Kinder nicht neben einander auf und an; lasset sie nur ganz gekleidet umherlaufen und vor andern erscheinen, duldet an ihnen nie eine Kleidung, die nicht ehrbar genug, denket an die Ewigkeit, wo die Eltern zur Rechenschaft gezogen werden über gewisse zu kurze Röcklein; wenn die Kinder im Liegen, im Sitzen, im Stehen, im Spielen, im Laufen, die Schamhaftigkeit irgendwie verletzen, tadelt sie unverzüglich und wenn das nicht hilft, straft sie nur strenge.
"Aber den Kindern fällt dabei nichts Böses ein, durch Tadeln und Strafen macht man sich nur aufmerk- sam." Ja, auf Erklärung darf man sich nicht einlassen, sondern hat einfach zu sagen: "So was darf man vor Gott dem Herrn, vor dem hl. Schutzengel nicht thun; solche Kinder straft Gott." Wenn ihr so erfahret, stärket ihr das Schamgefühl, gebet demselben einen solchen Zartsinn, daß es später vor jeder Verletzung zurückbebt, bei jedem zweideutigen Worte errötet, bei jedem unreinen Gedanken zittert, den Verführer wegstößt wie Christus den Satan in der Wüste. Wenn ihr so handelt, wird kein schamloses Kind Jammer und Elend über euch bringen, sondern ein keusches Geschlecht mit seinem Tugendlanze euer Alter erfreuen und erquicken.
Wer aus euch wollte nicht Kinder haben wie der fromme Oliver, Gründer von St. Sulpice war. Als zarter Knabe war er wie eine Himmelsblume der Gnade und der christlichen Erziehung verklärt mit der schönsten Farbe hl. Scham. Denn betrachtet nur einen Zug aus seiner Kindheit. Eines Tages badete er sich in einem Flusse und übte sich im Schwimmen. Um ein wenig auszuruhen wollte er an das gegenüberliegende Ufer gelangen. Matt und fast unfähig, sich über dem Wasser zu halten, kam er dort an; da bemerkte er in der Nähe Leute. Wiewohl er das anständige Schwimmkleid trug, scheute er sich doch in solchem Zustande sich sehen zu lassen. Schnell kehrte
Kinder nicht neben einander auf und an; lasset sie nur ganz gekleidet umherlaufen und vor andern erscheinen, duldet an ihnen nie eine Kleidung, die nicht ehrbar genug, denket an die Ewigkeit, wo die Eltern zur Rechenschaft gezogen werden über gewisse zu kurze Röcklein; wenn die Kinder im Liegen, im Sitzen, im Stehen, im Spielen, im Laufen, die Schamhaftigkeit irgendwie verletzen, tadelt sie unverzüglich und wenn das nicht hilft, straft sie nur strenge.
„Aber den Kindern fällt dabei nichts Böses ein, durch Tadeln und Strafen macht man sich nur aufmerk- sam.“ Ja, auf Erklärung darf man sich nicht einlassen, sondern hat einfach zu sagen: „So was darf man vor Gott dem Herrn, vor dem hl. Schutzengel nicht thun; solche Kinder straft Gott.“ Wenn ihr so erfahret, stärket ihr das Schamgefühl, gebet demselben einen solchen Zartsinn, daß es später vor jeder Verletzung zurückbebt, bei jedem zweideutigen Worte errötet, bei jedem unreinen Gedanken zittert, den Verführer wegstößt wie Christus den Satan in der Wüste. Wenn ihr so handelt, wird kein schamloses Kind Jammer und Elend über euch bringen, sondern ein keusches Geschlecht mit seinem Tugendlanze euer Alter erfreuen und erquicken.
