Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132.Ueber die Hochebene von Bogota. Die Andeskette, wie alle großen Gebirgsketten der alten Welt, bietet mehr oder minder ausgedehnte Hochebenen dar. Sie liegen stufenweise über einander, und sind meist durch enge Schluchten (Thäler, welche senkrecht die Axe der Gebirge durchschneiden) verbunden. Diese sehr bekannte Erscheinung wiederholt sich im kleinen selbst am Abhange isolirt stehender Berge. Was aber der Andeskette eigenthümlicher ist und sich in gleichem Maaße nirgends in dem alten Continent wiederholt, ist der Umstand, daß dort große, reiche und wohlbevölkerte Städte in den Hochebenen selbst gegründet sind: fast reihenweise geordnet, in gleichen Abständen vom Aequator, zwischen 36° südlicher und eben so viel nördlicher Breite, von Chili bis Neu-Mexico hin. Die Ursache dieser sonderbaren Städtegründung muß man suchen in der Richtung der frühesten Völkerwanderungen, in der Furcht aller Bergvölker in die heißen, nahe gelegenen Ebenen hinabzusteigen, in der Wahl der nährenden Pflanzen, welche ein Gegenstand des Ackerbaues geworden sind. Die europäischen Ansiedler folgten überall der alten Cultur; sie haben die eroberten Städte erweitert, doch selten ihnen neue Namen gegeben. Wenn man Caracas, Popayan, Ueber die Hochebene von Bogota. Die Andeskette, wie alle großen Gebirgsketten der alten Welt, bietet mehr oder minder ausgedehnte Hochebenen dar. Sie liegen stufenweise über einander, und sind meist durch enge Schluchten (Thäler, welche senkrecht die Axe der Gebirge durchschneiden) verbunden. Diese sehr bekannte Erscheinung wiederholt sich im kleinen selbst am Abhange isolirt stehender Berge. Was aber der Andeskette eigenthümlicher ist und sich in gleichem Maaße nirgends in dem alten Continent wiederholt, ist der Umstand, daß dort große, reiche und wohlbevölkerte Städte in den Hochebenen selbst gegründet sind: fast reihenweise geordnet, in gleichen Abständen vom Aequator, zwischen 36° südlicher und eben so viel nördlicher Breite, von Chili bis Neu-Mexico hin. Die Ursache dieser sonderbaren Städtegründung muß man suchen in der Richtung der frühesten Völkerwanderungen, in der Furcht aller Bergvölker in die heißen, nahe gelegenen Ebenen hinabzusteigen, in der Wahl der nährenden Pflanzen, welche ein Gegenstand des Ackerbaues geworden sind. Die europäischen Ansiedler folgten überall der alten Cultur; sie haben die eroberten Städte erweitert, doch selten ihnen neue Namen gegeben. Wenn man Caracas, Popayan, <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="100"/> <div> <head> <hi rendition="#fr">Ueber die <placeName>Hochebene von <placeName>Bogota</placeName></placeName>.</hi> </head><lb/> <p>Die <placeName>Andeskette</placeName>, wie alle großen Gebirgsketten der <placeName>alten Welt</placeName>, bietet mehr oder minder ausgedehnte Hochebenen dar. Sie liegen stufenweise über einander, und sind meist durch enge Schluchten (Thäler, welche senkrecht die Axe der Gebirge durchschneiden) verbunden. Diese sehr bekannte Erscheinung wiederholt sich im kleinen selbst am Abhange isolirt stehender Berge. Was aber der <placeName>Andeskette</placeName> eigenthümlicher ist und sich in gleichem Maaße nirgends in dem <placeName>alten Continent</placeName> wiederholt, ist der Umstand, daß dort große, reiche und wohlbevölkerte Städte in den Hochebenen selbst gegründet sind: fast reihenweise geordnet, in gleichen Abständen vom Aequator, zwischen 36° südlicher und eben so viel nördlicher Breite, von <placeName>Chili</placeName> bis <placeName>Neu-Mexico</placeName> hin. Die Ursache dieser sonderbaren Städtegründung muß man suchen in der Richtung der frühesten Völkerwanderungen, in der Furcht aller Bergvölker in die heißen, nahe gelegenen Ebenen hinabzusteigen, in der Wahl der nährenden Pflanzen, welche ein Gegenstand des Ackerbaues geworden sind. Die europäischen Ansiedler folgten überall der alten Cultur; sie haben die eroberten Städte erweitert, doch selten ihnen neue Namen gegeben. Wenn man <placeName>Caracas</placeName>, <placeName>Popayan</placeName>,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [100/0002]
Ueber die Hochebene von Bogota.
Die Andeskette, wie alle großen Gebirgsketten der alten Welt, bietet mehr oder minder ausgedehnte Hochebenen dar. Sie liegen stufenweise über einander, und sind meist durch enge Schluchten (Thäler, welche senkrecht die Axe der Gebirge durchschneiden) verbunden. Diese sehr bekannte Erscheinung wiederholt sich im kleinen selbst am Abhange isolirt stehender Berge. Was aber der Andeskette eigenthümlicher ist und sich in gleichem Maaße nirgends in dem alten Continent wiederholt, ist der Umstand, daß dort große, reiche und wohlbevölkerte Städte in den Hochebenen selbst gegründet sind: fast reihenweise geordnet, in gleichen Abständen vom Aequator, zwischen 36° südlicher und eben so viel nördlicher Breite, von Chili bis Neu-Mexico hin. Die Ursache dieser sonderbaren Städtegründung muß man suchen in der Richtung der frühesten Völkerwanderungen, in der Furcht aller Bergvölker in die heißen, nahe gelegenen Ebenen hinabzusteigen, in der Wahl der nährenden Pflanzen, welche ein Gegenstand des Ackerbaues geworden sind. Die europäischen Ansiedler folgten überall der alten Cultur; sie haben die eroberten Städte erweitert, doch selten ihnen neue Namen gegeben. Wenn man Caracas, Popayan,
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Zitationshilfe: | Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132, hier S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bogota_1853/2>, abgerufen am 01.10.2023. |