Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über das Gesetz der Wärmeabnahme in den höhern Regionen der Athmosphäre, und über die untern Gränzen des ewigen Schnees. In: Annalen der Physik, Bd. 24, St. 9 (1806), S. 1-49.zuzunehmen, ja diese Zunahme der Luftdünne pro- ganz gleiche Wärmeabnahme für diese hohen
Luftregionen, erstere von 91t,1, letztere von 91t für 1° R.; allein dieses Zusammentreffen könnte doch nur zufällig seyn. Hebt man andere Beob- achtungen aus, so erhält man bedeutend ver- schiedene Zahlen. Mit zunehmender Höhe beim Auffluge stieg die Temperatur ein paar Mahl, statt zu sinken, und nicht immer fand Herr Gay-Lussac in gleicher Höhe gleiche Ther- mometerstände. Er schreibt dieses dem Zurück- bleiben des Thermometers hinter der Tempera- tur der Luft zu; da aber doch kalte oder warme Luftströme eben so gut Antheil daran haben könnten, wie dieses weiterhin Herr von Hum- boldt bemerkt, so müsste, dünkt mich, wenig- stens die Richtung des Windes in den verschiede- nen Stationen genau beobachtet worden seyn, ehe wir aus Thermometerständen in Höhen, die vielleicht noch in den Regionen solcher Strö- mungen sind, und nur wenig von einander ab- stehn, einiger Massen zuverlässige Schlüsse über das Gesetz der Wärmeabnahme ziehen kön- nen. Gilb. zuzunehmen, ja dieſe Zunahme der Luftdünne pro- ganz gleiche Wärmeabnahme für dieſe hohen
Luftregionen, erſtere von 91t,1, letztere von 91t für 1° R.; allein dieſes Zuſammentreffen könnte doch nur zufällig ſeyn. Hebt man andere Beob- achtungen aus, ſo erhält man bedeutend ver- ſchiedene Zahlen. Mit zunehmender Höhe beim Auffluge ſtieg die Temperatur ein paar Mahl, ſtatt zu ſinken, und nicht immer fand Herr Gay-Luſſac in gleicher Höhe gleiche Ther- mometerſtände. Er ſchreibt dieſes dem Zurück- bleiben des Thermometers hinter der Tempera- tur der Luft zu; da aber doch kalte oder warme Luftſtröme eben ſo gut Antheil daran haben könnten, wie dieſes weiterhin Herr von Hum- boldt bemerkt, ſo müſste, dünkt mich, wenig- ſtens die Richtung des Windes in den verſchiede- nen Stationen genau beobachtet worden ſeyn, ehe wir aus Thermometerſtänden in Höhen, die vielleicht noch in den Regionen ſolcher Strö- mungen ſind, und nur wenig von einander ab- ſtehn, einiger Maſsen zuverläſſige Schlüſſe über das Geſetz der Wärmeabnahme ziehen kön- nen. Gilb. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0034" n="34"/> zuzunehmen, ja dieſe Zunahme der Luftdünne pro-<lb/> portional ſeyn zu müſſen. Ehe man eine Beſchleu-<lb/> nigung der Wärmeabnahme in den höchſten Re-<lb/> gionen der Atmoſphäre annehmen darf, muſs die-<lb/> ſelbe durch mehrere übereinſtimmende Beobach-<lb/> tungen begründet werden. Denn die Luftreiſen,<lb/> welche von genauen und gelehrten Beobachtern<lb/> angeſtellt worden ſind, die eines <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116492015">Charles</persName></hi>, <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119111543">Guy-<lb/> ton</persName></hi>, <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/11618860X">Biot</persName></hi> und <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118716581">Gay-Luſſac</persName></hi>, lehren, daſs