mitten im Kugelregen, von Brandsäulen bedroht - oder wenn die Cholera da und dort mit allen Schrecken der Verwüstung einzog! Ich will verstummen machen die Stimme der Freude in den Städten Judas und in den Straßen Jerusalems.
Und im Privatleben? wie manche erfahren das Ge- richt Gottes? Vielleicht hören mich solche, welche in ihrer Jugend am Bösen sich freuten, über die ärgsten Dinge frohlockten - jetzt leben sie vielleicht in unglück- licher Ehe, in Streit und Zank - in Armuth und Elend - oder schleppen ihre Tage in Armuth und Krankheit und Siechthum dahin.
Deßhalb rufe ich euch zu: Freuet euch im Herrn allezeit und euere Bescheidenheit sei allen Menschen offen- bar; so wird der Friede Gottes, der allen Begriff über- steigt, euere Herzen beschirmen und euern Sinn in Christo Jesu.
XXXIII. Geschwisterliebe
Da tausenderlei Uebelstände an der Auflösung der Familie arbeiten, ist es nothwendig, auf all' das hinzu- weisen, was Gott zu deren Rettung und Erhaltung so väterlich bestimmt hat. Hiezu gehören die Kinder, welche als Brüder und Schwester friedlich zusammen wohnen und einander Ehrfurcht und Liebe schuldig sind. Von dieser gegenseitigen Ehrfurcht und Liebe der Ge- schwister will ich heute einiges sagen und ihr möget selbst urtheilen, welche Bedeutung das für eine Familie hat.
Was nun zuerst die Ehrfurcht betrifft, so lehrt schon jener große hl. Thomas von Aquin (II. II. q. 154 art. 9)
mitten im Kugelregen, von Brandsäulen bedroht – oder wenn die Cholera da und dort mit allen Schrecken der Verwüstung einzog! Ich will verstummen machen die Stimme der Freude in den Städten Judas und in den Straßen Jerusalems.
Und im Privatleben? wie manche erfahren das Ge- richt Gottes? Vielleicht hören mich solche, welche in ihrer Jugend am Bösen sich freuten, über die ärgsten Dinge frohlockten – jetzt leben sie vielleicht in unglück- licher Ehe, in Streit und Zank – in Armuth und Elend – oder schleppen ihre Tage in Armuth und Krankheit und Siechthum dahin.
Deßhalb rufe ich euch zu: Freuet euch im Herrn allezeit und euere Bescheidenheit sei allen Menschen offen- bar; so wird der Friede Gottes, der allen Begriff über- steigt, euere Herzen beschirmen und euern Sinn in Christo Jesu.
XXXIII. Geschwisterliebe
Da tausenderlei Uebelstände an der Auflösung der Familie arbeiten, ist es nothwendig, auf all' das hinzu- weisen, was Gott zu deren Rettung und Erhaltung so väterlich bestimmt hat. Hiezu gehören die Kinder, welche als Brüder und Schwester friedlich zusammen wohnen und einander Ehrfurcht und Liebe schuldig sind. Von dieser gegenseitigen Ehrfurcht und Liebe der Ge- schwister will ich heute einiges sagen und ihr möget selbst urtheilen, welche Bedeutung das für eine Familie hat.
Was nun zuerst die Ehrfurcht betrifft, so lehrt schon jener große hl. Thomas von Aquin (II. II. q. 154 art. 9)
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mitten im Kugelregen, von Brandsäulen bedroht – oder
wenn die Cholera da und dort mit allen Schrecken
der Verwüstung einzog! Ich will verstummen machen die
Stimme der Freude in den Städten Judas und in den
Straßen Jerusalems.
Und im Privatleben? wie manche erfahren das Ge-
richt Gottes? Vielleicht hören mich solche, welche in
ihrer Jugend am Bösen sich freuten, über die ärgsten
Dinge frohlockten – jetzt leben sie vielleicht in unglück-
licher Ehe, in Streit und Zank – in Armuth und Elend
– oder schleppen ihre Tage in Armuth und Krankheit
und Siechthum dahin.
Deßhalb rufe ich euch zu: Freuet euch im Herrn
allezeit und euere Bescheidenheit sei allen Menschen offen-
bar; so wird der Friede Gottes, der allen Begriff über-
steigt, euere Herzen beschirmen und euern Sinn in Christo
Jesu.
XXXIII.
Geschwisterliebe
Da tausenderlei Uebelstände an der Auflösung der
Familie arbeiten, ist es nothwendig, auf all' das hinzu-
weisen, was Gott zu deren Rettung und Erhaltung so
väterlich bestimmt hat. Hiezu gehören die Kinder, welche
als Brüder und Schwester friedlich zusammen wohnen
und einander Ehrfurcht und Liebe schuldig sind.
Von dieser gegenseitigen Ehrfurcht und Liebe der Ge-
schwister will ich heute einiges sagen und ihr möget selbst
urtheilen, welche Bedeutung das für eine Familie hat.
Was nun zuerst die Ehrfurcht betrifft, so lehrt schon
jener große hl. Thomas von Aquin (II. II. q. 154 art. 9)
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/324>, abgerufen am 25.11.2024.
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