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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.

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erhebt sich kaum 100 m über die umliegende Ebene. Sind
die Aussagen der Eingeborenen begründet, so rühren beim
Duida und Guaraco die Flammen wahrscheinlich von einer
unterirdischen Ursache her; denn man sieht dergleichen niemals
auf den hohen Bergen am Rio Jao und am Berg Mara-
guaca, um den so oft die Gewitter toben. Der Granit des
Cerro Duida ist von teils offenen, teils mit Quarzkristallen
und Kiesen gefüllten Gängen durchzogen. Durch dieselben
mögen gasförmige, brennbare Emanationen (Wasserstoff oder
Naphtha) aufsteigen. In den Gebirgen von Karamanien, im
Hindukusch und im Himalaya sind dergleichen Erscheinungen
häufig. In vielen Landstrichen des östlichen Amerika, die
den Erdbeben ausgesetzt sind, sieht man sogar (wie am Cuchi-
vano bei Cumanacoa) aus sekundären Gebirgsbildungen
Flammen aus dem Boden brechen. Dieselben zeigen sich,
wenn der erste Regen auf den von der Sonne stark erhitzten
Boden fällt, oder wenn dieser nach starken Niederschlägen
wieder zu trocknen anfängt. Die Grundursache dieser Feuer-
erscheinungen ist in ungeheurer Tiefe, weit unter den sekun-
dären Formationen, in den Urgebirgsarten zu suchen; der
Regen und die Zersetzung des atmosphärischen Wassers spielen
dabei nur eine untergeordnete Rolle. Die heißesten Quellen
in der Welt kommen unmittelbar aus dem Granit; das
Steinöl quillt aus dem Glimmerschiefer; in Encaramada
zwischen den Flüssen Arauca und Cuchivero, mitten auf dem
Granitboden der Sierra Parime am Orinoko, hört man furcht-
bares Getöse. Hier, wie überall auf dem Erdball, liegt der
Herd der Vulkane in den ältesten Bildungen, und zwischen
den großen Phänomenen, wobei die Rinde unseres Planeten
emporgehoben und geschmolzen wird, und den Feuermeteoren,
die sich zuweilen an der Oberfläche zeigen und die man,
ihrer Unbedeutendheit wegen, nur atmosphärischen Einflüssen
zuschreiben möchte, scheint ein Kausalzusammenhang zu be-
stehen.

Der Duida hat zwar nicht die Höhe, welche der Volks-
glaube ihm zuschreibt, er ist aber im ganzen Bergstock zwi-
schen Orinoko und Amazonenstrom der beherrschende Punkt.
Diese Berge fallen gegen Nordwest, gegen den Puruname,
noch rascher ab als gegen Ost, gegen den Padamo und den
Rio Ocamo. In der ersteren Richtung sind die höchsten
Gipfel nach dem Duida der Cuneva, an den Quellen des
Rio Paru (eines Nebenflusses des Ventuari), der Sipapo,

erhebt ſich kaum 100 m über die umliegende Ebene. Sind
die Ausſagen der Eingeborenen begründet, ſo rühren beim
Duida und Guaraco die Flammen wahrſcheinlich von einer
unterirdiſchen Urſache her; denn man ſieht dergleichen niemals
auf den hohen Bergen am Rio Jao und am Berg Mara-
guaca, um den ſo oft die Gewitter toben. Der Granit des
Cerro Duida iſt von teils offenen, teils mit Quarzkriſtallen
und Kieſen gefüllten Gängen durchzogen. Durch dieſelben
mögen gasförmige, brennbare Emanationen (Waſſerſtoff oder
Naphtha) aufſteigen. In den Gebirgen von Karamanien, im
Hindukuſch und im Himalaya ſind dergleichen Erſcheinungen
häufig. In vielen Landſtrichen des öſtlichen Amerika, die
den Erdbeben ausgeſetzt ſind, ſieht man ſogar (wie am Cuchi-
vano bei Cumanacoa) aus ſekundären Gebirgsbildungen
Flammen aus dem Boden brechen. Dieſelben zeigen ſich,
wenn der erſte Regen auf den von der Sonne ſtark erhitzten
Boden fällt, oder wenn dieſer nach ſtarken Niederſchlägen
wieder zu trocknen anfängt. Die Grundurſache dieſer Feuer-
erſcheinungen iſt in ungeheurer Tiefe, weit unter den ſekun-
dären Formationen, in den Urgebirgsarten zu ſuchen; der
Regen und die Zerſetzung des atmoſphäriſchen Waſſers ſpielen
dabei nur eine untergeordnete Rolle. Die heißeſten Quellen
in der Welt kommen unmittelbar aus dem Granit; das
Steinöl quillt aus dem Glimmerſchiefer; in Encaramada
zwiſchen den Flüſſen Arauca und Cuchivero, mitten auf dem
Granitboden der Sierra Parime am Orinoko, hört man furcht-
bares Getöſe. Hier, wie überall auf dem Erdball, liegt der
Herd der Vulkane in den älteſten Bildungen, und zwiſchen
den großen Phänomenen, wobei die Rinde unſeres Planeten
emporgehoben und geſchmolzen wird, und den Feuermeteoren,
die ſich zuweilen an der Oberfläche zeigen und die man,
ihrer Unbedeutendheit wegen, nur atmoſphäriſchen Einflüſſen
zuſchreiben möchte, ſcheint ein Kauſalzuſammenhang zu be-
ſtehen.

