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Humboldt, Alexander von: Neueste Beschlüsse der mexikoschen Regierung über einen Handelsweg in der Landenge von Goazacoalco und Tehuantepec. In: Hertha, Bd. 9 (1827), S. 5-28.

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Neuester Bericht über einen
der jenen Boden aufgeworfen und zwei Landzungen gebildet hat,
nämlich die, welche die innere Lagune von dem Estero de Tile-
ma, und die, welche letztere von dem Ozean scheidet.

Noch findet sich weiter gegen Westen ein kleiner Hafen, dicht
neben der Mündung des Flusses Tehuantepec (welchen ich wegen
der Ueberschwemmung des letzteren und wegen Mangels an Fahr-
zeugen, nicht habe untersuchen können. Sollte dieser Hafen geeig-
neter sein, größere Fahrzeuge aufzunehmen, dann würde es sehr
leicht werden, einen Durchgang von der inneren Lagune bis nach
Tilema zu eröffnen, theils durch die, aus Sand bestehende Land-
zunge, welche dazwischen liegt, theils durch einen Kanal von ge-
ringer Ausdehnung, bis zu der Mündung des Tehuantepec, süd-
lich von den Gebirgen Huilotepec. Jn diesem kleinen Hafen war
es, wo Cortes die ersten Fahrzeuge ausrüstete, durch welche die
Küsten der Südsee untersucht wurden. Auf einigen alten Karten
führt er den Namen Barra de la Ventosa; eine Benennung, die
gegenwärtig im Lande ganz unbekannt ist. Auf anderen späteren
Karten findet man ihn gar nicht, welches von dem Umstand her-
rührt, daß der Fluß Tehuantepec in verschiedenen Zeiten seine
Mündung geändert hat. Ehemals ergoß er sich in die Lagune
von Tilema, unterhalb Huilotepec. Vor achtzehn Jahren hatte er
seine letzte Mündung verlassen und floß unmittelbar in das
Meer; aber kurz vor dem Anfang des gegenwärtigen Jahres ist
er wieder auf demselben Wege nach Tilema zurückgekehrt. Dies
allein beweist seine Armuth an Wasser außer der Regenzeit. Die
häufigen Regengüsse, welche dieses Jahr in jenen Gegenden, wo
sie sonst in der Regel sparsam fallen, Statt gefunden haben, ver-
hinderten mich, am Ufer der inneren Lagune denjenigen Punkt zu
untersuchen, welcher sich am meisten dazu eignet, daß der neue
Weg auf ihn stoße. Dieser Punkt muß zwischen den Mündun-
gen des Tuchitan und des Chicapa liegen.

Die Hoffnung, das Projekt, welches wir gegenwärtig ent-
wickelt haben. ausgeführt zu sehen, könnte uns zum Theil über
die Schwierigkeiten trösten, welche sich der Ziehung eines schiffba-
ren Kanals queer durch die Landenge widersetzten. Nach diesem
Projekte könnte man den Goazacoalco ungefähr vierzig Meilen
aufwärts schiffen, man würde hierauf auf einen Weg gelangen,
welche man in eine Eisenbahn (iron-road) verwandeln könnte,

Neueſter Bericht über einen
der jenen Boden aufgeworfen und zwei Landzungen gebildet hat,
nämlich die, welche die innere Lagune von dem Eſtero de Tile-
ma, und die, welche letztere von dem Ozean ſcheidet.

Noch findet ſich weiter gegen Weſten ein kleiner Hafen, dicht
neben der Mündung des Fluſſes Tehuantepec (welchen ich wegen
der Ueberſchwemmung des letzteren und wegen Mangels an Fahr-
zeugen, nicht habe unterſuchen können. Sollte dieſer Hafen geeig-
neter ſein, größere Fahrzeuge aufzunehmen, dann würde es ſehr
leicht werden, einen Durchgang von der inneren Lagune bis nach
Tilema zu eröffnen, theils durch die, aus Sand beſtehende Land-
zunge, welche dazwiſchen liegt, theils durch einen Kanal von ge-
ringer Ausdehnung, bis zu der Mündung des Tehuantepec, ſüd-
lich von den Gebirgen Huilotepec. Jn dieſem kleinen Hafen war
es, wo Cortes die erſten Fahrzeuge ausrüſtete, durch welche die
Küſten der Südſee unterſucht wurden. Auf einigen alten Karten
führt er den Namen Barra de la Ventoſa; eine Benennung, die
gegenwärtig im Lande ganz unbekannt iſt. Auf anderen ſpäteren
Karten findet man ihn gar nicht, welches von dem Umſtand her-
rührt, daß der Fluß Tehuantepec in verſchiedenen Zeiten ſeine
Mündung geändert hat. Ehemals ergoß er ſich in die Lagune
von Tilema, unterhalb Huilotepec. Vor achtzehn Jahren hatte er
ſeine letzte Mündung verlaſſen und floß unmittelbar in das
Meer; aber kurz vor dem Anfang des gegenwärtigen Jahres iſt
er wieder auf demſelben Wege nach Tilema zurückgekehrt. Dies
allein beweiſt ſeine Armuth an Waſſer außer der Regenzeit. Die
häufigen Regengüſſe, welche dieſes Jahr in jenen Gegenden, wo
ſie ſonſt in der Regel ſparſam fallen, Statt gefunden haben, ver-
hinderten mich, am Ufer der inneren Lagune denjenigen Punkt zu
unterſuchen, welcher ſich am meiſten dazu eignet, daß der neue
Weg auf ihn ſtoße. Dieſer Punkt muß zwiſchen den Mündun-
gen des Tuchitan und des Chicapa liegen.

