Abreise von Cacacas. -- Gebirge von San Pedro und Los Teques. -- Victoria. -- Thäler von Aragua.
Der kürzeste Weg von Caracas an die Ufer des Orinoko hätte uns über die südliche Kette der Berge zwischen Baruta, Salamanca und den Savannen von Ocumare, und über die Steppen oder Lanos von Orituco geführt, worauf wir uns bei Cabruta, an der Einmündung des Rio Guarico, hätten einschiffen müssen; aber auf diesem geraden Wege hätten wir unsere Absicht nicht erreicht, die dahin ging, den schönsten und kultiviertesten Teil der Provinz, die Thäler von Aragua, zu besuchen, einen interessanten Strich der Küste mit dem Barometer zu vermessen und den Rio Apure bis zu seinem Einfluß in den Orinoko hinabzufahren. Ein Reisender, der sich mit der Gestaltung und den natürlichen Schätzen des Bodens bekannt machen will, richtet sich nicht nach den Ent- fernungen, sondern nach dem Interesse, das die zu bereisenden Länder bieten. Diese entscheidende Rücksicht führte uns in die Berge Los Teques, zu den warmen Quellen von Mariara, an die fruchtbaren Ufer des Sees von Valencia und über die ungeheuren Steppen von Calabozo nach San Fernando am Apure im östlichen Teile der Provinz Varinas. Auf diesem Wege war unsere Richtung anfangs West, dann Süd und am Ende Ost-Süd-Ost, um auf dem Apure, unter dem Parallel von 7° 36' 23" in den Orinoko zu gelangen.
Da auf einem Wege von 2700 bis 3150 km die Längen durch Uebertragung der Zeit in Caracas und Cumana zu be- stimmen waren, mußte notwendig die Lage beider Städte genau und durch absolute Beobachtungen ermittelt werden. Oben ist das Resultat der am ersten Ausgangspunkte, in Cumana, angestellten Beobachtungen angegeben; der zweite Punkt, der nördliche Stadtteil von Caracas, liegt unter
Fünfzehntes Kapitel.
Abreiſe von Cacacas. — Gebirge von San Pedro und Los Teques. — Victoria. — Thäler von Aragua.
Der kürzeſte Weg von Caracas an die Ufer des Orinoko hätte uns über die ſüdliche Kette der Berge zwiſchen Baruta, Salamanca und den Savannen von Ocumare, und über die Steppen oder Lanos von Orituco geführt, worauf wir uns bei Cabruta, an der Einmündung des Rio Guarico, hätten einſchiffen müſſen; aber auf dieſem geraden Wege hätten wir unſere Abſicht nicht erreicht, die dahin ging, den ſchönſten und kultivierteſten Teil der Provinz, die Thäler von Aragua, zu beſuchen, einen intereſſanten Strich der Küſte mit dem Barometer zu vermeſſen und den Rio Apure bis zu ſeinem Einfluß in den Orinoko hinabzufahren. Ein Reiſender, der ſich mit der Geſtaltung und den natürlichen Schätzen des Bodens bekannt machen will, richtet ſich nicht nach den Ent- fernungen, ſondern nach dem Intereſſe, das die zu bereiſenden Länder bieten. Dieſe entſcheidende Rückſicht führte uns in die Berge Los Teques, zu den warmen Quellen von Mariara, an die fruchtbaren Ufer des Sees von Valencia und über die ungeheuren Steppen von Calabozo nach San Fernando am Apure im öſtlichen Teile der Provinz Varinas. Auf dieſem Wege war unſere Richtung anfangs Weſt, dann Süd und am Ende Oſt-Süd-Oſt, um auf dem Apure, unter dem Parallel von 7° 36′ 23″ in den Orinoko zu gelangen.
Da auf einem Wege von 2700 bis 3150 km die Längen durch Uebertragung der Zeit in Caracas und Cumana zu be- ſtimmen waren, mußte notwendig die Lage beider Städte genau und durch abſolute Beobachtungen ermittelt werden. Oben iſt das Reſultat der am erſten Ausgangspunkte, in Cumana, angeſtellten Beobachtungen angegeben; der zweite Punkt, der nördliche Stadtteil von Caracas, liegt unter
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Fünfzehntes Kapitel.
Abreiſe von Cacacas. — Gebirge von San Pedro und Los Teques. —
Victoria. — Thäler von Aragua.
Der kürzeſte Weg von Caracas an die Ufer des Orinoko
hätte uns über die ſüdliche Kette der Berge zwiſchen Baruta,
Salamanca und den Savannen von Ocumare, und über die
Steppen oder Lanos von Orituco geführt, worauf wir uns
bei Cabruta, an der Einmündung des Rio Guarico, hätten
einſchiffen müſſen; aber auf dieſem geraden Wege hätten wir
unſere Abſicht nicht erreicht, die dahin ging, den ſchönſten
und kultivierteſten Teil der Provinz, die Thäler von Aragua,
zu beſuchen, einen intereſſanten Strich der Küſte mit dem
Barometer zu vermeſſen und den Rio Apure bis zu ſeinem
Einfluß in den Orinoko hinabzufahren. Ein Reiſender, der
ſich mit der Geſtaltung und den natürlichen Schätzen des
Bodens bekannt machen will, richtet ſich nicht nach den Ent-
fernungen, ſondern nach dem Intereſſe, das die zu bereiſenden
Länder bieten. Dieſe entſcheidende Rückſicht führte uns in
die Berge Los Teques, zu den warmen Quellen von Mariara,
an die fruchtbaren Ufer des Sees von Valencia und über die
ungeheuren Steppen von Calabozo nach San Fernando am
Apure im öſtlichen Teile der Provinz Varinas. Auf dieſem
Wege war unſere Richtung anfangs Weſt, dann Süd und
am Ende Oſt-Süd-Oſt, um auf dem Apure, unter dem Parallel
von 7° 36′ 23″ in den Orinoko zu gelangen.
Da auf einem Wege von 2700 bis 3150 km die Längen
durch Uebertragung der Zeit in Caracas und Cumana zu be-
ſtimmen waren, mußte notwendig die Lage beider Städte
genau und durch abſolute Beobachtungen ermittelt werden.
Oben iſt das Reſultat der am erſten Ausgangspunkte, in
Cumana, angeſtellten Beobachtungen angegeben; der zweite
Punkt, der nördliche Stadtteil von Caracas, liegt unter
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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859, S. [168]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial02_1859/176>, abgerufen am 16.02.2025.
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