Der Duida hat zwar nicht die Höhe, welche der Volks-
glaube ihm zuſchreibt, er iſt aber im ganzen Bergſtock zwi-
ſchen Orinoko und Amazonenſtrom der beherrſchende Punkt.
Dieſe Berge fallen gegen Nordweſt, gegen den Puruname,
noch raſcher ab als gegen Oſt, gegen den Padamo und den
Rio Ocamo. In der erſteren Richtung ſind die höchſten
Gipfel nach dem Duida der Cuneva, an den Quellen des
Rio Paru (eines Nebenfluſſes des Ventuari), der Sipapo,

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[80/0088] erhebt ſich kaum 100 m über die umliegende Ebene. Sind die Ausſagen der Eingeborenen begründet, ſo rühren beim Duida und Guaraco die Flammen wahrſcheinlich von einer unterirdiſchen Urſache her; denn man ſieht dergleichen niemals auf den hohen Bergen am Rio Jao und am Berg Mara- guaca, um den ſo oft die Gewitter toben. Der Granit des Cerro Duida iſt von teils offenen, teils mit Quarzkriſtallen und Kieſen gefüllten Gängen durchzogen. Durch dieſelben mögen gasförmige, brennbare Emanationen (Waſſerſtoff oder Naphtha) aufſteigen. In den Gebirgen von Karamanien, im Hindukuſch und im Himalaya ſind dergleichen Erſcheinungen häufig. In vielen Landſtrichen des öſtlichen Amerika, die den Erdbeben ausgeſetzt ſind, ſieht man ſogar (wie am Cuchi- vano bei Cumanacoa) aus ſekundären Gebirgsbildungen Flammen aus dem Boden brechen. Dieſelben zeigen ſich, wenn der erſte Regen auf den von der Sonne ſtark erhitzten Boden fällt, oder wenn dieſer nach ſtarken Niederſchlägen wieder zu trocknen anfängt. Die Grundurſache dieſer Feuer- erſcheinungen iſt in ungeheurer Tiefe, weit unter den ſekun- dären Formationen, in den Urgebirgsarten zu ſuchen; der Regen und die Zerſetzung des atmoſphäriſchen Waſſers ſpielen dabei nur eine untergeordnete Rolle. Die heißeſten Quellen in der Welt kommen unmittelbar aus dem Granit; das Steinöl quillt aus dem Glimmerſchiefer; in Encaramada zwiſchen den Flüſſen Arauca und Cuchivero, mitten auf dem Granitboden der Sierra Parime am Orinoko, hört man furcht- bares Getöſe. Hier, wie überall auf dem Erdball, liegt der Herd der Vulkane in den älteſten Bildungen, und zwiſchen den großen Phänomenen, wobei die Rinde unſeres Planeten emporgehoben und geſchmolzen wird, und den Feuermeteoren, die ſich zuweilen an der Oberfläche zeigen und die man, ihrer Unbedeutendheit wegen, nur atmoſphäriſchen Einflüſſen zuſchreiben möchte, ſcheint ein Kauſalzuſammenhang zu be- ſtehen. Der Duida hat zwar nicht die Höhe, welche der Volks- glaube ihm zuſchreibt, er iſt aber im ganzen Bergſtock zwi- ſchen Orinoko und Amazonenſtrom der beherrſchende Punkt. Dieſe Berge fallen gegen Nordweſt, gegen den Puruname, noch raſcher ab als gegen Oſt, gegen den Padamo und den Rio Ocamo. In der erſteren Richtung ſind die höchſten Gipfel nach dem Duida der Cuneva, an den Quellen des Rio Paru (eines Nebenfluſſes des Ventuari), der Sipapo,

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial04_1859/88>, abgerufen am 23.11.2024.