Die Hoffnung, das Projekt, welches wir gegenwärtig ent-
wickelt haben. ausgeführt zu ſehen, könnte uns zum Theil über
die Schwierigkeiten tröſten, welche ſich der Ziehung eines ſchiffba-
ren Kanals queer durch die Landenge widerſetzten. Nach dieſem
Projekte könnte man den Goazacoalco ungefähr vierzig Meilen
aufwärts ſchiffen, man würde hierauf auf einen Weg gelangen,
welche man in eine Eiſenbahn (iron-road) verwandeln könnte,

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[22/0021] Neueſter Bericht über einen der jenen Boden aufgeworfen und zwei Landzungen gebildet hat, nämlich die, welche die innere Lagune von dem Eſtero de Tile- ma, und die, welche letztere von dem Ozean ſcheidet. Noch findet ſich weiter gegen Weſten ein kleiner Hafen, dicht neben der Mündung des Fluſſes Tehuantepec (welchen ich wegen der Ueberſchwemmung des letzteren und wegen Mangels an Fahr- zeugen, nicht habe unterſuchen können. Sollte dieſer Hafen geeig- neter ſein, größere Fahrzeuge aufzunehmen, dann würde es ſehr leicht werden, einen Durchgang von der inneren Lagune bis nach Tilema zu eröffnen, theils durch die, aus Sand beſtehende Land- zunge, welche dazwiſchen liegt, theils durch einen Kanal von ge- ringer Ausdehnung, bis zu der Mündung des Tehuantepec, ſüd- lich von den Gebirgen Huilotepec. Jn dieſem kleinen Hafen war es, wo Cortes die erſten Fahrzeuge ausrüſtete, durch welche die Küſten der Südſee unterſucht wurden. Auf einigen alten Karten führt er den Namen Barra de la Ventoſa; eine Benennung, die gegenwärtig im Lande ganz unbekannt iſt. Auf anderen ſpäteren Karten findet man ihn gar nicht, welches von dem Umſtand her- rührt, daß der Fluß Tehuantepec in verſchiedenen Zeiten ſeine Mündung geändert hat. Ehemals ergoß er ſich in die Lagune von Tilema, unterhalb Huilotepec. Vor achtzehn Jahren hatte er ſeine letzte Mündung verlaſſen und floß unmittelbar in das Meer; aber kurz vor dem Anfang des gegenwärtigen Jahres iſt er wieder auf demſelben Wege nach Tilema zurückgekehrt. Dies allein beweiſt ſeine Armuth an Waſſer außer der Regenzeit. Die häufigen Regengüſſe, welche dieſes Jahr in jenen Gegenden, wo ſie ſonſt in der Regel ſparſam fallen, Statt gefunden haben, ver- hinderten mich, am Ufer der inneren Lagune denjenigen Punkt zu unterſuchen, welcher ſich am meiſten dazu eignet, daß der neue Weg auf ihn ſtoße. Dieſer Punkt muß zwiſchen den Mündun- gen des Tuchitan und des Chicapa liegen. Die Hoffnung, das Projekt, welches wir gegenwärtig ent- wickelt haben. ausgeführt zu ſehen, könnte uns zum Theil über die Schwierigkeiten tröſten, welche ſich der Ziehung eines ſchiffba- ren Kanals queer durch die Landenge widerſetzten. Nach dieſem Projekte könnte man den Goazacoalco ungefähr vierzig Meilen aufwärts ſchiffen, man würde hierauf auf einen Weg gelangen, welche man in eine Eiſenbahn (iron-road) verwandeln könnte,

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Neueste Beschlüsse der mexikoschen Regierung über einen Handelsweg in der Landenge von Goazacoalco und Tehuantepec. In: Hertha, Bd. 9 (1827), S. 5-28, hier S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_beschluesse_1827/21>, abgerufen am 23.11.2024.