Wenn auch der Hauptmann, welcher nach dem Be- richte des hl. Matthäus (VIII. 5) zum Heiland kam, ein Heide war, so ist er doch ein herrliches Beispiel für christliche Herrschaften. Denn für seinen kranken Knecht hat er so viel Achtung und Liebe und Sorge, daß er selbst geht, um ihm die Gesundheit durch ein Wunder zu erhalten. Die Knechte ihrerseits hatten für den Herrn so viel Ehrfurcht und Liebe, daß sie ihm auf das Wort folgten. Wir haben einen Heiden vor uns, der aber gegen alle Begriffe seines Volkes Grundsätze wie eine christliche Familie hatte. Denn in dieser gehören Dienstboten und Arbeiter in mancher Beziehung auch zum Ganzen wie Söhne und Töchter.
Welche Stellung haben nun all diese Arbeiter in der christlichen Familie? Ihr begreift wohl alle, wie die Beantwortung dieser Frage ein großes Stück Sozialpolitik in sich schließt, ich behandle aber nur das, was für unsere Verhältnisse besonders nothwendig ist. Dann bitte ich alle, diese Wahrheiten sich tief einzuprägen und oft zu beherzigen. Denn zahllose Seelen gehen nur deshalb verloren, weil die zwischen der Familie und den Arbeitern von Gott gewollte Ordnung nicht heilig gehalten wird.
Die Grundlage nun von allem bildet die gegenseitige Achtung. Daher rede ich heute von der Achtung, welche die christliche Familie dem Arbeiter und der Arbeiter der christlichen Familie schuldet.
XXXVII. Christliche Familie und Arbeiter. I.
Wenn auch der Hauptmann, welcher nach dem Be- richte des hl. Matthäus (VIII. 5) zum Heiland kam, ein Heide war, so ist er doch ein herrliches Beispiel für christliche Herrschaften. Denn für seinen kranken Knecht hat er so viel Achtung und Liebe und Sorge, daß er selbst geht, um ihm die Gesundheit durch ein Wunder zu erhalten. Die Knechte ihrerseits hatten für den Herrn so viel Ehrfurcht und Liebe, daß sie ihm auf das Wort folgten. Wir haben einen Heiden vor uns, der aber gegen alle Begriffe seines Volkes Grundsätze wie eine christliche Familie hatte. Denn in dieser gehören Dienstboten und Arbeiter in mancher Beziehung auch zum Ganzen wie Söhne und Töchter.
Welche Stellung haben nun all diese Arbeiter in der christlichen Familie? Ihr begreift wohl alle, wie die Beantwortung dieser Frage ein großes Stück Sozialpolitik in sich schließt, ich behandle aber nur das, was für unsere Verhältnisse besonders nothwendig ist. Dann bitte ich alle, diese Wahrheiten sich tief einzuprägen und oft zu beherzigen. Denn zahllose Seelen gehen nur deshalb verloren, weil die zwischen der Familie und den Arbeitern von Gott gewollte Ordnung nicht heilig gehalten wird.
Die Grundlage nun von allem bildet die gegenseitige Achtung. Daher rede ich heute von der Achtung, welche die christliche Familie dem Arbeiter und der Arbeiter der christlichen Familie schuldet.
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XXXVII.
Christliche Familie und Arbeiter.
I.
Wenn auch der Hauptmann, welcher nach dem Be-
richte des hl. Matthäus (VIII. 5) zum Heiland kam, ein
Heide war, so ist er doch ein herrliches Beispiel für
christliche Herrschaften. Denn für seinen kranken Knecht
hat er so viel Achtung und Liebe und Sorge, daß er
selbst geht, um ihm die Gesundheit durch ein Wunder
zu erhalten. Die Knechte ihrerseits hatten für den Herrn
so viel Ehrfurcht und Liebe, daß sie ihm auf das Wort
folgten. Wir haben einen Heiden vor uns, der aber gegen
alle Begriffe seines Volkes Grundsätze wie eine christliche
Familie hatte. Denn in dieser gehören Dienstboten und
Arbeiter in mancher Beziehung auch zum Ganzen wie
Söhne und Töchter.
Welche Stellung haben nun all diese Arbeiter in
der christlichen Familie? Ihr begreift wohl alle, wie die
Beantwortung dieser Frage ein großes Stück Sozialpolitik
in sich schließt, ich behandle aber nur das, was für
unsere Verhältnisse besonders nothwendig ist. Dann bitte
ich alle, diese Wahrheiten sich tief einzuprägen und oft zu
beherzigen. Denn zahllose Seelen gehen nur deshalb
verloren, weil die zwischen der Familie und den Arbeitern
von Gott gewollte Ordnung nicht heilig gehalten wird.
Die Grundlage nun von allem bildet die gegenseitige
Achtung. Daher rede ich heute von der Achtung, welche
die christliche Familie dem Arbeiter und der Arbeiter
der christlichen Familie schuldet.
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/365>, abgerufen am 21.11.2024.
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