Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.266 Einwohner. Ich habe schon öfters bemerkt, daß die San Fernando de Atabapo liegt an der Stelle, wo drei 266 Einwohner. Ich habe ſchon öfters bemerkt, daß die San Fernando de Atabapo liegt an der Stelle, wo drei <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0208" n="200"/> 266 Einwohner. Ich habe ſchon öfters bemerkt, daß die<lb/> Miſſionen in der Nähe der Küſten, die gleichfalls unter den<lb/> Obſervanten ſtehen, z. B. Pilar, Caigua, Huere und Cupapui,<lb/> zwiſchen 800 und 2000 Einwohner zählen. Es ſind größere<lb/> und ſchönere Dörfer als in den kultivierteſten Ländern Europas.<lb/> Man verſicherte uns, die Miſſion San Fernando hahe un-<lb/> mittelbar nach der Gründung eine ſtärkere Bevölkerung gehabt<lb/> als jetzt. Da wir auf der Rückreiſe vom Rio Negro noch<lb/> einmal an den Ort kamen, ſo ſtelle ich hier die Beobachtungen<lb/> zuſammen, die wir an einem Punkte des Orinoko gemacht,<lb/> der einmal für den Handel und die Gewerbe der Kolonien<lb/> von großer Bedeutung werden kann.</p><lb/> <p>San Fernando de Atabapo liegt an der Stelle, wo drei<lb/> große Flüſſe, der Orinoko, der Guaviare und der Atabapo<lb/> ſich vereinigen. Die Lage iſt ähnlich wie die von St. Louis<lb/> oder Neumadrid am Einfluſſe des Miſſouri und des Ohio<lb/> in den Miſſiſſippi. Je größeren Aufſchwung der Handel in<lb/> dieſen von ungeheuren Strömen durchzogenen Ländern nimmt,<lb/> deſto mehr werden die Städte, die an zwei Flüſſen liegen,<lb/> von ſelbſt Schiffsſtationen, Stapelplätze für die Handelsgüter,<lb/> wahre Mittelpunkte der Kultur. Pater Gumilla geſteht, daß<lb/> zu ſeiner Zeit kein Menſch vom Laufe des Orinoko oberhalb<lb/> des Einfluſſes des Guaviare etwas gewußt habe. Er ſagt<lb/> ferner ſehr naiv, er habe ſich an Einwohner von Timana und<lb/> Paſto um einige, noch dazu unſichere Auskunft über den oberen<lb/> Orinoko wenden müſſen. Heutzutage erkundigt man ſich aller-<lb/> dings nicht in den Anden von Popayan nach einem Fluſſe,<lb/> der am Weſtabhange der Gebirge von Cayenne entſpringt.<lb/> Pater Gumilla verwechſelte zwar nicht, wie man ihm ſchuld<lb/> gegeben, die Quellen des Guaviare und die des Orinoko;<lb/> da er aber das Stück des letzteren Fluſſes, das von Esmeralda<lb/> San Fernando zu von Oſt nach Weſt gerichtet iſt, nicht kannte,<lb/> ſo ſetzt er voraus, man müſſe, um oberhalb der Katarakte<lb/> und der Einmündung des Vichada und Guaviare den Orinoko<lb/> weiter hinaufzukommen, ſich nach Südweſt wenden. Zu jener<lb/> Zeit hatten die Geographen die Quellen des Orinoko in die<lb/> Nähe der Quellen des Putumayo und Caqueta an den öft-<lb/> lichen Abhang der Anden von Paſto und Popayan geſetzt,<lb/> alſo nach meinen Längenbeſtimmungen auf dem Rücken der<lb/> Kordilleren und in Esmeralda, 1080 <hi rendition="#aq">km</hi> vom richtigen Punkte.<lb/> Unrichtige Angaben La Condamines über die Verzweigungen<lb/> des Caqueta, wodurch Sanſons Annahmen Beſtätigung zu<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [200/0208]
266 Einwohner. Ich habe ſchon öfters bemerkt, daß die
Miſſionen in der Nähe der Küſten, die gleichfalls unter den
Obſervanten ſtehen, z. B. Pilar, Caigua, Huere und Cupapui,
zwiſchen 800 und 2000 Einwohner zählen. Es ſind größere
und ſchönere Dörfer als in den kultivierteſten Ländern Europas.
Man verſicherte uns, die Miſſion San Fernando hahe un-
mittelbar nach der Gründung eine ſtärkere Bevölkerung gehabt
als jetzt. Da wir auf der Rückreiſe vom Rio Negro noch
einmal an den Ort kamen, ſo ſtelle ich hier die Beobachtungen
zuſammen, die wir an einem Punkte des Orinoko gemacht,
der einmal für den Handel und die Gewerbe der Kolonien
von großer Bedeutung werden kann.
San Fernando de Atabapo liegt an der Stelle, wo drei
große Flüſſe, der Orinoko, der Guaviare und der Atabapo
ſich vereinigen. Die Lage iſt ähnlich wie die von St. Louis
oder Neumadrid am Einfluſſe des Miſſouri und des Ohio
in den Miſſiſſippi. Je größeren Aufſchwung der Handel in
dieſen von ungeheuren Strömen durchzogenen Ländern nimmt,
deſto mehr werden die Städte, die an zwei Flüſſen liegen,
von ſelbſt Schiffsſtationen, Stapelplätze für die Handelsgüter,
wahre Mittelpunkte der Kultur. Pater Gumilla geſteht, daß
zu ſeiner Zeit kein Menſch vom Laufe des Orinoko oberhalb
des Einfluſſes des Guaviare etwas gewußt habe. Er ſagt
ferner ſehr naiv, er habe ſich an Einwohner von Timana und
Paſto um einige, noch dazu unſichere Auskunft über den oberen
Orinoko wenden müſſen. Heutzutage erkundigt man ſich aller-
dings nicht in den Anden von Popayan nach einem Fluſſe,
der am Weſtabhange der Gebirge von Cayenne entſpringt.
Pater Gumilla verwechſelte zwar nicht, wie man ihm ſchuld
gegeben, die Quellen des Guaviare und die des Orinoko;
da er aber das Stück des letzteren Fluſſes, das von Esmeralda
San Fernando zu von Oſt nach Weſt gerichtet iſt, nicht kannte,
ſo ſetzt er voraus, man müſſe, um oberhalb der Katarakte
und der Einmündung des Vichada und Guaviare den Orinoko
weiter hinaufzukommen, ſich nach Südweſt wenden. Zu jener
Zeit hatten die Geographen die Quellen des Orinoko in die
Nähe der Quellen des Putumayo und Caqueta an den öft-
lichen Abhang der Anden von Paſto und Popayan geſetzt,
alſo nach meinen Längenbeſtimmungen auf dem Rücken der
Kordilleren und in Esmeralda, 1080 km vom richtigen Punkte.
Unrichtige Angaben La Condamines über die Verzweigungen
des Caqueta, wodurch Sanſons Annahmen Beſtätigung zu
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