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Humboldt, Wilhelm von: Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen. Breslau, 1851.

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herrlichen literarischen Ergebnissen jener grossen Epoche ge-
bührt, im Allgemeinen zu würdigen, liegt ausserhalb unsres
Zweckes. Es genügt hier zu zeigen, wie er die Veranlassung
zu der Entstehung der Schrift gab, die wir mit diesen Zeilen
in die Oeffentlichkeit einführen. Als nämlich Humboldt einer
Familienrücksicht wegen im Februar 1792 mit seiner Frau für
einige Zeit nach Erfurt übersiedelte, forderte ihn Dalberg mit
Bezug auf den in der Berlinischen Monatsschrift gedruckten
Brief zu einer Fortsetzung seiner politischen Schriftstellerei
auf. Humboldt spricht sich darüber selbst in einem Briefe an
Forster, dem letzten, den wir haben, folgendermaassen aus:
"Aus diesem Aufsatz hatte Dalberg gesehen, dass ich mich mit
"Ideen dieser Art beschäftige, und wenig Tage nach meiner
"Ankunft hier bat er mich, meine Ideen über die eigentlichen
"Gränzen der Wirksamkeit des Staats aufzusetzen. Ich fühlte
"wohl, dass der Gegenstand zu wichtig war, um so schnell be-
"arbeitet zu werden, als ein solcher Auftrag, wenn die Idee
"nicht wieder alt werden sollte, forderte. Indess hatte ich
"Einiges vorgearbeitet 1), noch mehr Materialien hatte ich im
"Kopfe, und so fing ich an. Unter den Händen wuchs das
"Werkchen, und es ist jetzt, da es seit mehreren Wochen fertig
"ist, ein mässiges Bändchen geworden." Da Humboldt dies
am 1. Juni schreibt, kann er zu der Ausarbeitung der vorliegen-
den Schrift (denn diese ist es, über die er an Forster berichtet,)
kaum ein Vierteljahr gebraucht haben. Und er hat diese Zeit
nicht einmal ausschliesslich darauf verwendet. Vielmehr war
er gleichzeitig mit der Uebersetzung einer Pindarischen Ode,
der 2ten olympischen 2), beschäftigt, die er unterm 3ten Mai
an Schiller schickt.

1) Diese Aeusserung findet ihre nähere Erklärung weiterhin in demselben
Briefe, wo es von dem Abschnitt über Religion heisst: "wobei ich den Aufsatz,
"den Sie kennen, umgearbeitet gebraucht habe."
2) Werke I. p. 349 ff.
a*

herrlichen literarischen Ergebnissen jener grossen Epoche ge-
bührt, im Allgemeinen zu würdigen, liegt ausserhalb unsres
Zweckes. Es genügt hier zu zeigen, wie er die Veranlassung
zu der Entstehung der Schrift gab, die wir mit diesen Zeilen
in die Oeffentlichkeit einführen. Als nämlich Humboldt einer
Familienrücksicht wegen im Februar 1792 mit seiner Frau für
einige Zeit nach Erfurt übersiedelte, forderte ihn Dalberg mit
Bezug auf den in der Berlinischen Monatsschrift gedruckten
Brief zu einer Fortsetzung seiner politischen Schriftstellerei
auf. Humboldt spricht sich darüber selbst in einem Briefe an
Forster, dem letzten, den wir haben, folgendermaassen aus:
„Aus diesem Aufsatz hatte Dalberg gesehen, dass ich mich mit
„Ideen dieser Art beschäftige, und wenig Tage nach meiner
„Ankunft hier bat er mich, meine Ideen über die eigentlichen
„Gränzen der Wirksamkeit des Staats aufzusetzen. Ich fühlte
„wohl, dass der Gegenstand zu wichtig war, um so schnell be-
„arbeitet zu werden, als ein solcher Auftrag, wenn die Idee
„nicht wieder alt werden sollte, forderte. Indess hatte ich
„Einiges vorgearbeitet 1), noch mehr Materialien hatte ich im
„Kopfe, und so fing ich an. Unter den Händen wuchs das
„Werkchen, und es ist jetzt, da es seit mehreren Wochen fertig
„ist, ein mässiges Bändchen geworden.“ Da Humboldt dies
am 1. Juni schreibt, kann er zu der Ausarbeitung der vorliegen-
den Schrift (denn diese ist es, über die er an Forster berichtet,)
kaum ein Vierteljahr gebraucht haben. Und er hat diese Zeit
nicht einmal ausschliesslich darauf verwendet. Vielmehr war
er gleichzeitig mit der Uebersetzung einer Pindarischen Ode,
der 2ten olympischen 2), beschäftigt, die er unterm 3ten Mai
an Schiller schickt.

1) Diese Aeusserung findet ihre nähere Erklärung weiterhin in demselben
Briefe, wo es von dem Abschnitt über Religion heisst: „wobei ich den Aufsatz,
„den Sie kennen, umgearbeitet gebraucht habe.“
2) Werke I. p. 349 ff.
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[III/0011] herrlichen literarischen Ergebnissen jener grossen Epoche ge- bührt, im Allgemeinen zu würdigen, liegt ausserhalb unsres Zweckes. Es genügt hier zu zeigen, wie er die Veranlassung zu der Entstehung der Schrift gab, die wir mit diesen Zeilen in die Oeffentlichkeit einführen. Als nämlich Humboldt einer Familienrücksicht wegen im Februar 1792 mit seiner Frau für einige Zeit nach Erfurt übersiedelte, forderte ihn Dalberg mit Bezug auf den in der Berlinischen Monatsschrift gedruckten Brief zu einer Fortsetzung seiner politischen Schriftstellerei auf. Humboldt spricht sich darüber selbst in einem Briefe an Forster, dem letzten, den wir haben, folgendermaassen aus: „Aus diesem Aufsatz hatte Dalberg gesehen, dass ich mich mit „Ideen dieser Art beschäftige, und wenig Tage nach meiner „Ankunft hier bat er mich, meine Ideen über die eigentlichen „Gränzen der Wirksamkeit des Staats aufzusetzen. Ich fühlte „wohl, dass der Gegenstand zu wichtig war, um so schnell be- „arbeitet zu werden, als ein solcher Auftrag, wenn die Idee „nicht wieder alt werden sollte, forderte. Indess hatte ich „Einiges vorgearbeitet 1), noch mehr Materialien hatte ich im „Kopfe, und so fing ich an. Unter den Händen wuchs das „Werkchen, und es ist jetzt, da es seit mehreren Wochen fertig „ist, ein mässiges Bändchen geworden.“ Da Humboldt dies am 1. Juni schreibt, kann er zu der Ausarbeitung der vorliegen- den Schrift (denn diese ist es, über die er an Forster berichtet,) kaum ein Vierteljahr gebraucht haben. Und er hat diese Zeit nicht einmal ausschliesslich darauf verwendet. Vielmehr war er gleichzeitig mit der Uebersetzung einer Pindarischen Ode, der 2ten olympischen 2), beschäftigt, die er unterm 3ten Mai an Schiller schickt. 1) Diese Aeusserung findet ihre nähere Erklärung weiterhin in demselben Briefe, wo es von dem Abschnitt über Religion heisst: „wobei ich den Aufsatz, „den Sie kennen, umgearbeitet gebraucht habe.“ 2) Werke I. p. 349 ff. a*

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Zitationshilfe: Humboldt, Wilhelm von: Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen. Breslau, 1851, S. III. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_grenzen_1851/11>, abgerufen am 24.11.2024.