Humboldt, Alexander von: Alexander von Humboldts physikalische Beobachtungen auf seiner Reise nach dem spanischen Amerika. Aus einem Brief desselben an Delametherie. In: Annalen der Physik, Bd. 4 (1800), S. 443-455.
Ich sage Ihnen nichts von der majestätischen Aus-
Ich ſage Ihnen nichts von der majeſtätiſchen Aus- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0004" n="445"/><lb/> hier kaum Zeit genug vergönnt war, bis zum Fuße<lb/> des großen vulkaniſchen Koloſſes hinaufzuſteigen,<lb/> und die herrlichen Gärten des Hafens von Orotava<lb/> zu bewundern, hatte ich die Freude, daß ſich un-<lb/> ſre Fregatte, <hi rendition="#i">der Pizarro</hi>, ſechs volle Tage zu Te-<lb/> neriffa aufhielt. Ich habe die Gebirgsarten des <hi rendition="#i">Pic<lb/> de Teyde</hi> im Detail unterſucht, und ſeinen Gipfel<lb/> in der lehrreichen Geſellſchaft des Vice-Conſuls<lb/> der Republik, <hi rendition="#g">le Gros</hi>, beſtiegen. Er und <hi rendition="#g">Bernard<lb/> Cologan</hi> haben den letzten furchtbaren <hi rendition="#i">Ausbruch<lb/> dieſes Vulkans</hi>, am 9ten Juni 1798, mit vielem Scharf-<lb/> ſinne beobachtet, und wir dürfen von ihm eine Be-<lb/> ſchreibung deſſelben mit einer Karte erwarten, de-<lb/> ren Skizze ich bereits im königl. botaniſchen Gar-<lb/> ten zu Orotava geſehn habe. Wir ſchliefen im<lb/> Mondſcheine 1200 Toiſen über dem Meere, brachen<lb/> dann um 2 Uhr Nachts auf, und gelangten, unge-<lb/> achtet des heftigen Windes, der durchdringenden<lb/> Kälte und der Hitze des Bodens, welche die Soh-<lb/> len unſrer Stiefeln verbrannte, um 8 Uhr auf den<lb/> Gipfel.</p> <p>Ich ſage Ihnen nichts von der majeſtätiſchen Aus-<lb/> ſicht auf die vulkaniſchen Inſeln <hi rendition="#i">Lancerotta, Cana-<lb/> ria, Gomera,</hi> die man zu ſeinen Füßen ſieht, und<lb/> von der 7 deutſche Quadrat-Meilen großen Wüſte,<lb/> die ganz mit Bimsſtein und Laven bedeckt, ohne<lb/> Inſekt und ohne Vogel, bloß von der <hi rendition="#i">Viola decum-<lb/> bens</hi> bewohnt iſt, und uns von den üppigen Lor-<lb/> beerwäldern, den Heideflächen, und den mit Pal-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [445/0004]
hier kaum Zeit genug vergönnt war, bis zum Fuße
des großen vulkaniſchen Koloſſes hinaufzuſteigen,
und die herrlichen Gärten des Hafens von Orotava
zu bewundern, hatte ich die Freude, daß ſich un-
ſre Fregatte, der Pizarro, ſechs volle Tage zu Te-
neriffa aufhielt. Ich habe die Gebirgsarten des Pic
de Teyde im Detail unterſucht, und ſeinen Gipfel
in der lehrreichen Geſellſchaft des Vice-Conſuls
der Republik, le Gros, beſtiegen. Er und Bernard
Cologan haben den letzten furchtbaren Ausbruch
dieſes Vulkans, am 9ten Juni 1798, mit vielem Scharf-
ſinne beobachtet, und wir dürfen von ihm eine Be-
ſchreibung deſſelben mit einer Karte erwarten, de-
ren Skizze ich bereits im königl. botaniſchen Gar-
ten zu Orotava geſehn habe. Wir ſchliefen im
Mondſcheine 1200 Toiſen über dem Meere, brachen
dann um 2 Uhr Nachts auf, und gelangten, unge-
achtet des heftigen Windes, der durchdringenden
Kälte und der Hitze des Bodens, welche die Soh-
len unſrer Stiefeln verbrannte, um 8 Uhr auf den
Gipfel.
Ich ſage Ihnen nichts von der majeſtätiſchen Aus-
ſicht auf die vulkaniſchen Inſeln Lancerotta, Cana-
ria, Gomera, die man zu ſeinen Füßen ſieht, und
von der 7 deutſche Quadrat-Meilen großen Wüſte,
die ganz mit Bimsſtein und Laven bedeckt, ohne
Inſekt und ohne Vogel, bloß von der Viola decum-
bens bewohnt iſt, und uns von den üppigen Lor-
beerwäldern, den Heideflächen, und den mit Pal-
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