Humboldt, Alexander von: Bericht über die Naturhistorischen Reisen der Herren Ehrenberg und Hemprich; durch Ägypten, Dongola, Syrien, Arabien und den östlichen Abfall des Habessinischen Hochlandes, in den Jahren 1820-1825. In: Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, physikalische Klasse. Berlin, 1826, S. 111-134.Am Sinai und allen mittleren Gebirgshöhen Nubiens und Ara- Vor allem aber sind die Entdeckungen glänzend in der Ordnung der Eine grosse Menge von Fledermäusen wurden in den Pyramiden und Die Sirene des rothen Meers ist den angestellten Erkundigungen zu- Am Sinai und allen mittleren Gebirgshöhen Nubiens und Ara- Vor allem aber sind die Entdeckungen glänzend in der Ordnung der Eine groſse Menge von Fledermäusen wurden in den Pyramiden und Die Sirene des rothen Meers ist den angestellten Erkundigungen zu- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0015" n="124"/> <fw place="top" type="header"> <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118554700">A. v. <hi rendition="#k">Humboldt</hi></persName> </fw><lb/> <p>Am <placeName>Sinai</placeName> und allen mittleren Gebirgshöhen <placeName>Nubiens</placeName> und <placeName>Ara-<lb/> biens</placeName> lebt die mit dem capischen Klippdachs generisch verwandte Art<lb/> von Hyrax <hi rendition="#i">(H. syriacus)</hi>. Ihre Unterschiede von diesen waren zur Zeit<lb/> nicht bekannt, man zweifelte ob dergleichen sich finden lieſsen. Wir be-<lb/> merkten aber auffallende Verschiedenheit in den Verhältnissen der Tarsen-<lb/> länge zur Leibeslänge und dürfen nun nicht zweifeln, daſs <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118795449">Schreber</persName></hi> und<lb/><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/14271030X "> Shaw</persName></hi> richtig auf sie gemuthmaſst.</p><lb/> <p>Vor allem aber sind die Entdeckungen glänzend in der Ordnung der<lb/> Wiederkäuer, wo sie zur Erklärung der Angaben der Alten reichen Stoff<lb/> bieten. Der Akademie liegt ein ausführlicher Bericht über das, was die Un-<lb/> tersuchung der nubischen Antilopen ergeben hat, bereits vor. Noch eine<lb/> neue Art wurde später in <placeName>Arabien</placeName> entdeckt, die wahrscheinlich bis jetzt im-<lb/> mer mit der <hi rendition="#i">Dorcas</hi> verwechselt worden ist. Sie fand sich auch auf der bis-<lb/> her unbekannten Insel <placeName>Farsan</placeName>. Nächstdem ist die bisher nur aus einem<lb/> Fragment im brittischen Museum bekannte Modoqua-Antilope (<hi rendition="#i">A. Saltiana<lb/> Blainville</hi>, leicht die zierlichste von allen) in vielen Exemplaren aus allen<lb/> Lebenszuständen gesammelt worden und ihre wahre Diagnose jetzt erst gege-<lb/> ben. — Auch den <hi rendition="#i">Tragelaphus</hi> des <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118595083">Plinius</persName></hi> fanden unsre Reisenden in <placeName>Nubien</placeName><lb/> wieder und in <placeName>Ägypten</placeName> erhielten sie Ziegen, die in Gestalt der ägyptischen<lb/> plattnasigen gleichen, aber an Reichthum und Feinheit des Wollhaars den<lb/> Kirgisischen, namentlich denen, die von Herrn <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/115598219">Ternaus</persName></hi> Heerde aus <placeName>St. Ouen</placeName><lb/> hieher gebracht wurden, wenig nachgeben. Ein von ihnen mitgebrachter<lb/> Apis-Schädel samt Gehörn aus den Pyramiden von <placeName>Sakhara</placeName> giebt völlige<lb/> Sicherheit über die Art und Form des alten heiligen Stiers.</p><lb/> <p>Eine groſse Menge von Fledermäusen wurden in den Pyramiden und<lb/> Krypten des <placeName>Nilthal</placeName>s gefunden, alle nemlich, die in dem groſsen französi-<lb/> schen Werk Herr <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118690426">Geoffroi</persName></hi> aufzählt, und mehrere neue, unter andern eine<lb/> mit auffallend groſsen Abdominal-Zitzen, die man bis jetzt überhaupt an<lb/> Fledermäusen nicht fand.