[Humboldt, Alexander von:] [Ankündigung zu „Die Geographie der Pflanzen“.] In: Geographische Zeitung der Hertha, Bd. 7, Heft 2,2 (1826), S. 52–60.den in Europa und Amerika herausgegebenen Abhandlungen zerstreut liegt, Die Geographie der Pflanzen ist eine gemengte Wissenschaft, die auf Hr. von Humboldt, der 5 Jahre lang bald allein, bald vereint mit den in Europa und Amerika herausgegebenen Abhandlungen zerſtreut liegt, Die Geographie der Pflanzen iſt eine gemengte Wiſſenſchaft, die auf Hr. von Humboldt, der 5 Jahre lang bald allein, bald vereint mit <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0009" n="58"/> den in <placeName>Europa</placeName> und <placeName>Amerika</placeName> herausgegebenen Abhandlungen zerſtreut liegt,<lb/> es wird auch durch inedirte Materialien bereichert werden, welche der<lb/> Verfaſſer der Freundſchaft mehrer Botaniker und Reiſenden, die das Ge-<lb/> biet unſrer Kenntniſſe vergroͤßert haben, verdankt.</p><lb/> <p>Die Geographie der Pflanzen iſt eine gemengte Wiſſenſchaft, die auf<lb/> keiner feſten Grundlage ſtehen kann, wenn ſie nicht zugleich von der be-<lb/> ſchreibenden Botanik, der Meteorologie und der eigentlichen Geographie<lb/> Huͤlfe entlehnt. Wie will man die intereſſante Aufgabe, welche kryptoga-<lb/> miſche Pflanzen, welche Gramineen, welche Dikotyledoneen in der alten und<lb/> neuen Welt, unter der <choice><abbr>ſuͤdl.</abbr><expan>ſuͤdlichen</expan></choice> und <choice><abbr>noͤrdl.</abbr><expan>noͤrdlichen</expan></choice> gemaͤßigten Zone voͤllig identiſch<lb/> ſind, aufloͤſen, ohne in den Herbarien die benachbarten Spezies nachzuſe-<lb/> hen, ohne die genauſte Kenntniß vom Bau und den weſentlichen Karakte-<lb/> ren der Spezies zu beſitzen? Wie will man uͤber den Einfluß, den von<lb/> außen die Natur und Erhebung des Bodens, die Atmosſphaͤre, ihre Tem-<lb/> peratur, ihr Druck, ihre Feuchtigkeit, Elektrizitaͤt, das Verloͤſchen der Licht-<lb/> ſtralen, die durch die oberen Luftlagen ſtreichen, auf die Pflanzenwelt aͤu-<lb/><supplied>ß</supplied>ert, ohne den gegenwaͤrtigen Zuſtand der Meteorologie und der Phyſik<lb/> uͤberhaupt zu kennen? Wie die Naturgeſetze erkennen, nach welchen die<lb/> Gewaͤchsgruppen uͤber Feſtlande und im Meeresſchooße unter verſchiedener<lb/> Breite und in verſchiedener Hoͤhe verbreitet ſind, ohne mit Jnſtrumenten<lb/> zum Meſſen der Alpenſtationen, der Hitzabnahme auf den Bergabhaͤngen<lb/> und in den Waſſerlagen des Ozeans, der Einbeugung der Linien gleicher<lb/> Waͤrme und der ungleichen Temperaturvertheilung in den verſchiedenen<lb/> Jahreszeiten auf der Kuͤſte und im innern Feſtlande, verſehen zu ſein?<lb/> Hat die Geographie der Pflanzen bis jetzt nicht die ſchnellen Fortſchritte<lb/> gemacht, welche man nach einer ſolchen Menge wiſſenſchaftlicher Reiſen<lb/> haͤtte erwarten ſollen, ſo liegt der Grund einerſeits darin, daß den Bota-<lb/> nikern oft die Mittel zur Unterſuchung der Hoͤhe und Atmosſphaͤre fehlen,<lb/> andrerſeits die Phyſiker entweder nicht die zur Beſtimmung der Spezies<lb/> unentbehrlichen botaniſchen Kenntniſſe beſitzen oder an den Punkten, deren<lb/> abſolute Hoͤhe ſie durch gute hypſometriſche Methoden beſtimmt haben,<lb/> Herbarien anzulegen vernachlaͤſſigen.</p><lb/> <p>Hr. <persName>von Humboldt</persName>, der 5 Jahre lang bald allein, bald vereint mit<lb/> Hr. <persName>Bonpland</persName> in den <placeName>Aequinoktialregionen</placeName> Pflanzen geſammelt hat, wur-<lb/> de, ſeit ſeiner Ruͤckkunft in <placeName>Europa</placeName>, durch andre Beſchaͤftigung vom Stu-<lb/> dium der beſchreibenden Botanik abgehalten. Da ſein beſtaͤndiger Wunſch<lb/> iſt, in ſeinem Werke die Unvollkommenheiten ſo viel als moͤglich zu he-<lb/> ben, ſo hat er ſich mit Hr. <hi rendition="#g"><persName>Kunth</persName></hi> verbunden, welcher durch ſeine Ta-<lb/> lente und durch die Wichtigkeit ſeiner zahlreichen Arbeiten eine der erſten<lb/> Stellen unter den Botanikern unſerer Zeit einnimmt. Der Text des Wer-<lb/> kes wird von Hrn. <persName>von Humboldt</persName> ſein; die von Hrn. <persName>Kunth</persName> hinzugefuͤg-<lb/> ten Abhandlungen oder erklaͤrenden Noten werden mit dem Namen dieſes<lb/> Gelehrten unterzeichnet ſein. Die <hi rendition="#aq"><bibl>Géographie des plantes, rédigée d'après<lb/> la comparaison des phénomènes que présente la végétation dans les<lb/> deux continens</bibl></hi> wird einen Folioband von ungefaͤhr 100 Blatt ausmachen.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [58/0009]
den in Europa und Amerika herausgegebenen Abhandlungen zerſtreut liegt,
es wird auch durch inedirte Materialien bereichert werden, welche der
Verfaſſer der Freundſchaft mehrer Botaniker und Reiſenden, die das Ge-
biet unſrer Kenntniſſe vergroͤßert haben, verdankt.
