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Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Zweite Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 44 (1838), S. 193-219.

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hin ward durch die schönste Heiterkeit und Trockenheit
der Luft verherrlicht. Das Fischbein-Hygrometer zeigte
30°,8 = 66° des Haarhygrometers bei 5°,3 R. auf einer
Höhe von 2490 Toisen, und doch fand ich, 27 Jahre später,
im nördlichen Asien, in einer Steppe, die wenig über dem
Meere erhaben ist, durch das Psychrometer von August
eine Trockenheit, in der das Saussur'sche Haarhygrometer
bei einer Temperatur von 19° R., zwischen 28° und 30°
gezeigt haben würde 1). Der eben genannte, dem Meere
zugewandte Crater-Rand erschien uns dieses Mal mehr ge-
öffnet, mehr mit den Thälern und Schluchten am nord-
westlichen Abhange des Pichincha verschmolzen. Um
61/2 Uhr Abends waren wir schon über Lloa nach Quito
herabgestiegen. Ein flüchtiger Blick auf die geognosti-
sche Skizze des ganzen Gebirgsstockes geworfen, lehrt,
dass der Vulcan hauptsächlich nach der, Quito entge-
gengesetzten Seite wirkt, ja dass die Schlammfluthen (ave-
nidas
), die er bei grossen Ausbrüchen veranlasst, durch
das Thal von Lloa Chiquito nach der Grasebene von
Turubamba, im Südwesten der Hauptstadt, gefahrlos ab-
geleitet werden. Neuere Besteigungen von Boussin-
gault
und Hall in den Jahren 1831 und 1832 haben
die Entzündung und fortdauernde innere Thätigkeit des
Craters von Rucu-PIchincha bestätigt.



dron, dessen nahrhafte, Wachs oder Galactine enthaltende Milch
von Boussingault und Solly chemisch analysirt worden ist, wäh-
rend dass eine vollständige botanische Beschreibung der Pflanze, trotz
so vieler naturhistorischen Reisen, nun schon volle 35 Jahre verge-
bens erwartet wird.
1) S. meine Fragmens asiatiques, p. 378.

hin ward durch die schönste Heiterkeit und Trockenheit
der Luft verherrlicht. Das Fischbein-Hygrometer zeigte
30°,8 = 66° des Haarhygrometers bei 5°,3 R. auf einer
Höhe von 2490 Toisen, und doch fand ich, 27 Jahre später,
im nördlichen Asien, in einer Steppe, die wenig über dem
Meere erhaben ist, durch das Psychrometer von August
eine Trockenheit, in der das Saussur'sche Haarhygrometer
bei einer Temperatur von 19° R., zwischen 28° und 30°
gezeigt haben würde 1). Der eben genannte, dem Meere
zugewandte Crater-Rand erschien uns dieses Mal mehr ge-
öffnet, mehr mit den Thälern und Schluchten am nord-
westlichen Abhange des Pichincha verschmolzen. Um
6½ Uhr Abends waren wir schon über Lloa nach Quito
herabgestiegen. Ein flüchtiger Blick auf die geognosti-
sche Skizze des ganzen Gebirgsstockes geworfen, lehrt,
daſs der Vulcan hauptsächlich nach der, Quito entge-
gengesetzten Seite wirkt, ja daſs die Schlammfluthen (ave-
nidas
), die er bei groſsen Ausbrüchen veranlaſst, durch
das Thal von Lloa Chiquito nach der Grasebene von
Turubamba, im Südwesten der Hauptstadt, gefahrlos ab-
geleitet werden. Neuere Besteigungen von Boussin-
gault
und Hall in den Jahren 1831 und 1832 haben
die Entzündung und fortdauernde innere Thätigkeit des
Craters von Rucu-PIchincha bestätigt.



dron, dessen nahrhafte, Wachs oder Galactine enthaltende Milch
von Boussingault und Solly chemisch analysirt worden ist, wäh-
rend daſs eine vollständige botanische Beschreibung der Pflanze, trotz
so vieler naturhistorischen Reisen, nun schon volle 35 Jahre verge-
bens erwartet wird.
1) S. meine Fragmens asiatiques, p. 378.
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[219/0027] hin ward durch die schönste Heiterkeit und Trockenheit der Luft verherrlicht. Das Fischbein-Hygrometer zeigte 30°,8 = 66° des Haarhygrometers bei 5°,3 R. auf einer Höhe von 2490 Toisen, und doch fand ich, 27 Jahre später, im nördlichen Asien, in einer Steppe, die wenig über dem Meere erhaben ist, durch das Psychrometer von August eine Trockenheit, in der das Saussur'sche Haarhygrometer bei einer Temperatur von 19° R., zwischen 28° und 30° gezeigt haben würde 1). Der eben genannte, dem Meere zugewandte Crater-Rand erschien uns dieses Mal mehr ge- öffnet, mehr mit den Thälern und Schluchten am nord- westlichen Abhange des Pichincha verschmolzen. Um 6½ Uhr Abends waren wir schon über Lloa nach Quito herabgestiegen. Ein flüchtiger Blick auf die geognosti- sche Skizze des ganzen Gebirgsstockes geworfen, lehrt, daſs der Vulcan hauptsächlich nach der, Quito entge- gengesetzten Seite wirkt, ja daſs die Schlammfluthen (ave- nidas), die er bei groſsen Ausbrüchen veranlaſst, durch das Thal von Lloa Chiquito nach der Grasebene von Turubamba, im Südwesten der Hauptstadt, gefahrlos ab- geleitet werden. Neuere Besteigungen von Boussin- gault und Hall in den Jahren 1831 und 1832 haben die Entzündung und fortdauernde innere Thätigkeit des Craters von Rucu-PIchincha bestätigt. 1) 1) S. meine Fragmens asiatiques, p. 378. 1) dron, dessen nahrhafte, Wachs oder Galactine enthaltende Milch von Boussingault und Solly chemisch analysirt worden ist, wäh- rend daſs eine vollständige botanische Beschreibung der Pflanze, trotz so vieler naturhistorischen Reisen, nun schon volle 35 Jahre verge- bens erwartet wird.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Zweite Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 44 (1838), S. 193-219, hier S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1838/27>, abgerufen am 25.04.2024.