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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.

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selbst, fast am Nordabhange, zu Tage. Sie sind weit stärker
als alle, die wir bisher gesehen, und bilden einen Bach, der
in der trockensten Jahreszeit 60 cm tief und 5,4 m breit ist.
Die Temperatur des Wassers war, sehr genau gemessen, 90,3°.
Nach den Quellen von Urijino in Japan, die reines Wasser
sein und eine Temperatur von 100° haben sollen, scheint das
Wasser von La Trinchera de Porto Cabello das heißeste, das
man überhaupt kennt. Wir frühstückten bei der Quelle. Eier
waren im heißen Wasser in weniger als vier Minuten gar.
Das stark schwefelwasserstoffhaltige Wasser entspringt auf dem
Gipfel eines Hügels, der sich 48 m über die Sohle der Schlucht
erhebt und von Süd-Süd-Ost nach Nord-Nord-West streicht.
Das Gestein, aus dem die Quelle kommt, ist ein echter grob-
körniger Granit, ähnlich dem der Teufelsmauer in den Bergen
von Mariara. Ueberall wo das Wasser an der Luft ver-
dunstet, bildet es Niederschläge und Inkrustationen von kohlen-
saurem Kalk. Es geht vielleicht durch Schichten von Urkalk,
der im Glimmerschiefer und Gneis an der Küste von Caracas
so häufig vorkommt. Die Ueppigkeit der Vegetation um das
Becken überraschte uns. Mimosen mit zartem, gefiedertem
Laube, Klusien und Feigenbäume haben ihre Wurzeln in den
Boden eines Wasserstückes getrieben, dessen Temperatur 85°
betrug. Ihre Aeste stehen nur 5 bis 7 cm über dem Wasser-
spiegel. Obgleich das Laub der Mimosen beständig vom heißen
Wasserdampfe befeuchtet wird, ist es doch sehr schön grün.
Ein Arum mit holzigem Stengel und pfeilförmigen Blättern
wuchs sogar mitten in einer Lache von 70° Temperatur. Die-
selben Pflanzenarten kommen anderswo in diesem Gebirge an
Bächen vor, in denen der Thermometer nicht auf 18° steigt.
Noch mehr, 13 m von der Stelle, wo die 90° heißen Quellen
entspringen, finden sich auch ganz kalte. Beide Gewässer
laufen eine Strecke weit nebeneinander fort, und die Ein-
geborenen zeigten uns, wie man sich, wenn man zwischen
beiden Bächen ein Loch in den Boden gräbt, ein Bad von
beliebiger Temperatur verschaffen kann. Es ist auffallend,
wie in den heißesten und in den kältesten Erdstrichen der ge-
meine Mann gleich sehr die Wärme liebt. Bei der Einführung
des Christentums in Island wollte sich das Volk nur in den
warmen Quellen am Hekla taufen lassen, und in der heißen
Zone, im Tieflande und auf den Kordilleren, laufen die Ein-
geborenen von allen Seiten den warmen Quellen zu. Die
Kranken, die nach Trinchera kommen, um Dampfbäder zu

ſelbſt, faſt am Nordabhange, zu Tage. Sie ſind weit ſtärker
als alle, die wir bisher geſehen, und bilden einen Bach, der
in der trockenſten Jahreszeit 60 cm tief und 5,4 m breit iſt.
Die Temperatur des Waſſers war, ſehr genau gemeſſen, 90,3°.
Nach den Quellen von Urijino in Japan, die reines Waſſer
ſein und eine Temperatur von 100° haben ſollen, ſcheint das
Waſſer von La Trinchera de Porto Cabello das heißeſte, das
man überhaupt kennt. Wir frühſtückten bei der Quelle. Eier
waren im heißen Waſſer in weniger als vier Minuten gar.
Das ſtark ſchwefelwaſſerſtoffhaltige Waſſer entſpringt auf dem
Gipfel eines Hügels, der ſich 48 m über die Sohle der Schlucht
erhebt und von Süd-Süd-Oſt nach Nord-Nord-Weſt ſtreicht.
Das Geſtein, aus dem die Quelle kommt, iſt ein echter grob-
körniger Granit, ähnlich dem der Teufelsmauer in den Bergen
von Mariara. Ueberall wo das Waſſer an der Luft ver-
dunſtet, bildet es Niederſchläge und Inkruſtationen von kohlen-
ſaurem Kalk. Es geht vielleicht durch Schichten von Urkalk,
der im Glimmerſchiefer und Gneis an der Küſte von Caracas
ſo häufig vorkommt. Die Ueppigkeit der Vegetation um das
Becken überraſchte uns. Mimoſen mit zartem, gefiedertem
Laube, Kluſien und Feigenbäume haben ihre Wurzeln in den
Boden eines Waſſerſtückes getrieben, deſſen Temperatur 85°
betrug. Ihre Aeſte ſtehen nur 5 bis 7 cm über dem Waſſer-
ſpiegel. Obgleich das Laub der Mimoſen beſtändig vom heißen
Waſſerdampfe befeuchtet wird, iſt es doch ſehr ſchön grün.
Ein Arum mit holzigem Stengel und pfeilförmigen Blättern
wuchs ſogar mitten in einer Lache von 70° Temperatur. Die-
ſelben Pflanzenarten kommen anderswo in dieſem Gebirge an
Bächen vor, in denen der Thermometer nicht auf 18° ſteigt.
Noch mehr, 13 m von der Stelle, wo die 90° heißen Quellen
entſpringen, finden ſich auch ganz kalte. Beide Gewäſſer
laufen eine Strecke weit nebeneinander fort, und die Ein-
geborenen zeigten uns, wie man ſich, wenn man zwiſchen
beiden Bächen ein Loch in den Boden gräbt, ein Bad von
beliebiger Temperatur verſchaffen kann. Es iſt auffallend,
wie in den heißeſten und in den kälteſten Erdſtrichen der ge-
meine Mann gleich ſehr die Wärme liebt. Bei der Einführung
des Chriſtentums in Island wollte ſich das Volk nur in den
warmen Quellen am Hekla taufen laſſen, und in der heißen
Zone, im Tieflande und auf den Kordilleren, laufen die Ein-
geborenen von allen Seiten den warmen Quellen zu. Die
Kranken, die nach Trinchera kommen, um Dampfbäder zu