Die Geographie der Pflanzen iſt eine gemengte Wiſſenſchaft, die auf
keiner feſten Grundlage ſtehen kann, wenn ſie nicht zugleich von der be-
ſchreibenden Botanik, der Meteorologie und der eigentlichen Geographie
Huͤlfe entlehnt. Wie will man die intereſſante Aufgabe, welche kryptoga-
miſche Pflanzen, welche Gramineen, welche Dikotyledoneen in der alten und
neuen Welt, unter der ſuͤdl. und noͤrdl. gemaͤßigten Zone voͤllig identiſch
ſind, aufloͤſen, ohne in den Herbarien die benachbarten Spezies nachzuſe-
hen, ohne die genauſte Kenntniß vom Bau und den weſentlichen Karakte-
ren der Spezies zu beſitzen? Wie will man uͤber den Einfluß, den von
außen die Natur und Erhebung des Bodens, die Atmosſphaͤre, ihre Tem-
peratur, ihr Druck, ihre Feuchtigkeit, Elektrizitaͤt, das Verloͤſchen der Licht-
ſtralen, die durch die oberen Luftlagen ſtreichen, auf die Pflanzenwelt aͤu-
ßert, ohne den gegenwaͤrtigen Zuſtand der Meteorologie und der Phyſik
uͤberhaupt zu kennen? Wie die Naturgeſetze erkennen, nach welchen die
Gewaͤchsgruppen uͤber Feſtlande und im Meeresſchooße unter verſchiedener
Breite und in verſchiedener Hoͤhe verbreitet ſind, ohne mit Jnſtrumenten
zum Meſſen der Alpenſtationen, der Hitzabnahme auf den Bergabhaͤngen
und in den Waſſerlagen des Ozeans, der Einbeugung der Linien gleicher
Waͤrme und der ungleichen Temperaturvertheilung in den verſchiedenen
Jahreszeiten auf der Kuͤſte und im innern Feſtlande, verſehen zu ſein?
Hat die Geographie der Pflanzen bis jetzt nicht die ſchnellen Fortſchritte
gemacht, welche man nach einer ſolchen Menge wiſſenſchaftlicher Reiſen
haͤtte erwarten ſollen, ſo liegt der Grund einerſeits darin, daß den Bota-
nikern oft die Mittel zur Unterſuchung der Hoͤhe und Atmosſphaͤre fehlen,
andrerſeits die Phyſiker entweder nicht die zur Beſtimmung der Spezies
unentbehrlichen botaniſchen Kenntniſſe beſitzen oder an den Punkten, deren
abſolute Hoͤhe ſie durch gute hypſometriſche Methoden beſtimmt haben,
Herbarien anzulegen vernachlaͤſſigen.
Hr. von Humboldt, der 5 Jahre lang bald allein, bald vereint mit
Hr. Bonpland in den Aequinoktialregionen Pflanzen geſammelt hat, wur-
de, ſeit ſeiner Ruͤckkunft in Europa, durch andre Beſchaͤftigung vom Stu-
dium der beſchreibenden Botanik abgehalten. Da ſein beſtaͤndiger Wunſch
iſt, in ſeinem Werke die Unvollkommenheiten ſo viel als moͤglich zu he-
ben, ſo hat er ſich mit Hr. Kunth verbunden, welcher durch ſeine Ta-
lente und durch die Wichtigkeit ſeiner zahlreichen Arbeiten eine der erſten
Stellen unter den Botanikern unſerer Zeit einnimmt. Der Text des Wer-
kes wird von Hrn. von Humboldt ſein; die von Hrn. Kunth hinzugefuͤg-
ten Abhandlungen oder erklaͤrenden Noten werden mit dem Namen dieſes
Gelehrten unterzeichnet ſein. Die Géographie des plantes, rédigée d'après
la comparaison des phénomènes que présente la végétation dans les
deux continens wird einen Folioband von ungefaͤhr 100 Blatt ausmachen.
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Zitationshilfe: | [Humboldt, Alexander von:] [Ankündigung zu „Die Geographie der Pflanzen“.] In: Geographische Zeitung der Hertha, Bd. 7, Heft 2,2 (1826), S. 52–60, hier S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_ankuendigung_1826/9>, abgerufen am 16.02.2025. |