Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.bis auf unsere Zeiten land gewesen seyn, er versetzte die nicht mehrschwache Pflanze in einen sehr günstigen Bo- den. Um eben diese Zeit stritt Conring ge- gen die erdichtete Verordnung Lothars, ge- gen die Anwendbarkeit des Römischen Staats- rechts in Deutschland, und dafür daß unsre Regenten das Römische Recht ändern dürf- ten und sollten. Er hätte völlig frey von Irrthümern darüber seyn köunen, und wäre doch für den großen Haufen lange nicht so wichtig gewesen, als Mevius, dessen Bey- nahine fabricator praxeos jeden Juristen vor sklavischer Anhänglichkeit an den Gerichts- gebrauch bewahren muß, oder als Brun- nemann, der das Ansehen Carpzov's schwächte, oder gar als die Compendien- schreiber Lauterbach und Struv. Der Plan des letzteren war gewiß zu einer Zeit, da man weder über das germanicum noch über das Criminalrecht hörte, da die latei- nische Sprache noch die Sprache aller Vor- lesungen war, und auf einer Herzoglich-Säch- sischen Universität, so übel nicht. Aber Struv, der die Unvollkommenheit seines Werks mit seinen überhäuften Geschäfften entschuldigte, würde sich gewiß freuen, wenn er wüßte, daß jetzt dieses alles sich geändert habe, nur nicht der academische Gebrauch der iurispru- dentia Romano-Germanica. Wissenbach war
bis auf unſere Zeiten land geweſen ſeyn, er verſetzte die nicht mehrſchwache Pflanze in einen ſehr guͤnſtigen Bo- den. Um eben dieſe Zeit ſtritt Conring ge- gen die erdichtete Verordnung Lothars, ge- gen die Anwendbarkeit des Roͤmiſchen Staats- rechts in Deutſchland, und dafuͤr daß unſre Regenten das Roͤmiſche Recht aͤndern duͤrf- ten und ſollten. Er haͤtte voͤllig frey von Irrthuͤmern daruͤber ſeyn koͤunen, und waͤre doch fuͤr den großen Haufen lange nicht ſo wichtig geweſen, als Mevius, deſſen Bey- nahine fabricator praxeos jeden Juriſten vor ſklaviſcher Anhaͤnglichkeit an den Gerichts- gebrauch bewahren muß, oder als Brun- nemann, der das Anſehen Carpzov’s ſchwaͤchte, oder gar als die Compendien- ſchreiber Lauterbach und Struv. Der Plan des letzteren war gewiß zu einer Zeit, da man weder uͤber das germanicum noch uͤber das Criminalrecht hoͤrte, da die latei- niſche Sprache noch die Sprache aller Vor- leſungen war, und auf einer Herzoglich-Saͤch- ſiſchen Univerſitaͤt, ſo uͤbel nicht. Aber Struv, der die Unvollkommenheit ſeines Werks mit ſeinen uͤberhaͤuften Geſchaͤfften entſchuldigte, wuͤrde ſich gewiß freuen, wenn er wuͤßte, daß jetzt dieſes alles ſich geaͤndert habe, nur nicht der academiſche Gebrauch der iurispru- dentia Romano-Germanica. Wiſſenbach war
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bis auf unſere Zeiten
land geweſen ſeyn, er verſetzte die nicht mehr
ſchwache Pflanze in einen ſehr guͤnſtigen Bo-
den. Um eben dieſe Zeit ſtritt Conring ge-
gen die erdichtete Verordnung Lothars, ge-
gen die Anwendbarkeit des Roͤmiſchen Staats-
rechts in Deutſchland, und dafuͤr daß unſre
Regenten das Roͤmiſche Recht aͤndern duͤrf-
ten und ſollten. Er haͤtte voͤllig frey von
Irrthuͤmern daruͤber ſeyn koͤunen, und waͤre
doch fuͤr den großen Haufen lange nicht ſo
wichtig geweſen, als Mevius, deſſen Bey-
nahine fabricator praxeos jeden Juriſten vor
ſklaviſcher Anhaͤnglichkeit an den Gerichts-
gebrauch bewahren muß, oder als Brun-
nemann, der das Anſehen Carpzov’s
ſchwaͤchte, oder gar als die Compendien-
ſchreiber Lauterbach und Struv. Der
Plan des letzteren war gewiß zu einer Zeit,
da man weder uͤber das germanicum noch
uͤber das Criminalrecht hoͤrte, da die latei-
niſche Sprache noch die Sprache aller Vor-
leſungen war, und auf einer Herzoglich-Saͤch-
ſiſchen Univerſitaͤt, ſo uͤbel nicht. Aber Struv,
der die Unvollkommenheit ſeines Werks mit
ſeinen uͤberhaͤuften Geſchaͤfften entſchuldigte,
wuͤrde ſich gewiß freuen, wenn er wuͤßte,
daß jetzt dieſes alles ſich geaͤndert habe, nur
nicht der academiſche Gebrauch der iurispru-
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