</p><lb/> <p>Die Sirene des <placeName>rothen Meers</placeName> ist den angestellten Erkundigungen zu-<lb/> folge eine Art der Gattung <hi rendition="#i">Halicore</hi>, von den Arabern <hi rendition="#i">Naga</hi> und <hi rendition="#i">Lothum</hi> ge-<lb/> nannt, und ein von den Reisenden selbst auf einer wüsten Insel aufgefunde-<lb/> ner und mitgebrachter Schädel giebt darüber völlige Gewiſsheit. Nur ist die-<lb/> ser wegen etwaniger Identität mit der bekannten indischen Art noch näher<lb/> zu vergleichen. Ferner enthalten die übersandten und jetzt noch in Doctor<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0015]
A. v. Humboldt
Am Sinai und allen mittleren Gebirgshöhen Nubiens und Ara-
biens lebt die mit dem capischen Klippdachs generisch verwandte Art
von Hyrax (H. syriacus). Ihre Unterschiede von diesen waren zur Zeit
nicht bekannt, man zweifelte ob dergleichen sich finden lieſsen. Wir be-
merkten aber auffallende Verschiedenheit in den Verhältnissen der Tarsen-
länge zur Leibeslänge und dürfen nun nicht zweifeln, daſs Schreber und
Shaw richtig auf sie gemuthmaſst.
Vor allem aber sind die Entdeckungen glänzend in der Ordnung der
Wiederkäuer, wo sie zur Erklärung der Angaben der Alten reichen Stoff
bieten. Der Akademie liegt ein ausführlicher Bericht über das, was die Un-
tersuchung der nubischen Antilopen ergeben hat, bereits vor. Noch eine
neue Art wurde später in Arabien entdeckt, die wahrscheinlich bis jetzt im-
mer mit der Dorcas verwechselt worden ist. Sie fand sich auch auf der bis-
her unbekannten Insel Farsan. Nächstdem ist die bisher nur aus einem
Fragment im brittischen Museum bekannte Modoqua-Antilope (A. Saltiana
Blainville, leicht die zierlichste von allen) in vielen Exemplaren aus allen
Lebenszuständen gesammelt worden und ihre wahre Diagnose jetzt erst gege-
ben. — Auch den Tragelaphus des Plinius fanden unsre Reisenden in Nubien
wieder und in Ägypten erhielten sie Ziegen, die in Gestalt der ägyptischen
plattnasigen gleichen, aber an Reichthum und Feinheit des Wollhaars den
Kirgisischen, namentlich denen, die von Herrn Ternaus Heerde aus St. Ouen
hieher gebracht wurden, wenig nachgeben. Ein von ihnen mitgebrachter
Apis-Schädel samt Gehörn aus den Pyramiden von Sakhara giebt völlige
Sicherheit über die Art und Form des alten heiligen Stiers.
Eine groſse Menge von Fledermäusen wurden in den Pyramiden und
Krypten des Nilthals gefunden, alle nemlich, die in dem groſsen französi-
schen Werk Herr Geoffroi aufzählt, und mehrere neue, unter andern eine
mit auffallend groſsen Abdominal-Zitzen, die man bis jetzt überhaupt an
Fledermäusen nicht fand.
Die Sirene des rothen Meers ist den angestellten Erkundigungen zu-
folge eine Art der Gattung Halicore, von den Arabern Naga und Lothum ge-
nannt, und ein von den Reisenden selbst auf einer wüsten Insel aufgefunde-
ner und mitgebrachter Schädel giebt darüber völlige Gewiſsheit. Nur ist die-
ser wegen etwaniger Identität mit der bekannten indischen Art noch näher
zu vergleichen. Ferner enthalten die übersandten und jetzt noch in Doctor
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Zitationshilfe: | Humboldt, Alexander von: Bericht über die Naturhistorischen Reisen der Herren Ehrenberg und Hemprich; durch Ägypten, Dongola, Syrien, Arabien und den östlichen Abfall des Habessinischen Hochlandes, in den Jahren 1820-1825. In: Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, physikalische Klasse. Berlin, 1826, S. 111-134, hier S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bericht_1826/15>, abgerufen am 26.07.2024. |