nicht um eigentlichen Diebstahl - das ist Sache armer Teufel - sondern um ungerechte Herabdrückung des Lohnes, um einen Betrug. Andere Stände sind wieder mit andern Gefahren und Versuchungen verbunden. Da- mit das Geschäft gehe, damit man in Ehre und Ansehen steige, will man es Allen treffen, opfert von seinen katholischen Grundsätzen, von seinem christlichen Leben. Wie viele werden durch sündhafte oder unglückliche Hei- rathen gleichgültig, ungläubig, Ehebrecher oder gar Mörder? Daher sagte schon der hl. Gregor von Nazianz: "Wer sich in seinem Berufe irrt, der wird sein ganzes Leben hin- durch von einem Irrthum in den andern fallen und sich am Ende selbst in seiner Hoffnung auf den Himmel ge- täuscht haben." (Ort. XXIII.) Warum? Hier gilt das Wort des Propheten Jesaias (Kap. XXX 1): "Wehe euch, ihr abtrünnigen Kinder, die ihr Rathschläge aus- führt, aber nicht aus mir, die ihr ein Gewebe anzettelt, aber nicht in meinem Geiste." Wie ist diese Drohung zu verstehen? Gott ist der Hausvater der großen Menschen- familie; als solcher weist er jedem Kinde seine Stellung und seine Beschäftigung an. Wenn wir da nicht der Stimme Gottes folgen, sondern unserer Leidenschaft nach- gehen, so zetteln wir ein Gewebe an wider den Willen Gottes und sind Abtrünnige und diesen ruft Gott sein "Wehe euch!" entgegen und fügt bei: "Wenn das Elend über euch hereinbricht und das Verderben wie Ungewitter euch überfällt, dann will ich eurer spotten und lachen zu eurem Untergange, darum, weil ihr nicht geachtet auf meinen Rath."
Aber wo liegt der tiefere Grund von all diesen Wahrheiten? Nehmen wir unsere verdorbene Natur nicht in jeden Stand hinein? Freilich. Hat nicht jeder Stand viele Versuchungen? Auch das. Damit wir aber die verdorbene Natur in Schranken halten und die Ver-
nicht um eigentlichen Diebstahl – das ist Sache armer Teufel – sondern um ungerechte Herabdrückung des Lohnes, um einen Betrug. Andere Stände sind wieder mit andern Gefahren und Versuchungen verbunden. Da- mit das Geschäft gehe, damit man in Ehre und Ansehen steige, will man es Allen treffen, opfert von seinen katholischen Grundsätzen, von seinem christlichen Leben. Wie viele werden durch sündhafte oder unglückliche Hei- rathen gleichgültig, ungläubig, Ehebrecher oder gar Mörder? Daher sagte schon der hl. Gregor von Nazianz: „Wer sich in seinem Berufe irrt, der wird sein ganzes Leben hin- durch von einem Irrthum in den andern fallen und sich am Ende selbst in seiner Hoffnung auf den Himmel ge- täuscht haben.“ (Ort. XXIII.) Warum? Hier gilt das Wort des Propheten Jesaias (Kap. XXX 1): „Wehe euch, ihr abtrünnigen Kinder, die ihr Rathschläge aus- führt, aber nicht aus mir, die ihr ein Gewebe anzettelt, aber nicht in meinem Geiste.“ Wie ist diese Drohung zu verstehen? Gott ist der Hausvater der großen Menschen- familie; als solcher weist er jedem Kinde seine Stellung und seine Beschäftigung an. Wenn wir da nicht der Stimme Gottes folgen, sondern unserer Leidenschaft nach- gehen, so zetteln wir ein Gewebe an wider den Willen Gottes und sind Abtrünnige und diesen ruft Gott sein „Wehe euch!“ entgegen und fügt bei: „Wenn das Elend über euch hereinbricht und das Verderben wie Ungewitter euch überfällt, dann will ich eurer spotten und lachen zu eurem Untergange, darum, weil ihr nicht geachtet auf meinen Rath.“
Aber wo liegt der tiefere Grund von all diesen Wahrheiten? Nehmen wir unsere verdorbene Natur nicht in jeden Stand hinein? Freilich. Hat nicht jeder Stand viele Versuchungen? Auch das. Damit wir aber die verdorbene Natur in Schranken halten und die Ver-
<TEI><text><body><divn="34"><p><pbfacs="#f0341"xml:id="H891_001_1896_pb0329_0001"n="329"/>
nicht um eigentlichen Diebstahl – das ist Sache armer<lb/>
Teufel – sondern um ungerechte Herabdrückung des<lb/>
