Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132.

Bild:
<< vorherige Seite

sich in der Mitte der Ebene (Llanura) mit dem Hauptflusse, Rio de Funzha oder Rio de Bogota. Letzterer empfängt alle von der östlichen Gebirgswand kommenden Wasser, theilt die Ebene, von Norden gegen Süden fließend, in zwei Hälften, und findet endlich durch eine plötzliche Wendung gegen Südwesten eine enge Oeffnung in der angrenzenden Bergkette. Er bildet hier den berühmten Salto oder Wasserfall von Tequendama, und fließt dann am westlichen Abhange der östlichen Cordillere, neun Meilen lang (durch eine Kluft, die sich allmälig in ein Thal erweitert), dem Magdalena-Strom zu. Die Confluenz ist 12 Meilen oberhalb Honda.

Die Hochebene von Bogota hat, wie ihr eigenes Klima, so auch ihre eigenen Mythen. Sie bildet gleich der Hochebene von Mexico (dem alten Tenochtitlan) ein geschlossenes Becken, aus dem die Wasser nur an einem einzigen Punkte einen Ausfluß finden. Beide enthalten in ihrem Schuttboden die fossilen Knochen elephantenartiger Thiere der Vorwelt, doch die Llanura de Bogota in größerer Zahl. Dem Becken von Mexico, das 1100 Fuß minder hoch und ringförmig von Trachyt- und Porphyrketten umgürtet ist, entströmen die Wasser nur durch den künstlichen, 1607 begonnenen Durchbruch bei Huehuetoca, welcher die Wasser in den Rio de Tula und mit diesem in die Südsee führt. Dagegen ist der Paß, in welchem sich die Cataracte von Tequendama bildet, ein natürlicher; es ist eine gangartige Felsspalte, entweder mit der Hebung der ganzen Bergkette in Verbindung stehend, oder in urweltlicher Zeit durch spätere, noch jetzt hier nicht ungewöhnliche Erderschütterungen entstanden. Würde der Paß von Tequendama geschlossen, so wandelte sich gewiß, trotz der Verdunstung, der kleine Sumpf

sich in der Mitte der Ebene (Llanura) mit dem Hauptflusse, Rio de Funzha oder Rio de Bogota. Letzterer empfängt alle von der östlichen Gebirgswand kommenden Wasser, theilt die Ebene, von Norden gegen Süden fließend, in zwei Hälften, und findet endlich durch eine plötzliche Wendung gegen Südwesten eine enge Oeffnung in der angrenzenden Bergkette. Er bildet hier den berühmten Salto oder Wasserfall von Tequendama, und fließt dann am westlichen Abhange der östlichen Cordillere, neun Meilen lang (durch eine Kluft, die sich allmälig in ein Thal erweitert), dem Magdalena-Strom zu. Die Confluenz ist 12 Meilen oberhalb Honda.

Die Hochebene von Bogota hat, wie ihr eigenes Klima, so auch ihre eigenen Mythen. Sie bildet gleich der Hochebene von Mexico (dem alten Tenochtitlan) ein geschlossenes Becken, aus dem die Wasser nur an einem einzigen Punkte einen Ausfluß finden. Beide enthalten in ihrem Schuttboden die fossilen Knochen elephantenartiger Thiere der Vorwelt, doch die Llanura de Bogota in größerer Zahl. Dem Becken von Mexico, das 1100 Fuß minder hoch und ringförmig von Trachyt- und Porphyrketten umgürtet ist, entströmen die Wasser nur durch den künstlichen, 1607 begonnenen Durchbruch bei Huehuetoca, welcher die Wasser in den Rio de Tula und mit diesem in die Südsee führt. Dagegen ist der Paß, in welchem sich die Cataracte von Tequendama bildet, ein natürlicher; es ist eine gangartige Felsspalte, entweder mit der Hebung der ganzen Bergkette in Verbindung stehend, oder in urweltlicher Zeit durch spätere, noch jetzt hier nicht ungewöhnliche Erderschütterungen entstanden. Würde der Paß von Tequendama geschlossen, so wandelte sich gewiß, trotz der Verdunstung, der kleine Sumpf

