dieser Andacht. Denn was nützt uns die Speise, wenn sie uns nicht sättiget und kräftiget und gesund erhält? Das aber hängt wieder vom Segen Gottes ab, der mit Wenigem, wie mit Vielem, ja sogar mit Nichts die Seinen ernährt und stärkt. Deshalb betet die Kirche in ihrem Tischgebete: Herr, segne uns und diese deine Gaben, welche wir von deiner Freigebigkeit empfangen werden. Segne uns! Segne den Leib, daß er in der rechten Verfassung die Nahrung empfange und verarbeit und so gestärkt werde; segne die Seele, daß sie die Sinnenlust bezähme. Segne diese deine Gaben! Wozu? Leute, welche die Hungerjahre im Anfange dieses Jahrhunderts durchmachten, erzählten mir oft, auch nach reichlichem Essen hätten sie immer noch gehungert. Warum? Es war eben kein Segen Gottes dabei.
Um das recht zu verstehen, betrachtet das Wunder der Brodvermehrung. Weiber und Kinder nicht gerechnet, zählte die Volksmenge bei 4000 Männer. Schon drei Tage harren sie beim Heilande aus; wenn sie ungespeiset heimkehren, werden sie auf dem Wege verschmachten; den Jüngern scheint es unmöglich, für diese Menge Brod genug zu erhalten. Was thut Christus? Er segnet sieben Brode und zwei Fische; das Volk ißt, wird satt und von den übrig gebliebenen Stücklein werden noch sieben Körbe voll.
Was bewirkt also der Segen Gottes? Einige Brode, sonst von wenigen Hungrigen gleich verschlungen, reichen hin, um Tausende zu sättigen und nachher noch sieben Körbe zu füllen. Warum diese sieben Körbe? Zum Zeichen, daß Alle wirklich gesättigt waren und gestärkt, die Heimreise glücklich zu vollenden. Das ist der Segen Gottes über Speis und Trank, und um diesen Segen haben wir zu bitten. Um ihn aber voll und ganz zu er- halten, was weiter thun?
dieser Andacht. Denn was nützt uns die Speise, wenn sie uns nicht sättiget und kräftiget und gesund erhält? Das aber hängt wieder vom Segen Gottes ab, der mit Wenigem, wie mit Vielem, ja sogar mit Nichts die Seinen ernährt und stärkt. Deshalb betet die Kirche in ihrem Tischgebete: Herr, segne uns und diese deine Gaben, welche wir von deiner Freigebigkeit empfangen werden. Segne uns! Segne den Leib, daß er in der rechten Verfassung die Nahrung empfange und verarbeit und so gestärkt werde; segne die Seele, daß sie die Sinnenlust bezähme. Segne diese deine Gaben! Wozu? Leute, welche die Hungerjahre im Anfange dieses Jahrhunderts durchmachten, erzählten mir oft, auch nach reichlichem Essen hätten sie immer noch gehungert. Warum? Es war eben kein Segen Gottes dabei.
Um das recht zu verstehen, betrachtet das Wunder der Brodvermehrung. Weiber und Kinder nicht gerechnet, zählte die Volksmenge bei 4000 Männer. Schon drei Tage harren sie beim Heilande aus; wenn sie ungespeiset heimkehren, werden sie auf dem Wege verschmachten; den Jüngern scheint es unmöglich, für diese Menge Brod genug zu erhalten. Was thut Christus? Er segnet sieben Brode und zwei Fische; das Volk ißt, wird satt und von den übrig gebliebenen Stücklein werden noch sieben Körbe voll.
Was bewirkt also der Segen Gottes? Einige Brode, sonst von wenigen Hungrigen gleich verschlungen, reichen hin, um Tausende zu sättigen und nachher noch sieben Körbe zu füllen. Warum diese sieben Körbe? Zum Zeichen, daß Alle wirklich gesättigt waren und gestärkt, die Heimreise glücklich zu vollenden. Das ist der Segen Gottes über Speis und Trank, und um diesen Segen haben wir zu bitten. Um ihn aber voll und ganz zu er- halten, was weiter thun?
