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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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frommen Kinder sind zugleich Kinder Gottes, aber noch
weit mehr ist die hl. Familie von Nazareth, die Familie
Gottes, denn der Sohn der Jungfrau ist ja zugleich der
wahre Sohn Gottes. Wer nun war über diese Familie
gesetzt? Der hl. Joseph von Gott auserwählt und bestimmt
zum Manne Mariens. Wenn er auch an Würde, an Gnade
und Heiligkeit die Mutter Gottes nicht erreichte, so über-
ragte er sie doch durch seine Oberherrlichkeit in der
Familie. Denn er war ja recht eigentlich der Stellver-
treter des himmlischen Vaters, dem Jesus und Maria
unterthan waren. Welche Fülle von Gnade und Heilig-
keit mit dieser Würde verbunden war, können wir vielleicht
ahnen, aber niemals begreifen.

Warum ist uns diese Wundergestalt gegeben? (Es sind
viele Gründe, aber einer ist gewiß auch folgender: Im
Geheimniße der Menschwerdung Jesu Christi soll der
christliche Vater seine Würde wieder erkennen und jene
Ehrfurcht finden, welche der Sohn Gottes seinem Pflege-
vater bezeugte. Sehet nur! Ueber wen soll der christliche
Vater nach den Anordnungen Gottes gestellt werden? Ich
frage nicht, über wen er gar oft gestellt werde, sondern
über wen er gesetzt werden soll. Denn wir sind nur zu
oft nicht das, was wir nach dem Willen Gottes eben sein
sollten, sondern was unsere Leidenschaften verlangen. Ueber
wen sollte also der christliche Vater gesetzt sein? Oder
mit wem sollte sich der Jüngling am Altare vermählen?
Nicht mit einem Mädchen, das eine mehr oder weniger
traurige Vergangenheit hinter sich hat, sondern mit einer
Jungfrau, die Jungfrau ist, nicht bloß vor den Menschen,
sondern auch vor Gott.

Wenn du, christlicher Jüngling, mit einer solchen
Jungfrau vor dem Altare kniest, redet dich Gott der
Vater gleichsam mit folgenden Worten an: "Siehe, diese
Jungfrau habe ich nach meinem Ebenbilde erschaffen; die

frommen Kinder sind zugleich Kinder Gottes, aber noch
weit mehr ist die hl. Familie von Nazareth, die Familie
Gottes, denn der Sohn der Jungfrau ist ja zugleich der
wahre Sohn Gottes. Wer nun war über diese Familie
gesetzt? Der hl. Joseph von Gott auserwählt und bestimmt
zum Manne Mariens. Wenn er auch an Würde, an Gnade
und Heiligkeit die Mutter Gottes nicht erreichte, so über-
ragte er sie doch durch seine Oberherrlichkeit in der
Familie. Denn er war ja recht eigentlich der Stellver-
treter des himmlischen Vaters, dem Jesus und Maria
unterthan waren. Welche Fülle von Gnade und Heilig-
keit mit dieser Würde verbunden war, können wir vielleicht
ahnen, aber niemals begreifen.

Warum ist uns diese Wundergestalt gegeben? (Es sind
viele Gründe, aber einer ist gewiß auch folgender: Im
Geheimniße der Menschwerdung Jesu Christi soll der
christliche Vater seine Würde wieder erkennen und jene
Ehrfurcht finden, welche der Sohn Gottes seinem Pflege-
vater bezeugte. Sehet nur! Ueber wen soll der christliche
Vater nach den Anordnungen Gottes gestellt werden? Ich
frage nicht, über wen er gar oft gestellt werde, sondern
über wen er gesetzt werden soll. Denn wir sind nur zu
oft nicht das, was wir nach dem Willen Gottes eben sein
sollten, sondern was unsere Leidenschaften verlangen. Ueber
wen sollte also der christliche Vater gesetzt sein? Oder
mit wem sollte sich der Jüngling am Altare vermählen?
Nicht mit einem Mädchen, das eine mehr oder weniger
traurige Vergangenheit hinter sich hat, sondern mit einer
Jungfrau, die Jungfrau ist, nicht bloß vor den Menschen,
sondern auch vor Gott.

Wenn du, christlicher Jüngling, mit einer solchen
Jungfrau vor dem Altare kniest, redet dich Gott der
Vater gleichsam mit folgenden Worten an: „Siehe, diese
Jungfrau habe ich nach meinem Ebenbilde erschaffen; die

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[17/0029] frommen Kinder sind zugleich Kinder Gottes, aber noch weit mehr ist die hl. Familie von Nazareth, die Familie Gottes, denn der Sohn der Jungfrau ist ja zugleich der wahre Sohn Gottes. Wer nun war über diese Familie gesetzt? Der hl. Joseph von Gott auserwählt und bestimmt zum Manne Mariens. Wenn er auch an Würde, an Gnade und Heiligkeit die Mutter Gottes nicht erreichte, so über- ragte er sie doch durch seine Oberherrlichkeit in der Familie. Denn er war ja recht eigentlich der Stellver- treter des himmlischen Vaters, dem Jesus und Maria unterthan waren. Welche Fülle von Gnade und Heilig- keit mit dieser Würde verbunden war, können wir vielleicht ahnen, aber niemals begreifen. Warum ist uns diese Wundergestalt gegeben? (Es sind viele Gründe, aber einer ist gewiß auch folgender: Im Geheimniße der Menschwerdung Jesu Christi soll der christliche Vater seine Würde wieder erkennen und jene Ehrfurcht finden, welche der Sohn Gottes seinem Pflege- vater bezeugte. Sehet nur! Ueber wen soll der christliche Vater nach den Anordnungen Gottes gestellt werden? Ich frage nicht, über wen er gar oft gestellt werde, sondern über wen er gesetzt werden soll. Denn wir sind nur zu oft nicht das, was wir nach dem Willen Gottes eben sein sollten, sondern was unsere Leidenschaften verlangen. Ueber wen sollte also der christliche Vater gesetzt sein? Oder mit wem sollte sich der Jüngling am Altare vermählen? Nicht mit einem Mädchen, das eine mehr oder weniger traurige Vergangenheit hinter sich hat, sondern mit einer Jungfrau, die Jungfrau ist, nicht bloß vor den Menschen, sondern auch vor Gott. Wenn du, christlicher Jüngling, mit einer solchen Jungfrau vor dem Altare kniest, redet dich Gott der Vater gleichsam mit folgenden Worten an: „Siehe, diese Jungfrau habe ich nach meinem Ebenbilde erschaffen; die

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/29>, abgerufen am 01.05.2024.