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0016" n="114"/>
sich in der Mitte der Ebene <hi rendition="#g">(Llanura)</hi> mit dem Hauptflusse, <placeName>Rio de Funzha</placeName> oder <placeName>Rio de Bogota</placeName>. Letzterer empfängt alle von der östlichen Gebirgswand kommenden Wasser, theilt die Ebene, von Norden gegen Süden fließend, in zwei Hälften, und findet endlich durch eine plötzliche Wendung gegen Südwesten eine enge Oeffnung in der angrenzenden Bergkette. Er bildet hier den berühmten <hi rendition="#g">Salto</hi> oder Wasserfall von <placeName>Tequendama</placeName>, und fließt dann am westlichen Abhange der <placeName>östlichen Cordillere</placeName>, neun Meilen lang (durch eine Kluft, die sich allmälig in ein Thal erweitert), dem <placeName>Magdalena-Strom</placeName> zu. Die Confluenz ist 12 Meilen oberhalb <placeName>Honda</placeName>.</p><lb/>
        <p>Die <placeName>Hochebene von Bogota</placeName> hat, wie ihr eigenes Klima, so auch ihre eigenen Mythen. Sie bildet gleich der <placeName>Hochebene von Mexico</placeName> (dem alten Tenochtitlan) ein geschlossenes Becken, aus dem die Wasser nur an einem einzigen Punkte einen Ausfluß finden. Beide enthalten in ihrem Schuttboden die fossilen Knochen elephantenartiger Thiere der Vorwelt, doch die <placeName>Llanura de Bogota</placeName> in größerer Zahl. Dem Becken von <placeName>Mexico</placeName>, das 1100 Fuß minder hoch und ringförmig von Trachyt- und Porphyrketten umgürtet ist, entströmen die Wasser nur durch den künstlichen, 1607 begonnenen Durchbruch bei <placeName>Huehuetoca</placeName>, welcher die Wasser in den <placeName>Rio de Tula</placeName> und mit diesem in die <placeName>Südsee</placeName> führt. Dagegen ist der Paß, in welchem sich die Cataracte von <placeName>Tequendama</placeName> bildet, ein natürlicher; es ist eine gangartige Felsspalte, entweder mit der Hebung der ganzen Bergkette in Verbindung stehend, oder in urweltlicher Zeit durch spätere, noch jetzt hier nicht ungewöhnliche Erderschütterungen entstanden. Würde der Paß von <placeName>Tequendama</placeName> geschlossen, so wandelte sich gewiß, trotz der Verdunstung, der kleine Sumpf<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0016] sich in der Mitte der Ebene (Llanura) mit dem Hauptflusse, Rio de Funzha oder Rio de Bogota. Letzterer empfängt alle von der östlichen Gebirgswand kommenden Wasser, theilt die Ebene, von Norden gegen Süden fließend, in zwei Hälften, und findet endlich durch eine plötzliche Wendung gegen Südwesten eine enge Oeffnung in der angrenzenden Bergkette. Er bildet hier den berühmten Salto oder Wasserfall von Tequendama, und fließt dann am westlichen Abhange der östlichen Cordillere, neun Meilen lang (durch eine Kluft, die sich allmälig in ein Thal erweitert), dem Magdalena-Strom zu. Die Confluenz ist 12 Meilen oberhalb Honda. Die Hochebene von Bogota hat, wie ihr eigenes Klima, so auch ihre eigenen Mythen. Sie bildet gleich der Hochebene von Mexico (dem alten Tenochtitlan) ein geschlossenes Becken, aus dem die Wasser nur an einem einzigen Punkte einen Ausfluß finden. Beide enthalten in ihrem Schuttboden die fossilen Knochen elephantenartiger Thiere der Vorwelt, doch die Llanura de Bogota in größerer Zahl. Dem Becken von Mexico, das 1100 Fuß minder hoch und ringförmig von Trachyt- und Porphyrketten umgürtet ist, entströmen die Wasser nur durch den künstlichen, 1607 begonnenen Durchbruch bei Huehuetoca, welcher die Wasser in den Rio de Tula und mit diesem in die Südsee führt. Dagegen ist der Paß, in welchem sich die Cataracte von Tequendama bildet, ein natürlicher; es ist eine gangartige Felsspalte, entweder mit der Hebung der ganzen Bergkette in Verbindung stehend, oder in urweltlicher Zeit durch spätere, noch jetzt hier nicht ungewöhnliche Erderschütterungen entstanden. Würde der Paß von Tequendama geschlossen, so wandelte sich gewiß, trotz der Verdunstung, der kleine Sumpf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bogota_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bogota_1853/16
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132, hier S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bogota_1853/16>, abgerufen am 23.11.2024.