findet, Euer Beispiel ist die heilige Familie mit dem hl. Joseph an der Spitze.
So werdet ihr Männer und Väter wie der vielselige Nikolaus von der Flüeh. Von ihm heißt es in den Pro- zeßakten: Nikolaus vermählte sich mit einer ehrbaren Jungfrau aus dem Volke, mit Namen Dorothea Wißling; mit dieser lebte er in bester christlicher Frömmigkeit, in ehelicher Keuschheit, Treue und Ehrbarkeit." Als dann der Heilige von ihr und den zehn Kindern nach zwanzig- jähriger Ehe voll Frieden und Glück und Segen Abschied nahm, sprach die betrübte Frau: "O mein Gott, von dir hab' ich ihn empfangen; nie war ich seiner würdig; daher kann ich dir nie genug für das Glück und die Ehre danken, daß ich so viele Jahre an seiner Seite leben konnte." Wer war diese Dorothea? Vor der Ehe eine gottselige Jung- frau, in der Ehe eine keusche Mutter im schönsten Tugend- schmuck. Aber bei all' ihren Tugenden glaubte sie sich nicht würdig, einen Nikolaus als Mann an ihrer Seite zu haben. Wie groß war die Vaterwürde des Vielseligen in seinem Tugendglanze, wie tief die entsprechende Ehrfurcht seiner Gattin und Kinder! Wie glücklich die Familien wo solche Väter! Aber wie unglücklich jene Häuser, wo schon die kleinen Kinder sagen: "Mein Vater kommt mit einem Rausch nach Hause, schlägt uns und die Mutter, füllt das Haus mit Flüchen, ißt am Freitag Fleisch, geht am Sonn- tag nicht in die Kirche."
Arme Mutter, noch ärmere Kinder! Wenn euer Vater schon seine Würde vergißt und entehrt, so verachtet ihn doch nicht; er ist ja immer noch Vater, wenn auch ein höchst unglücklicher; betet und bittet für ihn, daß er doch nicht ewig unglücklich werde. Wenn ihr nun selbst diesen Vätern noch Ehrfurcht schuldig seid, wie solltet ihr erst gegen jene gesinnt sein, welche bei allerlei Schwächen dennoch redlich bemüht sind, nach dem Vorbilde des hl. Joseph an euch Stellvertreter Gottes zu sein.
findet, Euer Beispiel ist die heilige Familie mit dem hl. Joseph an der Spitze.
So werdet ihr Männer und Väter wie der vielselige Nikolaus von der Flüeh. Von ihm heißt es in den Pro- zeßakten: Nikolaus vermählte sich mit einer ehrbaren Jungfrau aus dem Volke, mit Namen Dorothea Wißling; mit dieser lebte er in bester christlicher Frömmigkeit, in ehelicher Keuschheit, Treue und Ehrbarkeit.“ Als dann der Heilige von ihr und den zehn Kindern nach zwanzig- jähriger Ehe voll Frieden und Glück und Segen Abschied nahm, sprach die betrübte Frau: „O mein Gott, von dir hab' ich ihn empfangen; nie war ich seiner würdig; daher kann ich dir nie genug für das Glück und die Ehre danken, daß ich so viele Jahre an seiner Seite leben konnte.“ Wer war diese Dorothea? Vor der Ehe eine gottselige Jung- frau, in der Ehe eine keusche Mutter im schönsten Tugend- schmuck. Aber bei all' ihren Tugenden glaubte sie sich nicht würdig, einen Nikolaus als Mann an ihrer Seite zu haben. Wie groß war die Vaterwürde des Vielseligen in seinem Tugendglanze, wie tief die entsprechende Ehrfurcht seiner Gattin und Kinder! Wie glücklich die Familien wo solche Väter! Aber wie unglücklich jene Häuser, wo schon die kleinen Kinder sagen: „Mein Vater kommt mit einem Rausch nach Hause, schlägt uns und die Mutter, füllt das Haus mit Flüchen, ißt am Freitag Fleisch, geht am Sonn- tag nicht in die Kirche.“
Arme Mutter, noch ärmere Kinder! Wenn euer Vater schon seine Würde vergißt und entehrt, so verachtet ihn doch nicht; er ist ja immer noch Vater, wenn auch ein höchst unglücklicher; betet und bittet für ihn, daß er doch nicht ewig unglücklich werde. Wenn ihr nun selbst diesen Vätern noch Ehrfurcht schuldig seid, wie solltet ihr erst gegen jene gesinnt sein, welche bei allerlei Schwächen dennoch redlich bemüht sind, nach dem Vorbilde des hl. Joseph an euch Stellvertreter Gottes zu sein.
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findet, Euer Beispiel ist die heilige Familie mit dem hl.
Joseph an der Spitze.
So werdet ihr Männer und Väter wie der vielselige
Nikolaus von der Flüeh. Von ihm heißt es in den Pro-
zeßakten: Nikolaus vermählte sich mit einer ehrbaren
Jungfrau aus dem Volke, mit Namen Dorothea Wißling;
mit dieser lebte er in bester christlicher Frömmigkeit, in
ehelicher Keuschheit, Treue und Ehrbarkeit.“ Als dann
der Heilige von ihr und den zehn Kindern nach zwanzig-
jähriger Ehe voll Frieden und Glück und Segen Abschied
nahm, sprach die betrübte Frau: „O mein Gott, von dir
hab' ich ihn empfangen; nie war ich seiner würdig; daher
kann ich dir nie genug für das Glück und die Ehre danken,
daß ich so viele Jahre an seiner Seite leben konnte.“ Wer
war diese Dorothea? Vor der Ehe eine gottselige Jung-
frau, in der Ehe eine keusche Mutter im schönsten Tugend-
schmuck. Aber bei all' ihren Tugenden glaubte sie sich
nicht würdig, einen Nikolaus als Mann an ihrer Seite zu
haben. Wie groß war die Vaterwürde des Vielseligen in
seinem Tugendglanze, wie tief die entsprechende Ehrfurcht
seiner Gattin und Kinder! Wie glücklich die Familien wo
solche Väter! Aber wie unglücklich jene Häuser, wo schon
die kleinen Kinder sagen: „Mein Vater kommt mit einem
Rausch nach Hause, schlägt uns und die Mutter, füllt das
Haus mit Flüchen, ißt am Freitag Fleisch, geht am Sonn-
tag nicht in die Kirche.“
Arme Mutter, noch ärmere Kinder! Wenn euer Vater
schon seine Würde vergißt und entehrt, so verachtet ihn
doch nicht; er ist ja immer noch Vater, wenn auch ein
höchst unglücklicher; betet und bittet für ihn, daß er doch
nicht ewig unglücklich werde. Wenn ihr nun selbst diesen
Vätern noch Ehrfurcht schuldig seid, wie solltet ihr erst gegen
jene gesinnt sein, welche bei allerlei Schwächen dennoch
redlich bemüht sind, nach dem Vorbilde des hl. Joseph an
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/37>, abgerufen am 23.11.2024.
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