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Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Zweite Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 44 (1838), S. 193-219.

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und die ein blosser Trinkspruch ist. Gegenwärtig findet
man den Abhang des Pichincha meist nur mit kurzem
Grase bewachsen, in dem einzelne Sträucher von Barna-
desia und Duranta, gemengt mit dem schönen Aster ru-
pestris und mit Eupatorium pichinchense wuchern. Der
Weg, den man uns führte, war anfangs ganz derselbe, den
wir auf der ersten Excursion genommen hatten. Wir stie-
gen wieder von dem grossen Wasserfall Cantuna nach
der 13680 Fuss hohen Ebene von Palmascuchu auf, wo
unter der grotesken Bergkuppe, Fenster (Ventanillas)
des Guaguapichincha genannt, ich den mir sehr nothwen-
digen Winkel zwischen dem östlichsten Thurme des Cra-
ter-Randes von Rucu-Pichincha und der Kirche de la
Merced, dem ersten Meridian der französischen Acade-
miker, wiederholt messen konnte. Um den jähen Ab-
sturz der Loma gorda nach der Llanura de Verdecuchu
hin zu vermeiden, hielten wir uns nördlicher, und ge-
langten, durch den alten Seeboden von Altarcuchu (nach
vieler Anstrengung und lebhaftem Streite unter den Füh-
rern, die wieder alle der Gegend gleich unkundig wa-
ren), ein zweites Bergjoch südlich vom Tablauma über-
steigend, zuerst in das sich nach Quito hin ausmündende
Thal von Yuyucha, und dann, jenseits des Alto de Chu-
quira, in die langerwünschte Sienega del Volcan. Meine
Karte des Vulkans, eine blosse geognostische Skizze, hat we-
nigstens das Verdienst, die jedesmal eingeschlagene Rich-
tung des Weges, in ewigem Auf- und Absteigen, graphisch
verfolgen zu können. Ueber der Hochebene von Ver-
decuchu bis fast 13500 Fuss Höhe waren noch einzelne
Stämme einer baumartigen Verbesina gesehen worden.
Das ist die merkwürdige Baumgruppe 1), die ich in dem

Es-
1) Poeppig (Reise, T. II S. 80) erwähnt, nach Benjamin Scott,
kleiner Holzungen, wirklicher, aber niedriger Bäume bei Huaylillas
de Potosi und Uchusuma auf dem Peruanischen Gebirge, von 14800
bis 14930 Fuss Höhe. Wenn bei Bolivia hin gegen 18° südl.

und die ein bloſser Trinkspruch ist. Gegenwärtig findet
man den Abhang des Pichincha meist nur mit kurzem
Grase bewachsen, in dem einzelne Sträucher von Barna-
desia und Duranta, gemengt mit dem schönen Aster ru-
pestris und mit Eupatorium pichinchense wuchern. Der
Weg, den man uns führte, war anfangs ganz derselbe, den
wir auf der ersten Excursion genommen hatten. Wir stie-
gen wieder von dem groſsen Wasserfall Cantuna nach
der 13680 Fuſs hohen Ebene von Palmascuchu auf, wo
unter der grotesken Bergkuppe, Fenster (Ventanillas)
des Guaguapichincha genannt, ich den mir sehr nothwen-
digen Winkel zwischen dem östlichsten Thurme des Cra-
ter-Randes von Rucu-Pichincha und der Kirche de la
Merced, dem ersten Meridian der französischen Acade-
miker, wiederholt messen konnte. Um den jähen Ab-
sturz der Loma gorda nach der Llanura de Verdecuchu
hin zu vermeiden, hielten wir uns nördlicher, und ge-
langten, durch den alten Seeboden von Altarcuchu (nach
vieler Anstrengung und lebhaftem Streite unter den Füh-
rern, die wieder alle der Gegend gleich unkundig wa-
ren), ein zweites Bergjoch südlich vom Tablauma über-
steigend, zuerst in das sich nach Quito hin ausmündende
Thal von Yuyucha, und dann, jenseits des Alto de Chu-
quira, in die langerwünschte Sienega del Volcan. Meine
Karte des Vulkans, eine bloſse geognostische Skizze, hat we-
nigstens das Verdienst, die jedesmal eingeschlagene Rich-
tung des Weges, in ewigem Auf- und Absteigen, graphisch
verfolgen zu können. Ueber der Hochebene von Ver-
decuchu bis fast 13500 Fuſs Höhe waren noch einzelne
Stämme einer baumartigen Verbesina gesehen worden.
Das ist die merkwürdige Baumgruppe 1), die ich in dem

Es-
1) Poeppig (Reise, T. II S. 80) erwähnt, nach Benjamin Scott,
kleiner Holzungen, wirklicher, aber niedriger Bäume bei Huaylillas
de Potosi und Uchusuma auf dem Peruanischen Gebirge, von 14800
bis 14930 Fuſs Höhe. Wenn bei Bolivia hin gegen 18° südl.
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[208/0016] und die ein bloſser Trinkspruch ist. Gegenwärtig findet man den Abhang des Pichincha meist nur mit kurzem Grase bewachsen, in dem einzelne Sträucher von Barna- desia und Duranta, gemengt mit dem schönen Aster ru- pestris und mit Eupatorium pichinchense wuchern. Der Weg, den man uns führte, war anfangs ganz derselbe, den wir auf der ersten Excursion genommen hatten. Wir stie- gen wieder von dem groſsen Wasserfall Cantuna nach der 13680 Fuſs hohen Ebene von Palmascuchu auf, wo unter der grotesken Bergkuppe, Fenster (Ventanillas) des Guaguapichincha genannt, ich den mir sehr nothwen- digen Winkel zwischen dem östlichsten Thurme des Cra- ter-Randes von Rucu-Pichincha und der Kirche de la Merced, dem ersten Meridian der französischen Acade- miker, wiederholt messen konnte. Um den jähen Ab- sturz der Loma gorda nach der Llanura de Verdecuchu hin zu vermeiden, hielten wir uns nördlicher, und ge- langten, durch den alten Seeboden von Altarcuchu (nach vieler Anstrengung und lebhaftem Streite unter den Füh- rern, die wieder alle der Gegend gleich unkundig wa- ren), ein zweites Bergjoch südlich vom Tablauma über- steigend, zuerst in das sich nach Quito hin ausmündende Thal von Yuyucha, und dann, jenseits des Alto de Chu- quira, in die langerwünschte Sienega del Volcan. Meine Karte des Vulkans, eine bloſse geognostische Skizze, hat we- nigstens das Verdienst, die jedesmal eingeschlagene Rich- tung des Weges, in ewigem Auf- und Absteigen, graphisch verfolgen zu können. Ueber der Hochebene von Ver- decuchu bis fast 13500 Fuſs Höhe waren noch einzelne Stämme einer baumartigen Verbesina gesehen worden. Das ist die merkwürdige Baumgruppe 1), die ich in dem Es- 1) Poeppig (Reise, T. II S. 80) erwähnt, nach Benjamin Scott, kleiner Holzungen, wirklicher, aber niedriger Bäume bei Huaylillas de Potosi und Uchusuma auf dem Peruanischen Gebirge, von 14800 bis 14930 Fuſs Höhe. Wenn bei Bolivia hin gegen 18° südl.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Zweite Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 44 (1838), S. 193-219, hier S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1838/16>, abgerufen am 28.03.2024.