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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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der Erzengel Raphael zu Tobias: "Ueber jene, welche so
in den Ehestand treten, daß sie Gott von sich und ihrem
Herzen ausschließen und ihre Wohllust pflegen, wie Roß
und Maulthier, welche keinen Verstand haben - über
solche hat der Teufel Gewalt."
Um daher diesem Unglücke
vorzubeugen, und den Gnadenreichthum Gottes als himm-
lische Aussteuer zu erhalten, sorgt doch, daß ferne vom
Geiste der Unlauterkeit jede Bekanntschaft eine heilige
Ehrensache der Familie sei und bleibe.

Denn nur so könnet ihr später in der Familie Würde
und Hoheit bewahren. Denn diese erste reine Liebe im
Strahlenglanze der Jungfräulichkeit ist wie die aufgehende
Sonne, welche später am Himmel der Familie als Mit-
tagssonne leuchtet und endlich euren Uebergang in die
Ewigkeit wie mit glühendem Abendroth verklärt. Wenn
aber diese erste Liebe nicht Liebe war, sondern Haß im
Dunkel der Ausschweifung; wenn dieser Haß, den die
Sinnlichkeit als Liebe sich vorlügt, zwei Tempel des hl.
Geistes durch Unlauterkeit verwüstet hat, wenn vielleicht
das erste Kind der lebende Zeuge trauriger Verirrungen
ist, - wo dann eure Würde und Hoheit als Väter und
Mütter? Wo? - Die Bekanntschaft ist also eine heilige
Ehrensache der Familie: unter dem Dache des Vaterhauses,
vor den Augen der Eltern und Geschwister soll das Liebes-
paar in der schönsten Blüthe der reinsten Jungfräulichkeit
für den Hochzeitstag heranreifen den Engeln und den
Menschen ein Schauspiel. -

So gerne ich auf dieser Lichthöhe mit diesen Gedanken
schließen möchte, muß ich vorher noch mit dem menschlichen
Elende rechnen. Ja menschliches Elend! Denn Christen,
Katholiken vergessen im Taumel der Leidenschaft ihren
Adel in der Herrlichkeit der heiligmachenden Gnade und
der Unschuld, stürzen in den Tagen der Bekanntschaft in
die Gruben der Unreinigkeit. Und das ist wohl aller

der Erzengel Raphael zu Tobias: „Ueber jene, welche so
in den Ehestand treten, daß sie Gott von sich und ihrem
Herzen ausschließen und ihre Wohllust pflegen, wie Roß
und Maulthier, welche keinen Verstand haben – über
solche hat der Teufel Gewalt.“
Um daher diesem Unglücke
vorzubeugen, und den Gnadenreichthum Gottes als himm-
lische Aussteuer zu erhalten, sorgt doch, daß ferne vom
Geiste der Unlauterkeit jede Bekanntschaft eine heilige
Ehrensache der Familie sei und bleibe.

Denn nur so könnet ihr später in der Familie Würde
und Hoheit bewahren. Denn diese erste reine Liebe im
Strahlenglanze der Jungfräulichkeit ist wie die aufgehende
Sonne, welche später am Himmel der Familie als Mit-
tagssonne leuchtet und endlich euren Uebergang in die
Ewigkeit wie mit glühendem Abendroth verklärt. Wenn
aber diese erste Liebe nicht Liebe war, sondern Haß im
Dunkel der Ausschweifung; wenn dieser Haß, den die
Sinnlichkeit als Liebe sich vorlügt, zwei Tempel des hl.
Geistes durch Unlauterkeit verwüstet hat, wenn vielleicht
das erste Kind der lebende Zeuge trauriger Verirrungen
ist, – wo dann eure Würde und Hoheit als Väter und
Mütter? Wo? – Die Bekanntschaft ist also eine heilige
Ehrensache der Familie: unter dem Dache des Vaterhauses,
vor den Augen der Eltern und Geschwister soll das Liebes-
paar in der schönsten Blüthe der reinsten Jungfräulichkeit
für den Hochzeitstag heranreifen den Engeln und den
Menschen ein Schauspiel. –

So gerne ich auf dieser Lichthöhe mit diesen Gedanken
schließen möchte, muß ich vorher noch mit dem menschlichen
Elende rechnen. Ja menschliches Elend! Denn Christen,
Katholiken vergessen im Taumel der Leidenschaft ihren
Adel in der Herrlichkeit der heiligmachenden Gnade und
der Unschuld, stürzen in den Tagen der Bekanntschaft in
die Gruben der Unreinigkeit. Und das ist wohl aller

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[72/0084] der Erzengel Raphael zu Tobias: „Ueber jene, welche so in den Ehestand treten, daß sie Gott von sich und ihrem Herzen ausschließen und ihre Wohllust pflegen, wie Roß und Maulthier, welche keinen Verstand haben – über solche hat der Teufel Gewalt.“ Um daher diesem Unglücke vorzubeugen, und den Gnadenreichthum Gottes als himm- lische Aussteuer zu erhalten, sorgt doch, daß ferne vom Geiste der Unlauterkeit jede Bekanntschaft eine heilige Ehrensache der Familie sei und bleibe. Denn nur so könnet ihr später in der Familie Würde und Hoheit bewahren. Denn diese erste reine Liebe im Strahlenglanze der Jungfräulichkeit ist wie die aufgehende Sonne, welche später am Himmel der Familie als Mit- tagssonne leuchtet und endlich euren Uebergang in die Ewigkeit wie mit glühendem Abendroth verklärt. Wenn aber diese erste Liebe nicht Liebe war, sondern Haß im Dunkel der Ausschweifung; wenn dieser Haß, den die Sinnlichkeit als Liebe sich vorlügt, zwei Tempel des hl. Geistes durch Unlauterkeit verwüstet hat, wenn vielleicht das erste Kind der lebende Zeuge trauriger Verirrungen ist, – wo dann eure Würde und Hoheit als Väter und Mütter? Wo? – Die Bekanntschaft ist also eine heilige Ehrensache der Familie: unter dem Dache des Vaterhauses, vor den Augen der Eltern und Geschwister soll das Liebes- paar in der schönsten Blüthe der reinsten Jungfräulichkeit für den Hochzeitstag heranreifen den Engeln und den Menschen ein Schauspiel. – So gerne ich auf dieser Lichthöhe mit diesen Gedanken schließen möchte, muß ich vorher noch mit dem menschlichen Elende rechnen. Ja menschliches Elend! Denn Christen, Katholiken vergessen im Taumel der Leidenschaft ihren Adel in der Herrlichkeit der heiligmachenden Gnade und der Unschuld, stürzen in den Tagen der Bekanntschaft in die Gruben der Unreinigkeit. Und das ist wohl aller

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/84>, abgerufen am 25.11.2024.