<TEI><text><body><divn="29"><p><pbfacs="#f0294"xml:id="H891_001_1896_pb0282_0001"n="282"/>
dieser Andacht. Denn was nützt uns die Speise, wenn<lb/>
sie uns nicht sättiget und kräftiget und gesund erhält?<lb/>
Das aber hängt wieder vom Segen Gottes ab, der<lb/>
mit Wenigem, wie mit Vielem, ja sogar mit Nichts die<lb/>
Seinen ernährt und stärkt. Deshalb betet die Kirche in<lb/>
ihrem Tischgebete: Herr, segne uns und diese deine Gaben,<lb/>
welche wir von deiner Freigebigkeit empfangen werden.<lb/>
Segne uns! Segne den Leib, daß er in der rechten<lb/>
Verfassung die Nahrung empfange und verarbeit und so<lb/>
gestärkt werde; segne die Seele, daß sie die Sinnenlust<lb/>
bezähme. Segne diese deine Gaben! Wozu? Leute,<lb/>
welche die Hungerjahre im Anfange dieses Jahrhunderts<lb/>
durchmachten, erzählten mir oft, auch nach reichlichem<lb/>
Essen hätten sie immer noch gehungert. Warum? Es<lb/>
war eben kein Segen Gottes dabei.</p><p>Um das recht zu verstehen, betrachtet das Wunder<lb/>
der Brodvermehrung. Weiber und Kinder nicht gerechnet,<lb/>
zählte die Volksmenge bei 4000 Männer. Schon drei<lb/>
Tage harren sie beim Heilande aus; wenn sie ungespeiset<lb/>
heimkehren, werden sie auf dem Wege verschmachten; den<lb/>
Jüngern scheint es unmöglich, für diese Menge Brod<lb/>
genug zu erhalten. Was thut Christus? Er segnet sieben<lb/>
Brode und zwei Fische; das Volk ißt, wird satt und<lb/>
von den übrig gebliebenen Stücklein werden noch sieben<lb/>
Körbe voll.</p><p>Was bewirkt also der Segen Gottes? Einige Brode,<lb/>
sonst von wenigen Hungrigen gleich verschlungen, reichen<lb/>
hin, um Tausende zu sättigen und nachher noch sieben<lb/>
Körbe zu füllen. Warum diese sieben Körbe? Zum<lb/>
Zeichen, daß Alle wirklich gesättigt waren und gestärkt,<lb/>
die Heimreise glücklich zu vollenden. Das ist der Segen<lb/>
Gottes über Speis und Trank, und um diesen Segen<lb/>
haben wir zu bitten. Um ihn aber voll und ganz zu er-<lb/>
halten, was weiter thun?</p></div></body></text></TEI>
[282/0294]
dieser Andacht. Denn was nützt uns die Speise, wenn
sie uns nicht sättiget und kräftiget und gesund erhält?
Das aber hängt wieder vom Segen Gottes ab, der
mit Wenigem, wie mit Vielem, ja sogar mit Nichts die
Seinen ernährt und stärkt. Deshalb betet die Kirche in
ihrem Tischgebete: Herr, segne uns und diese deine Gaben,
welche wir von deiner Freigebigkeit empfangen werden.
Segne uns! Segne den Leib, daß er in der rechten
Verfassung die Nahrung empfange und verarbeit und so
gestärkt werde; segne die Seele, daß sie die Sinnenlust
bezähme. Segne diese deine Gaben! Wozu? Leute,
welche die Hungerjahre im Anfange dieses Jahrhunderts
durchmachten, erzählten mir oft, auch nach reichlichem
Essen hätten sie immer noch gehungert. Warum? Es
war eben kein Segen Gottes dabei.
Um das recht zu verstehen, betrachtet das Wunder
der Brodvermehrung. Weiber und Kinder nicht gerechnet,
zählte die Volksmenge bei 4000 Männer. Schon drei
Tage harren sie beim Heilande aus; wenn sie ungespeiset
heimkehren, werden sie auf dem Wege verschmachten; den
Jüngern scheint es unmöglich, für diese Menge Brod
genug zu erhalten. Was thut Christus? Er segnet sieben
Brode und zwei Fische; das Volk ißt, wird satt und
von den übrig gebliebenen Stücklein werden noch sieben
Körbe voll.
Was bewirkt also der Segen Gottes? Einige Brode,
sonst von wenigen Hungrigen gleich verschlungen, reichen
hin, um Tausende zu sättigen und nachher noch sieben
Körbe zu füllen. Warum diese sieben Körbe? Zum
Zeichen, daß Alle wirklich gesättigt waren und gestärkt,
die Heimreise glücklich zu vollenden. Das ist der Segen
Gottes über Speis und Trank, und um diesen Segen
haben wir zu bitten. Um ihn aber voll und ganz zu er-
halten, was weiter thun?
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/294>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.