Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132.

Bild:
<< vorherige Seite

neues Geschlecht Marathrum, mit vielfach gefiederten, feinen, fast haarförmigen Wurzelblättern, die in die tobenden Wasser tauchen.1 Die genaue Bestimmung der Höhe des Saltoist wegen der Localität ein sehr schwieriges Problem. Der Fall der Steine, da man dieselben nicht ganz senkrecht fallen lassen kann, sondern ihnen wegen der etwas vorspringenden Felsabsätze eine gewisse Wurfkraft mittheilen muß, hat mich wenig befriedigt. An das Messen einer Basis in der engen Felskluft (Quebrada) ist vollends nicht zu denken. Dazu verhindert die schlangenförmige Richtung der Kluft die Ansicht des ganzen Falles und die Bestimmung des ganzen Höhenwinkels. Das einzig anzuwendende Mittel schien daher das mühevolle Herabsteigen von Canoas in das Thal von Povasa, wozu ich drei Stunden brauchte. Obgleich sehr viel Wasser während des Falles verloren geht, so war doch noch der Strom unten so reißend, daß das Barometer nur in großer Entfernung vom Fuß des Falles von mir aufgestellt werden konnte. Die Schätzung des fehlenden Gefälles nach Distanz und nach Zählung der einzelnen stufenförmigen Cascaden macht das Resultat, welches ich damals erhielt, sehr ungewiß. Wenn man den Salto von unten sieht, so erinnert er an einen Silberteppich, dessen Saum nur hier und da die Erde berührt. Boussingault's Begleiter, Herr Roulin, hat 20 Jahre später die Operation, die ich versuchte, wiederholt; er hat sich dem Fuße

1 Marathrum foeniculaceum, Humboldt et Bonpland (Pl. aequin. T. I. tab. 11.)

neues Geschlecht Marathrum, mit vielfach gefiederten, feinen, fast haarförmigen Wurzelblättern, die in die tobenden Wasser tauchen.1 Die genaue Bestimmung der Höhe des Saltoist wegen der Localität ein sehr schwieriges Problem. Der Fall der Steine, da man dieselben nicht ganz senkrecht fallen lassen kann, sondern ihnen wegen der etwas vorspringenden Felsabsätze eine gewisse Wurfkraft mittheilen muß, hat mich wenig befriedigt. An das Messen einer Basis in der engen Felskluft (Quebrada) ist vollends nicht zu denken. Dazu verhindert die schlangenförmige Richtung der Kluft die Ansicht des ganzen Falles und die Bestimmung des ganzen Höhenwinkels. Das einzig anzuwendende Mittel schien daher das mühevolle Herabsteigen von Canoas in das Thal von Povasa, wozu ich drei Stunden brauchte. Obgleich sehr viel Wasser während des Falles verloren geht, so war doch noch der Strom unten so reißend, daß das Barometer nur in großer Entfernung vom Fuß des Falles von mir aufgestellt werden konnte. Die Schätzung des fehlenden Gefälles nach Distanz und nach Zählung der einzelnen stufenförmigen Cascaden macht das Resultat, welches ich damals erhielt, sehr ungewiß. Wenn man den Salto von unten sieht, so erinnert er an einen Silberteppich, dessen Saum nur hier und da die Erde berührt. Boussingault's Begleiter, Herr Roulin, hat 20 Jahre später die Operation, die ich versuchte, wiederholt; er hat sich dem Fuße

1 Marathrum foeniculaceum, Humboldt et Bonpland (Pl. aequin. T. I. tab. 11.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0023" n="121"/>
neues Geschlecht <hi rendition="#g">Marathrum,</hi> mit vielfach gefiederten, feinen, fast haarförmigen Wurzelblättern, die in die tobenden Wasser tauchen.<note place="foot" n="1"><hi rendition="#g">Marathrum foeniculaceum,</hi><choice><abbr>Humb.</abbr><expan>Humboldt</expan></choice> et <choice><abbr>Bonpl.</abbr><expan>Bonpland</expan></choice> (Pl. aequin. T. I. tab. 11.)</note> Die genaue Bestimmung der Höhe des <placeName><hi rendition="#g">Salto</hi></placeName>ist wegen der Localität ein sehr schwieriges Problem. Der Fall der Steine, da man dieselben nicht ganz senkrecht fallen lassen kann, sondern ihnen wegen der etwas vorspringenden Felsabsätze eine gewisse Wurfkraft mittheilen muß, hat mich wenig befriedigt. An das Messen einer Basis in der engen Felskluft (Quebrada) ist vollends nicht zu denken. Dazu verhindert die schlangenförmige Richtung der Kluft die Ansicht des ganzen Falles und die Bestimmung des ganzen Höhenwinkels. Das einzig anzuwendende Mittel schien daher das mühevolle Herabsteigen von <placeName>Canoas</placeName> in das Thal von <placeName>Povasa</placeName>, wozu ich drei Stunden brauchte. Obgleich sehr viel Wasser während des Falles verloren geht, so war doch noch der Strom unten so reißend, daß das Barometer nur in großer Entfernung vom Fuß des Falles von mir aufgestellt werden konnte. Die Schätzung des fehlenden Gefälles nach Distanz und nach Zählung der einzelnen stufenförmigen Cascaden macht das Resultat, welches ich damals erhielt, sehr ungewiß. Wenn man den <placeName>Salto</placeName> von unten sieht, so erinnert er an einen Silberteppich, dessen Saum nur hier und da die Erde berührt. <persName>Boussingault</persName>'s Begleiter, Herr <persName>Roulin</persName>, hat 20 Jahre später die Operation, die ich versuchte, wiederholt; er hat sich dem Fuße<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0023] neues Geschlecht Marathrum, mit vielfach gefiederten, feinen, fast haarförmigen Wurzelblättern, die in die tobenden Wasser tauchen. 1 Die genaue Bestimmung der Höhe des Saltoist wegen der Localität ein sehr schwieriges Problem. Der Fall der Steine, da man dieselben nicht ganz senkrecht fallen lassen kann, sondern ihnen wegen der etwas vorspringenden Felsabsätze eine gewisse Wurfkraft mittheilen muß, hat mich wenig befriedigt. An das Messen einer Basis in der engen Felskluft (Quebrada) ist vollends nicht zu denken. Dazu verhindert die schlangenförmige Richtung der Kluft die Ansicht des ganzen Falles und die Bestimmung des ganzen Höhenwinkels. Das einzig anzuwendende Mittel schien daher das mühevolle Herabsteigen von Canoas in das Thal von Povasa, wozu ich drei Stunden brauchte. Obgleich sehr viel Wasser während des Falles verloren geht, so war doch noch der Strom unten so reißend, daß das Barometer nur in großer Entfernung vom Fuß des Falles von mir aufgestellt werden konnte. Die Schätzung des fehlenden Gefälles nach Distanz und nach Zählung der einzelnen stufenförmigen Cascaden macht das Resultat, welches ich damals erhielt, sehr ungewiß. Wenn man den Salto von unten sieht, so erinnert er an einen Silberteppich, dessen Saum nur hier und da die Erde berührt. Boussingault's Begleiter, Herr Roulin, hat 20 Jahre später die Operation, die ich versuchte, wiederholt; er hat sich dem Fuße 1 Marathrum foeniculaceum, Humb. et Bonpl. (Pl. aequin. T. I. tab. 11.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bogota_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bogota_1853/23
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132, hier S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bogota_1853/23>, abgerufen am 23.11.2024.