaubten. Ich könnte
daher hier schliessen, wenn ich nicht noch eines Gegenstandes
erwähnen müsste, welcher auf das bisher Vorgetragene einen
sehr wichtigen Einfluss haben kann, nämlich der Mittel, welche
nicht nur die Wirksamkeit des Staats selbst möglich machen,
sondern ihm sogar seine Existenz sichern müssen.

Auch um den eingeschränktesten Zweck zu erfüllen, muss
der Staat hinlängliche Einkünfte haben. Schon meine Unwis-
senheit in allem, was Finanzen heisst, verbietet mir hier ein
langes Raisonnement. Auch ist dasselbe, dem von mir gewähl-
ten Plan nach, nicht nothwendig. Denn ich habe gleich anfangs

der einzelnen Bürger in ihrer Individualität sein muss, dass er
daher nie etwas andres zu einem Gegenstand seiner Wirksam-
keit machen darf, als das, was sie allein nicht selbst sich zu
verschaffen vermögen, die Beförderung der Sicherheit, und dass
dies das einzige wahre und untrügliche Mittel ist, scheinbar
widersprechende Dinge, den Zweck des Staats im Ganzen, und
die Summe aller Zwecke der einzelnen Bürger durch ein festes
und dauerndes Band freundlich mit einander zu verknüpfen.


XV.
Verhältniss der, zur Erhaltung des Staatsgebäudes überhaupt
nothwendigen Mittel zur vorgetragenen Theorie. Schluss der
theorethischen Entwicklung
.

Finanzeinrichtungen. — Innere politische Verfassung. — Betrachtung der vor-
getragenen Theorie aus dem Gesichtspunkt des Rechts. — Hauptgesichtspunkt
bei dieser ganzen Theorie. — Inwiefern Geschichte und Statistik derselben zu
Hülfe kommen könnten? — Trennung des Verhältnisses der Bürger zum Staat,
und der Verhältnisse derselben unter einander. Nothwendigkeit dieser Trennung.

Da ich jetzt vollendet habe, was mir, bei der Uebersicht
meines ganzen Plans im Vorigen (S. S. 100 — 105) nur allein
noch übrig zu bleiben schien; so habe ich nunmehr die vorlie-
gende Frage in aller der Vollständigkeit und Genauigkeit be-
antwortet, welche mir meine Kräfte erlaubten. Ich könnte
daher hier schliessen, wenn ich nicht noch eines Gegenstandes
erwähnen müsste, welcher auf das bisher Vorgetragene einen
sehr wichtigen Einfluss haben kann, nämlich der Mittel, welche
nicht nur die Wirksamkeit des Staats selbst möglich machen,
sondern ihm sogar seine Existenz sichern müssen.

Auch um den eingeschränktesten Zweck zu erfüllen, muss
der Staat hinlängliche Einkünfte haben. Schon meine Unwis-
senheit in allem, was Finanzen heisst, verbietet mir hier ein
langes Raisonnement. Auch ist dasselbe, dem von mir gewähl-
ten Plan nach, nicht nothwendig. Denn ich habe gleich anfangs

