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Humboldt, Alexander von: Ueber die einfache Vorrichtung, durch welche sich Menschen stundenlang in irrespirablen Gasarten, ohne Nachtheil der Gesundheit, und mit brennenden Lichtern aufhalten können; oder vorläufige Anzeige einer Rettungsfläche und eines Lichterhalters. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen. Bd. 2 (1796) S. 99-110, 195-210.

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Sie sehen, daß man eine ziemliche Last mit einer sehr
geringen Kraft zu überwinden hat.

Das Respirationsrohr wird mit dem untern Ende,
wo das Einathmungsventil sich nach innen öffnet, in
den Schlauch gesteckt, welcher die Luft aus dem Luft-
sacke zum Munde führt. Seine Länge ist willkührlich,
da sie sich nach dem Umstand richtet, ob die Person,
welche zur Rettung eilt, den Luftsack auf den Rücken
trägt, oder bey engern Räumen an einer Schnur hin-
ter sich her schleppt. Dagegen ist sein nothwendigstes
Erforderniß, daß er leicht und biegsam ist. Ich lasse
ihn eben so vorrichten, wie die Schläuche, deren ich mich
bediene, um künstliche Luftarten von einer Glocke zur
andern zu leiten. Er besteht inwendig aus spiralför-
mig gedrehetem Drathe, der mit Leder luftdicht über-
zogen ist. Ich bin aber mit Versuchen beschäftigt,
ihn eine ganz andre Zusammensetzung zu geben.

Da wo der Schlauch durch einen messingenen Ansatz
in den Luftsack eingemündet ist, kann das Ausströh-
men der Luft durch einen Hahn willkührlich gehemmt,
vermehrt oder vermindert werden. Diese Vorrichtung
dient, wie bey dem Lichterhalter, dazu, daß der
Luftvorrath nicht unnütz consumirt werde, wenn die
zum Retten bestimmte Person von matten Wettern in
frische fährt. Ueber das beste Material des Luftsackes
bin ich noch selbst zweifelhaft. Wachstaffent, Leder
und Blase, (mit Streifen Wachstaffent oder aufge-
löstem Caouchoak geflickt) geben luftdichte Behälter.
Doch ziehe ich bis jetzt den Wachstaffent allen andern

vor,

Sie ſehen, daß man eine ziemliche Laſt mit einer ſehr
geringen Kraft zu uͤberwinden hat.

Das Reſpirationsrohr wird mit dem untern Ende,
wo das Einathmungsventil ſich nach innen oͤffnet, in
den Schlauch geſteckt, welcher die Luft aus dem Luft-
ſacke zum Munde fuͤhrt. Seine Laͤnge iſt willkuͤhrlich,
da ſie ſich nach dem Umſtand richtet, ob die Perſon,
welche zur Rettung eilt, den Luftſack auf den Ruͤcken
traͤgt, oder bey engern Raͤumen an einer Schnur hin-
ter ſich her ſchleppt. Dagegen iſt ſein nothwendigſtes
Erforderniß, daß er leicht und biegſam iſt. Ich laſſe
ihn eben ſo vorrichten, wie die Schlaͤuche, deren ich mich
bediene, um kuͤnſtliche Luftarten von einer Glocke zur
andern zu leiten. Er beſteht inwendig aus ſpiralfoͤr-
mig gedrehetem Drathe, der mit Leder luftdicht uͤber-
zogen iſt. Ich bin aber mit Verſuchen beſchaͤftigt,
ihn eine ganz andre Zuſammenſetzung zu geben.

Da wo der Schlauch durch einen meſſingenen Anſatz
in den Luftſack eingemuͤndet iſt, kann das Ausſtroͤh-
men der Luft durch einen Hahn willkuͤhrlich gehemmt,
vermehrt oder vermindert werden. Dieſe Vorrichtung
dient, wie bey dem Lichterhalter, dazu, daß der
Luftvorrath nicht unnuͤtz conſumirt werde, wenn die
zum Retten beſtimmte Perſon von matten Wettern in
friſche faͤhrt. Ueber das beſte Material des Luftſackes
bin ich noch ſelbſt zweifelhaft. Wachstaffent, Leder
und Blaſe, (mit Streifen Wachstaffent oder aufge-
loͤſtem Caouchoak geflickt) geben luftdichte Behaͤlter.
Doch ziehe ich bis jetzt den Wachstaffent allen andern

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[206/0026] Sie ſehen, daß man eine ziemliche Laſt mit einer ſehr geringen Kraft zu uͤberwinden hat. Das Reſpirationsrohr wird mit dem untern Ende, wo das Einathmungsventil ſich nach innen oͤffnet, in den Schlauch geſteckt, welcher die Luft aus dem Luft- ſacke zum Munde fuͤhrt. Seine Laͤnge iſt willkuͤhrlich, da ſie ſich nach dem Umſtand richtet, ob die Perſon, welche zur Rettung eilt, den Luftſack auf den Ruͤcken traͤgt, oder bey engern Raͤumen an einer Schnur hin- ter ſich her ſchleppt. Dagegen iſt ſein nothwendigſtes Erforderniß, daß er leicht und biegſam iſt. Ich laſſe ihn eben ſo vorrichten, wie die Schlaͤuche, deren ich mich bediene, um kuͤnſtliche Luftarten von einer Glocke zur andern zu leiten. Er beſteht inwendig aus ſpiralfoͤr- mig gedrehetem Drathe, der mit Leder luftdicht uͤber- zogen iſt. Ich bin aber mit Verſuchen beſchaͤftigt, ihn eine ganz andre Zuſammenſetzung zu geben. Da wo der Schlauch durch einen meſſingenen Anſatz in den Luftſack eingemuͤndet iſt, kann das Ausſtroͤh- men der Luft durch einen Hahn willkuͤhrlich gehemmt, vermehrt oder vermindert werden. Dieſe Vorrichtung dient, wie bey dem Lichterhalter, dazu, daß der Luftvorrath nicht unnuͤtz conſumirt werde, wenn die zum Retten beſtimmte Perſon von matten Wettern in friſche faͤhrt. Ueber das beſte Material des Luftſackes bin ich noch ſelbſt zweifelhaft. Wachstaffent, Leder und Blaſe, (mit Streifen Wachstaffent oder aufge- loͤſtem Caouchoak geflickt) geben luftdichte Behaͤlter. Doch ziehe ich bis jetzt den Wachstaffent allen andern vor,

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die einfache Vorrichtung, durch welche sich Menschen stundenlang in irrespirablen Gasarten, ohne Nachtheil der Gesundheit, und mit brennenden Lichtern aufhalten können; oder vorläufige Anzeige einer Rettungsfläche und eines Lichterhalters. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen. Bd. 2 (1796) S. 99-110, 195-210, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gasarten_1796/26>, abgerufen am 21.11.2024.