bis<lb/> zur Höhe des <placeName>Aetna</placeName> die Temperatur der Luft-<lb/><note xml:id="seg2pn_3_3" prev="#seg2pn_3_2" place="foot" n="*)">ganz gleiche Wärmeabnahme für dieſe hohen<lb/> Luftregionen, erſtere von 91<hi rendition="#sup">t</hi>,1, letztere von 91<hi rendition="#sup">t</hi><lb/> für 1° R.; allein dieſes Zuſammentreffen könnte<lb/> doch nur zufällig ſeyn. Hebt man andere Beob-<lb/> achtungen aus, ſo erhält man bedeutend ver-<lb/> ſchiedene Zahlen. Mit zunehmender Höhe beim<lb/> Auffluge ſtieg die Temperatur ein paar Mahl,<lb/> ſtatt zu ſinken, und nicht immer fand Herr<lb/><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118716581">Gay-Luſſac</persName></hi> in gleicher Höhe gleiche Ther-<lb/> mometerſtände. Er ſchreibt dieſes dem Zurück-<lb/> bleiben des Thermometers hinter der Tempera-<lb/> tur der Luft zu; da aber doch kalte oder warme<lb/> Luftſtröme eben ſo gut Antheil daran haben<lb/> könnten, wie dieſes weiterhin Herr <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118554700">von Hum-<lb/> boldt</persName></hi> bemerkt, ſo müſste, dünkt mich, wenig-<lb/> ſtens die Richtung des Windes in den verſchiede-<lb/> nen Stationen genau beobachtet worden ſeyn,<lb/> ehe wir aus Thermometerſtänden in Höhen, die<lb/> vielleicht noch in den Regionen ſolcher Strö-<lb/> mungen ſind, und nur wenig von einander ab-<lb/> ſtehn, einiger Maſsen zuverläſſige Schlüſſe über<lb/> das Geſetz der Wärmeabnahme ziehen kön-<lb/> nen. <space dim="horizontal"/><hi rendition="#i"><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116623284">Gilb.</persName></hi></hi></note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0034]
zuzunehmen, ja dieſe Zunahme der Luftdünne pro-
portional ſeyn zu müſſen. Ehe man eine Beſchleu-
nigung der Wärmeabnahme in den höchſten Re-
gionen der Atmoſphäre annehmen darf, muſs die-
ſelbe durch mehrere übereinſtimmende Beobach-
tungen begründet werden. Denn die Luftreiſen,
welche von genauen und gelehrten Beobachtern
angeſtellt worden ſind, die eines Charles, Guy-
ton, Biot und Gay-Luſſac, lehren, daſs bis
zur Höhe des Aetna die Temperatur der Luft-
*)
*) ganz gleiche Wärmeabnahme für dieſe hohen
Luftregionen, erſtere von 91t,1, letztere von 91t
für 1° R.; allein dieſes Zuſammentreffen könnte
doch nur zufällig ſeyn. Hebt man andere Beob-
achtungen aus, ſo erhält man bedeutend ver-
ſchiedene Zahlen. Mit zunehmender Höhe beim
Auffluge ſtieg die Temperatur ein paar Mahl,
ſtatt zu ſinken, und nicht immer fand Herr
Gay-Luſſac in gleicher Höhe gleiche Ther-
mometerſtände. Er ſchreibt dieſes dem Zurück-
bleiben des Thermometers hinter der Tempera-
tur der Luft zu; da aber doch kalte oder warme
Luftſtröme eben ſo gut Antheil daran haben
könnten, wie dieſes weiterhin Herr von Hum-
boldt bemerkt, ſo müſste, dünkt mich, wenig-
ſtens die Richtung des Windes in den verſchiede-
nen Stationen genau beobachtet worden ſeyn,
ehe wir aus Thermometerſtänden in Höhen, die
vielleicht noch in den Regionen ſolcher Strö-
mungen ſind, und nur wenig von einander ab-
ſtehn, einiger Maſsen zuverläſſige Schlüſſe über
das Geſetz der Wärmeabnahme ziehen kön-
nen. Gilb.
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