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0207" n="171"/>
der einzelnen Bürger in ihrer Individualität sein muss, dass er<lb/>
daher nie etwas andres zu einem Gegenstand seiner Wirksam-<lb/>
keit machen darf, als das, was sie allein nicht selbst sich zu<lb/>
verschaffen vermögen, die Beförderung der Sicherheit, und dass<lb/>
dies das einzige wahre und untrügliche Mittel ist, scheinbar<lb/>
widersprechende Dinge, den Zweck des Staats im Ganzen, und<lb/>
die Summe aller Zwecke der einzelnen Bürger durch ein festes<lb/>
und dauerndes Band freundlich mit einander zu verknüpfen.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b">XV.<lb/>
Verhältniss der, zur Erhaltung des Staatsgebäudes überhaupt<lb/>
nothwendigen Mittel zur vorgetragenen Theorie. Schluss der<lb/>
theorethischen Entwicklung</hi>.</head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <argument>
          <p>Finanzeinrichtungen. &#x2014; Innere politische Verfassung. &#x2014; Betrachtung der vor-<lb/>
getragenen Theorie aus dem Gesichtspunkt des Rechts. &#x2014; Hauptgesichtspunkt<lb/>
bei dieser ganzen Theorie. &#x2014; Inwiefern Geschichte und Statistik derselben zu<lb/>
Hülfe kommen könnten? &#x2014; Trennung des Verhältnisses der Bürger zum Staat,<lb/>
und der Verhältnisse derselben unter einander. Nothwendigkeit dieser Trennung.</p>
        </argument><lb/>
        <p>Da ich jetzt vollendet habe, was mir, bei der Uebersicht<lb/>
meines ganzen Plans im Vorigen (S. S. 100 &#x2014; 105) nur allein<lb/>
noch übrig zu bleiben schien; so habe ich nunmehr die vorlie-<lb/>
gende Frage in aller der Vollständigkeit und Genauigkeit be-<lb/>
antwortet, welche mir meine Kräfte erlaubten. Ich könnte<lb/>
daher hier schliessen, wenn ich nicht noch eines Gegenstandes<lb/>
erwähnen müsste, welcher auf das bisher Vorgetragene einen<lb/>
sehr wichtigen Einfluss haben kann, nämlich der Mittel, welche<lb/>
nicht nur die Wirksamkeit des Staats selbst möglich machen,<lb/>
sondern ihm sogar seine Existenz sichern müssen.</p><lb/>
        <p>Auch um den eingeschränktesten Zweck zu erfüllen, muss<lb/>
der Staat hinlängliche Einkünfte haben. Schon meine Unwis-<lb/>
senheit in allem, was Finanzen heisst, verbietet mir hier ein<lb/>
langes Raisonnement. Auch ist dasselbe, dem von mir gewähl-<lb/>
ten Plan nach, nicht nothwendig. Denn ich habe gleich anfangs<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0207] der einzelnen Bürger in ihrer Individualität sein muss, dass er daher nie etwas andres zu einem Gegenstand seiner Wirksam- keit machen darf, als das, was sie allein nicht selbst sich zu verschaffen vermögen, die Beförderung der Sicherheit, und dass dies das einzige wahre und untrügliche Mittel ist, scheinbar widersprechende Dinge, den Zweck des Staats im Ganzen, und die Summe aller Zwecke der einzelnen Bürger durch ein festes und dauerndes Band freundlich mit einander zu verknüpfen. XV. Verhältniss der, zur Erhaltung des Staatsgebäudes überhaupt nothwendigen Mittel zur vorgetragenen Theorie. Schluss der theorethischen Entwicklung. Finanzeinrichtungen. — Innere politische Verfassung. — Betrachtung der vor- getragenen Theorie aus dem Gesichtspunkt des Rechts. — Hauptgesichtspunkt bei dieser ganzen Theorie. — Inwiefern Geschichte und Statistik derselben zu Hülfe kommen könnten? — Trennung des Verhältnisses der Bürger zum Staat, und der Verhältnisse derselben unter einander. Nothwendigkeit dieser Trennung. Da ich jetzt vollendet habe, was mir, bei der Uebersicht meines ganzen Plans im Vorigen (S. S. 100 — 105) nur allein noch übrig zu bleiben schien; so habe ich nunmehr die vorlie- gende Frage in aller der Vollständigkeit und Genauigkeit be- antwortet, welche mir meine Kräfte erlaubten. Ich könnte daher hier schliessen, wenn ich nicht noch eines Gegenstandes erwähnen müsste, welcher auf das bisher Vorgetragene einen sehr wichtigen Einfluss haben kann, nämlich der Mittel, welche nicht nur die Wirksamkeit des Staats selbst möglich machen, sondern ihm sogar seine Existenz sichern müssen. Auch um den eingeschränktesten Zweck zu erfüllen, muss der Staat hinlängliche Einkünfte haben. Schon meine Unwis- senheit in allem, was Finanzen heisst, verbietet mir hier ein langes Raisonnement. Auch ist dasselbe, dem von mir gewähl- ten Plan nach, nicht nothwendig. Denn ich habe gleich anfangs

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Wilhelm von Humboldt schrieb seine 'Ideen zu eine… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_grenzen_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_grenzen_1851/207
Zitationshilfe: Humboldt, Wilhelm von: Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen. Breslau, 1851, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_grenzen_1851/207>, abgerufen am 29.11.2024.