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Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Zweite Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 44 (1838), S. 193-219.

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Entzündung im Jahre 1829 von St. Ana und Marmato aus,
also östlich und westlich von der mittleren Cordillere,
gleichzeitig beobachtet wurde, bis (über den Isthmus von
Panama hinüber) zum Anfang der vulkanischen Gruppe
von Costa Rica 1) und Guatemala findet sich, auf einer
Ausdehnung von 41/2 Breitengraden, ein zwar von Erdstö-
ssen oft erschüttertes, aber von Ausbrüchen bisher freies
Land. Zu diesem gehören der nördliche Theil von Cun-
dinamarca, Darien, Panama und Veragua. Eine bogenför-
mige Krümmung des Continents giebt dieser Mittelzone
140 geographische Meilen Länge. Anders ist es gegen
Süden. Der vulkanfreie Zwischenraum, welcher die zwei
furchtbar-thätigen Gruppen von Quito und Bolivia oder
Alto-Peru von einander trennt, ist zwei Mal grösser als
der vulkanfreie Zwischenraum im Norden, von Ruiz bis
Costa-Rica. Vom Tunguragua und Sangay (Br. 1° 59'
Süd) an bis zum Charcani (Br. 16° 4' Süd) nordöstlich
von Arequipa 2) kennt man keinen brennenden Vulkan.
Dieser Abstand ist grösser als der Abstand von Messina
bis Berlin. So complicirt und verschiedenartig muss in ei-
ner und derselben Gebirgskette das Zusammentreffen von
Umständen gewesen seyn, von welchen die Bildung perma-
nent offener Spalten abhängt. Zwischen den Gruppen von

1) Die Vulkane von Costa Rica hat uns erst ganz neuerlichst der Oberst
Don Juan Galindo in seiner Skizze von Central-Amerika kennen
gelehrt. Oestlich von den hohen Gebirgsrücken von Costa Rica lie-
gen die Vulkane: Irasu oder Cartbago, Turrialva und Chirripo; west-
lich die Vulkane: Barba, Votos, Erradura und Miravalles. Irasu hat
einen furchtbaren Ausbruch 1723 gehabt; man glaubt, dass es der
erstere war. Der südlichste Vulkan der sieben, welche Galindo
nennt, ist Barba, nach seiner Karte, Br. 9°30' (Journal of the
Geogr. Soc. Vol. V
I P. II p. 128). Giebt es nordöstlich vom Golfo
Dulce einen Vulkan de Barua, den Brue aufführt? Galindo
kennt dort bloss einen Rio Varu zwischen Terrava und Balsar, kei-
nen Vulkan Barua.
2) Leopold de Buch, Description physique des Iles Canaries,
p.
482.
13*

Entzündung im Jahre 1829 von St. Ana und Marmato aus,
also östlich und westlich von der mittleren Cordillere,
gleichzeitig beobachtet wurde, bis (über den Isthmus von
Panama hinüber) zum Anfang der vulkanischen Gruppe
von Costa Rica 1) und Guatemala findet sich, auf einer
Ausdehnung von 4½ Breitengraden, ein zwar von Erdstö-
ſsen oft erschüttertes, aber von Ausbrüchen bisher freies
Land. Zu diesem gehören der nördliche Theil von Cun-
dinamarca, Darien, Panama und Veragua. Eine bogenför-
mige Krümmung des Continents giebt dieser Mittelzone
140 geographische Meilen Länge. Anders ist es gegen
Süden. Der vulkanfreie Zwischenraum, welcher die zwei
furchtbar-thätigen Gruppen von Quito und Bolivia oder
Alto-Peru von einander trennt, ist zwei Mal gröſser als
der vulkanfreie Zwischenraum im Norden, von Ruiz bis
Costa-Rica. Vom Tunguragua und Sangay (Br. 1° 59′
Süd) an bis zum Charcani (Br. 16° 4′ Süd) nordöstlich
von Arequipa 2) kennt man keinen brennenden Vulkan.
Dieser Abstand ist gröſser als der Abstand von Messina
bis Berlin. So complicirt und verschiedenartig muſs in ei-
ner und derselben Gebirgskette das Zusammentreffen von
Umständen gewesen seyn, von welchen die Bildung perma-
nent offener Spalten abhängt. Zwischen den Gruppen von