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[233/0241] ſelbſt, faſt am Nordabhange, zu Tage. Sie ſind weit ſtärker als alle, die wir bisher geſehen, und bilden einen Bach, der in der trockenſten Jahreszeit 60 cm tief und 5,4 m breit iſt. Die Temperatur des Waſſers war, ſehr genau gemeſſen, 90,3°. Nach den Quellen von Urijino in Japan, die reines Waſſer ſein und eine Temperatur von 100° haben ſollen, ſcheint das Waſſer von La Trinchera de Porto Cabello das heißeſte, das man überhaupt kennt. Wir frühſtückten bei der Quelle. Eier waren im heißen Waſſer in weniger als vier Minuten gar. Das ſtark ſchwefelwaſſerſtoffhaltige Waſſer entſpringt auf dem Gipfel eines Hügels, der ſich 48 m über die Sohle der Schlucht erhebt und von Süd-Süd-Oſt nach Nord-Nord-Weſt ſtreicht. Das Geſtein, aus dem die Quelle kommt, iſt ein echter grob- körniger Granit, ähnlich dem der Teufelsmauer in den Bergen von Mariara. Ueberall wo das Waſſer an der Luft ver- dunſtet, bildet es Niederſchläge und Inkruſtationen von kohlen- ſaurem Kalk. Es geht vielleicht durch Schichten von Urkalk, der im Glimmerſchiefer und Gneis an der Küſte von Caracas ſo häufig vorkommt. Die Ueppigkeit der Vegetation um das Becken überraſchte uns. Mimoſen mit zartem, gefiedertem Laube, Kluſien und Feigenbäume haben ihre Wurzeln in den Boden eines Waſſerſtückes getrieben, deſſen Temperatur 85° betrug. Ihre Aeſte ſtehen nur 5 bis 7 cm über dem Waſſer- ſpiegel. Obgleich das Laub der Mimoſen beſtändig vom heißen Waſſerdampfe befeuchtet wird, iſt es doch ſehr ſchön grün. Ein Arum mit holzigem Stengel und pfeilförmigen Blättern wuchs ſogar mitten in einer Lache von 70° Temperatur. Die- ſelben Pflanzenarten kommen anderswo in dieſem Gebirge an Bächen vor, in denen der Thermometer nicht auf 18° ſteigt. Noch mehr, 13 m von der Stelle, wo die 90° heißen Quellen entſpringen, finden ſich auch ganz kalte. Beide Gewäſſer laufen eine Strecke weit nebeneinander fort, und die Ein- geborenen zeigten uns, wie man ſich, wenn man zwiſchen beiden Bächen ein Loch in den Boden gräbt, ein Bad von beliebiger Temperatur verſchaffen kann. Es iſt auffallend, wie in den heißeſten und in den kälteſten Erdſtrichen der ge- meine Mann gleich ſehr die Wärme liebt. Bei der Einführung des Chriſtentums in Island wollte ſich das Volk nur in den warmen Quellen am Hekla taufen laſſen, und in der heißen Zone, im Tieflande und auf den Kordilleren, laufen die Ein- geborenen von allen Seiten den warmen Quellen zu. Die Kranken, die nach Trinchera kommen, um Dampfbäder zu

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial02_1859/241>, abgerufen am 22.11.2024.