Wer aus euch wollte nicht Kinder haben wie der fromme Oliver, Gründer von St. Sulpice war. Als zarter Knabe war er wie eine Himmelsblume der Gnade und der christlichen Erziehung verklärt mit der schönsten Farbe hl. Scham. Denn betrachtet nur einen Zug aus seiner Kindheit. Eines Tages badete er sich in einem Flusse und übte sich im Schwimmen. Um ein wenig auszuruhen wollte er an das gegenüberliegende Ufer gelangen. Matt und fast unfähig, sich über dem Wasser zu halten, kam er dort an; da bemerkte er in der Nähe Leute. Wiewohl er das anständige Schwimmkleid trug, scheute er sich doch in solchem Zustande sich sehen zu lassen. Schnell kehrte
<TEI><text><body><divn="26"><p><pbfacs="#f0264"xml:id="H891_001_1896_pb0252_0001"n="252"/>
Kinder nicht neben einander auf und an; lasset sie nur<lb/>
ganz gekleidet umherlaufen und vor andern erscheinen,<lb/>
duldet an ihnen nie eine Kleidung, die nicht ehrbar genug,<lb/>
denket an die Ewigkeit, wo die Eltern zur Rechenschaft<lb/>
gezogen werden über gewisse zu kurze Röcklein; wenn die<lb/>
Kinder im Liegen, im Sitzen, im Stehen, im Spielen, im<lb/>
Laufen, die Schamhaftigkeit irgendwie verletzen, tadelt sie<lb/>
unverzüglich und wenn das nicht hilft, straft sie nur strenge.</p><p><q>„Aber den Kindern fällt dabei nichts Böses ein,<lb/>
durch Tadeln und Strafen macht man sich nur aufmerk-<lb/>
sam.“</q> Ja, auf Erklärung darf man sich nicht einlassen,<lb/>
sondern hat einfach zu sagen: <q>„So was darf man vor Gott<lb/>
dem Herrn, vor dem hl. Schutzengel nicht thun; solche<lb/>
Kinder straft Gott.“</q> Wenn ihr so erfahret, stärket ihr<lb/>
das Schamgefühl, gebet demselben einen solchen Zartsinn,<lb/>
daß es später vor jeder Verletzung zurückbebt, bei jedem<lb/>
zweideutigen Worte errötet, bei jedem unreinen Gedanken<lb/>
zittert, den Verführer wegstößt wie Christus den Satan<lb/>
in der Wüste. Wenn ihr so handelt, wird kein schamloses<lb/>
Kind Jammer und Elend über euch bringen, sondern ein<lb/>
keusches Geschlecht mit seinem Tugendlanze euer Alter<lb/>
erfreuen und erquicken.</p><p>Wer aus euch wollte nicht Kinder haben wie der<lb/>
fromme Oliver, Gründer von St. Sulpice war. Als zarter<lb/>
Knabe war er wie eine Himmelsblume der Gnade und<lb/>
der christlichen Erziehung verklärt mit der schönsten Farbe<lb/>
hl. Scham. Denn betrachtet nur einen Zug aus seiner<lb/>
Kindheit. Eines Tages badete er sich in einem Flusse<lb/>
und übte sich im Schwimmen. Um ein wenig auszuruhen<lb/>
wollte er an das gegenüberliegende Ufer gelangen. Matt<lb/>
und fast unfähig, sich über dem Wasser zu halten, kam er<lb/>
dort an; da bemerkte er in der Nähe Leute. Wiewohl<lb/>
er das anständige Schwimmkleid trug, scheute er sich doch<lb/>
in solchem Zustande sich sehen zu lassen. Schnell kehrte<lb/></p></div></body></text></TEI>
[252/0264]
Kinder nicht neben einander auf und an; lasset sie nur
ganz gekleidet umherlaufen und vor andern erscheinen,
duldet an ihnen nie eine Kleidung, die nicht ehrbar genug,
denket an die Ewigkeit, wo die Eltern zur Rechenschaft
gezogen werden über gewisse zu kurze Röcklein; wenn die
Kinder im Liegen, im Sitzen, im Stehen, im Spielen, im
Laufen, die Schamhaftigkeit irgendwie verletzen, tadelt sie
unverzüglich und wenn das nicht hilft, straft sie nur strenge.
„Aber den Kindern fällt dabei nichts Böses ein,
durch Tadeln und Strafen macht man sich nur aufmerk-
sam.“ Ja, auf Erklärung darf man sich nicht einlassen,
sondern hat einfach zu sagen: „So was darf man vor Gott
dem Herrn, vor dem hl. Schutzengel nicht thun; solche
Kinder straft Gott.“ Wenn ihr so erfahret, stärket ihr
das Schamgefühl, gebet demselben einen solchen Zartsinn,
daß es später vor jeder Verletzung zurückbebt, bei jedem
zweideutigen Worte errötet, bei jedem unreinen Gedanken
zittert, den Verführer wegstößt wie Christus den Satan
in der Wüste. Wenn ihr so handelt, wird kein schamloses
Kind Jammer und Elend über euch bringen, sondern ein
keusches Geschlecht mit seinem Tugendlanze euer Alter
erfreuen und erquicken.
Wer aus euch wollte nicht Kinder haben wie der
fromme Oliver, Gründer von St. Sulpice war. Als zarter
Knabe war er wie eine Himmelsblume der Gnade und
der christlichen Erziehung verklärt mit der schönsten Farbe
hl. Scham. Denn betrachtet nur einen Zug aus seiner
Kindheit. Eines Tages badete er sich in einem Flusse
und übte sich im Schwimmen. Um ein wenig auszuruhen
wollte er an das gegenüberliegende Ufer gelangen. Matt
und fast unfähig, sich über dem Wasser zu halten, kam er
dort an; da bemerkte er in der Nähe Leute. Wiewohl
er das anständige Schwimmkleid trug, scheute er sich doch
in solchem Zustande sich sehen zu lassen. Schnell kehrte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/264>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.