1) Die Vulkane von Costa Rica hat uns erst ganz neuerlichst der Oberst
Don Juan Galindo in seiner Skizze von Central-Amerika kennen
gelehrt. Oestlich von den hohen Gebirgsrücken von Costa Rica lie-
gen die Vulkane: Irasu oder Cartbago, Turrialva und Chirripo; west-
lich die Vulkane: Barba, Votos, Erradura und Miravalles. Irasu hat
einen furchtbaren Ausbruch 1723 gehabt; man glaubt, daſs es der
erstere war. Der südlichste Vulkan der sieben, welche Galindo
nennt, ist Barba, nach seiner Karte, Br. 9°30′ (Journal of the
Geogr. Soc. Vol. V
I P. II p. 128). Giebt es nordöstlich vom Golfo
Dulce einen Vulkan de Barua, den Brué aufführt? Galindo
kennt dort bloſs einen Rio Varu zwischen Terrava und Balsar, kei-
nen Vulkan Barua.
2) Leopold de Buch, Description physique des Iles Canaries,
p.
482.
13*
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[195/0003] Entzündung im Jahre 1829 von St. Ana und Marmato aus, also östlich und westlich von der mittleren Cordillere, gleichzeitig beobachtet wurde, bis (über den Isthmus von Panama hinüber) zum Anfang der vulkanischen Gruppe von Costa Rica 1) und Guatemala findet sich, auf einer Ausdehnung von 4½ Breitengraden, ein zwar von Erdstö- ſsen oft erschüttertes, aber von Ausbrüchen bisher freies Land. Zu diesem gehören der nördliche Theil von Cun- dinamarca, Darien, Panama und Veragua. Eine bogenför- mige Krümmung des Continents giebt dieser Mittelzone 140 geographische Meilen Länge. Anders ist es gegen Süden. Der vulkanfreie Zwischenraum, welcher die zwei furchtbar-thätigen Gruppen von Quito und Bolivia oder Alto-Peru von einander trennt, ist zwei Mal gröſser als der vulkanfreie Zwischenraum im Norden, von Ruiz bis Costa-Rica. Vom Tunguragua und Sangay (Br. 1° 59′ Süd) an bis zum Charcani (Br. 16° 4′ Süd) nordöstlich von Arequipa 2) kennt man keinen brennenden Vulkan. Dieser Abstand ist gröſser als der Abstand von Messina bis Berlin. So complicirt und verschiedenartig muſs in ei- ner und derselben Gebirgskette das Zusammentreffen von Umständen gewesen seyn, von welchen die Bildung perma- nent offener Spalten abhängt. Zwischen den Gruppen von 1) Die Vulkane von Costa Rica hat uns erst ganz neuerlichst der Oberst Don Juan Galindo in seiner Skizze von Central-Amerika kennen gelehrt. Oestlich von den hohen Gebirgsrücken von Costa Rica lie- gen die Vulkane: Irasu oder Cartbago, Turrialva und Chirripo; west- lich die Vulkane: Barba, Votos, Erradura und Miravalles. Irasu hat einen furchtbaren Ausbruch 1723 gehabt; man glaubt, daſs es der erstere war. Der südlichste Vulkan der sieben, welche Galindo nennt, ist Barba, nach seiner Karte, Br. 9°30′ (Journal of the Geogr. Soc. Vol. VI P. II p. 128). Giebt es nordöstlich vom Golfo Dulce einen Vulkan de Barua, den Brué aufführt? Galindo kennt dort bloſs einen Rio Varu zwischen Terrava und Balsar, kei- nen Vulkan Barua. 2) Leopold de Buch, Description physique des Iles Canaries, p. 482. 13*

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Zweite Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 44 (1838), S. 193-219, hier S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1838/3>, abgerufen am 29.03.2024.