Humboldt, Alexander von: Beschreibung einer neuen Spin-[,] Zwirn-[,] Haspel-[,] Kratz- und Krempel-Maschine zu hundert und mehrern Faden. In: Physikalisch-ökonomische Bibliothek, Bd. 16, St. 2 (1790), S. 228-244.
XI. Beschreib. einer Spinmasch. schine soll auch Schafwolle und präparirtenHanf spinnen. Worauf gründet der Erfin- der dieses Versprechen? Auf Erfahrungen? Sie sind nicht angestelt. Auf Theorie? Die Vernunft kan hier wenig a priori ent- scheiden. Die schöne Einrichtung der Wal- zen läßt hier allerdings mehr hoffen, als bey den englischen Spinmaschinen, wo die Locke ganz ungepreßt und frey ausgedehnt wird. Der Hanf soll präparirt werden. Der Verfasser setzt nicht hinzu wie? ob ma- cerirt oder gelauget? Er scheint den Hanf allein vorbereiten zu wollen. War ihm denn unbekant, daß auch selbst die Baumwolle durch ein eigenes Bad gehen muß. L'art du Fabricant de velours de coton 1780 p. 8. Unsere teutschen Spinmaschinen leisten vorzüglich eben darum so wenig, weil unsere Fabrikanten nicht das englische Sei- fenbad kennen. Das Zwirnen § 38 auf der neuen Ma- sich Phys. Oek. Bibl. XVI B. 2 St. R
XI. Beſchreib. einer Spinmaſch. ſchine ſoll auch Schafwolle und praͤparirtenHanf ſpinnen. Worauf gruͤndet der Erfin- der dieſes Verſprechen? Auf Erfahrungen? Sie ſind nicht angeſtelt. Auf Theorie? Die Vernunft kan hier wenig a priori ent- ſcheiden. Die ſchoͤne Einrichtung der Wal- zen laͤßt hier allerdings mehr hoffen, als bey den engliſchen Spinmaſchinen, wo die Locke ganz ungepreßt und frey ausgedehnt wird. Der Hanf ſoll praͤparirt werden. Der Verfaſſer ſetzt nicht hinzu wie? ob ma- cerirt oder gelauget? Er ſcheint den Hanf allein vorbereiten zu wollen. War ihm denn unbekant, daß auch ſelbſt die Baumwolle durch ein eigenes Bad gehen muß. L'art du Fabricant de velours de coton 1780 p. 8. Unſere teutſchen Spinmaſchinen leiſten vorzuͤglich eben darum ſo wenig, weil unſere Fabrikanten nicht das engliſche Sei- fenbad kennen. Das Zwirnen § 38 auf der neuen Ma- ſich Phyſ. Oek. Bibl. XVI B. 2 St. R
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0013" n="239"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XI.</hi> Beſchreib. einer Spinmaſch.</fw><lb/> ſchine ſoll auch Schafwolle und praͤparirten<lb/> Hanf ſpinnen. Worauf gruͤndet der Erfin-<lb/> der dieſes Verſprechen? Auf Erfahrungen?<lb/> Sie ſind nicht angeſtelt. Auf Theorie?<lb/> Die Vernunft kan hier wenig <hi rendition="#aq">a priori</hi> ent-<lb/> ſcheiden. Die ſchoͤne Einrichtung der Wal-<lb/> zen laͤßt hier allerdings mehr hoffen, als<lb/> bey den engliſchen Spinmaſchinen, wo die<lb/> Locke ganz ungepreßt und frey ausgedehnt<lb/> wird. Der Hanf ſoll praͤparirt werden.<lb/> Der Verfaſſer ſetzt nicht hinzu wie? ob ma-<lb/> cerirt oder gelauget? Er ſcheint den Hanf<lb/> allein vorbereiten zu wollen. War ihm denn<lb/> unbekant, daß auch ſelbſt die Baumwolle<lb/> durch ein eigenes Bad gehen muß. <hi rendition="#aq">L'art<lb/> du Fabricant de velours de coton 1780<lb/> p. 8.</hi> Unſere teutſchen Spinmaſchinen<lb/> leiſten vorzuͤglich eben darum ſo wenig, weil<lb/> unſere Fabrikanten nicht das engliſche Sei-<lb/> fenbad kennen.</p><lb/> <p>Das Zwirnen § 38 auf der neuen Ma-<lb/> ſchine iſt ſehr unbequem. Es erfordert<lb/> viele Vorbereitungen. Das Reiben des<lb/> Garns zwiſchen den hoͤlzernen Walzen iſt<lb/> fuͤr daſſelbe gewiß ſchaͤdlich. Selbſt bey der<lb/> gewoͤhnlichen Zwirnmuͤhle. (<hi rendition="#fr">Jacobsſons</hi><lb/> Schauplatz. Th. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Tab. <hi rendition="#aq">II.</hi> Fig. 8.) wird,<lb/> um alle Friction zu vermeiden, der Faden<lb/> uͤber glaͤſerne Roͤhren geleitet; und doch bewegt<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Phyſ. Oek. Bibl. <hi rendition="#aq">XVI</hi> B. 2 St. <space dim="horizontal"/> R</fw><fw place="bottom" type="catch">ſich</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [239/0013]
XI. Beſchreib. einer Spinmaſch.
ſchine ſoll auch Schafwolle und praͤparirten
Hanf ſpinnen. Worauf gruͤndet der Erfin-
der dieſes Verſprechen? Auf Erfahrungen?
Sie ſind nicht angeſtelt. Auf Theorie?
Die Vernunft kan hier wenig a priori ent-
ſcheiden. Die ſchoͤne Einrichtung der Wal-
zen laͤßt hier allerdings mehr hoffen, als
bey den engliſchen Spinmaſchinen, wo die
Locke ganz ungepreßt und frey ausgedehnt
wird. Der Hanf ſoll praͤparirt werden.
Der Verfaſſer ſetzt nicht hinzu wie? ob ma-
cerirt oder gelauget? Er ſcheint den Hanf
allein vorbereiten zu wollen. War ihm denn
unbekant, daß auch ſelbſt die Baumwolle
durch ein eigenes Bad gehen muß. L'art
du Fabricant de velours de coton 1780
p. 8. Unſere teutſchen Spinmaſchinen
leiſten vorzuͤglich eben darum ſo wenig, weil
unſere Fabrikanten nicht das engliſche Sei-
fenbad kennen.
Das Zwirnen § 38 auf der neuen Ma-
ſchine iſt ſehr unbequem. Es erfordert
viele Vorbereitungen. Das Reiben des
Garns zwiſchen den hoͤlzernen Walzen iſt
fuͤr daſſelbe gewiß ſchaͤdlich. Selbſt bey der
gewoͤhnlichen Zwirnmuͤhle. (Jacobsſons
Schauplatz. Th. IV. Tab. II. Fig. 8.) wird,
um alle Friction zu vermeiden, der Faden
uͤber glaͤſerne Roͤhren geleitet; und doch bewegt
ſich
Phyſ. Oek. Bibl. XVI B. 2 St. R
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_beschreibung_1790 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_beschreibung_1790/13 |
| Zitationshilfe: | Humboldt, Alexander von: Beschreibung einer neuen Spin-[,] Zwirn-[,] Haspel-[,] Kratz- und Krempel-Maschine zu hundert und mehrern Faden. In: Physikalisch-ökonomische Bibliothek, Bd. 16, St. 2 (1790), S. 228-244, hier S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_beschreibung_1790/13>, abgerufen am 24.11.2024. |