Lohnes, um einen Betrug. Andere Stände sind wieder<lb/>
mit andern Gefahren und Versuchungen verbunden. Da-<lb/>
mit das Geschäft gehe, damit man in Ehre und Ansehen<lb/>
steige, will man es Allen treffen, opfert von seinen<lb/>
katholischen Grundsätzen, von seinem christlichen Leben.<lb/>
Wie viele werden durch sündhafte oder unglückliche Hei-<lb/>
rathen gleichgültig, ungläubig, Ehebrecher oder gar Mörder?<lb/>
Daher sagte schon der hl. Gregor von Nazianz: <q>„Wer sich<lb/>
in seinem Berufe irrt, der wird sein ganzes Leben hin-<lb/>
durch von einem Irrthum in den andern fallen und sich<lb/>
am Ende selbst in seiner Hoffnung auf den Himmel ge-<lb/>
täuscht haben.“</q> (Ort. XXIII.) Warum? Hier gilt das<lb/>
Wort des Propheten Jesaias (Kap. XXX 1): <q>„Wehe<lb/>
euch, ihr abtrünnigen Kinder, die ihr Rathschläge aus-<lb/>
führt, aber nicht aus mir, die ihr ein Gewebe anzettelt,<lb/>
aber nicht in meinem Geiste.“</q> Wie ist diese Drohung<lb/>
zu verstehen? Gott ist der Hausvater der großen Menschen-<lb/>
familie; als solcher weist er jedem Kinde seine Stellung<lb/>
und seine Beschäftigung an. Wenn wir da nicht der<lb/>
Stimme Gottes folgen, sondern unserer Leidenschaft nach-<lb/>
gehen, so zetteln wir ein Gewebe an wider den Willen<lb/>
Gottes und sind Abtrünnige und diesen ruft Gott sein<lb/><q>„Wehe euch!“</q> entgegen und fügt bei: <q>„Wenn das Elend<lb/>
über euch hereinbricht und das Verderben wie Ungewitter<lb/>
euch überfällt, dann will ich eurer spotten und lachen zu<lb/>
eurem Untergange, darum, weil ihr nicht geachtet auf<lb/>
meinen Rath.“</q></p><p>Aber wo liegt der tiefere Grund von all diesen<lb/>
Wahrheiten? Nehmen wir unsere verdorbene Natur nicht<lb/>
in jeden Stand hinein? Freilich. Hat nicht jeder Stand<lb/>
viele Versuchungen? Auch das. Damit wir aber die<lb/>
verdorbene Natur in Schranken halten und die Ver-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[329/0341]
nicht um eigentlichen Diebstahl – das ist Sache armer
Teufel – sondern um ungerechte Herabdrückung des
Lohnes, um einen Betrug. Andere Stände sind wieder
mit andern Gefahren und Versuchungen verbunden. Da-
mit das Geschäft gehe, damit man in Ehre und Ansehen
steige, will man es Allen treffen, opfert von seinen
katholischen Grundsätzen, von seinem christlichen Leben.
Wie viele werden durch sündhafte oder unglückliche Hei-
rathen gleichgültig, ungläubig, Ehebrecher oder gar Mörder?
Daher sagte schon der hl. Gregor von Nazianz: „Wer sich
in seinem Berufe irrt, der wird sein ganzes Leben hin-
durch von einem Irrthum in den andern fallen und sich
am Ende selbst in seiner Hoffnung auf den Himmel ge-
täuscht haben.“ (Ort. XXIII.) Warum? Hier gilt das
Wort des Propheten Jesaias (Kap. XXX 1): „Wehe
euch, ihr abtrünnigen Kinder, die ihr Rathschläge aus-
führt, aber nicht aus mir, die ihr ein Gewebe anzettelt,
aber nicht in meinem Geiste.“ Wie ist diese Drohung
zu verstehen? Gott ist der Hausvater der großen Menschen-
familie; als solcher weist er jedem Kinde seine Stellung
und seine Beschäftigung an. Wenn wir da nicht der
Stimme Gottes folgen, sondern unserer Leidenschaft nach-
gehen, so zetteln wir ein Gewebe an wider den Willen
Gottes und sind Abtrünnige und diesen ruft Gott sein
„Wehe euch!“ entgegen und fügt bei: „Wenn das Elend
über euch hereinbricht und das Verderben wie Ungewitter
euch überfällt, dann will ich eurer spotten und lachen zu
eurem Untergange, darum, weil ihr nicht geachtet auf
meinen Rath.“
Aber wo liegt der tiefere Grund von all diesen
Wahrheiten? Nehmen wir unsere verdorbene Natur nicht
in jeden Stand hinein? Freilich. Hat nicht jeder Stand
viele Versuchungen? Auch das. Damit wir aber die
verdorbene Natur in Schranken halten und die Ver-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/341>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.