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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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müssen sich nach und nach ein Urtheil darüber bilden, und
dies Alles entweder verachten oder verehren.

Weil aber im Herzen das Streben nach Größe und
Auszeichnung immer noch bleibt, vollzieht sich in diesen
Unglücklichen eine furchtbare Umwälzung von oben nach
unten. Denn je mehr ein Mensch das Gute und Er-
habene verachtet, desto mehr huldigt er dem Bösen und
Gemeinen und wird so ein Barbar, bereit die Welt mit
Trümmern zu erfüllen. In Italien sind Gesellschaften,
welche auf ihrer Fahne das Bild des Satans haben und
mit dieser Fahne erschienen sie öffentlich. Der Satanskult
der geheimen Gesellschaften ist eine ausgemachte Thatsache.

"Aber so weit ist es bei uns noch nicht gekommen."
In der Oeffentlichkeit allerdings nicht - was im Dunkel
da und dort geschehen mag, weiß ich nicht. Aber die
Ehrfurcht vor allem Göttlichen schwindet auch bei uns -
und wie weit dies Uebel sich ausbreiten wird - weiß
Gott. Gleiche Ursachen und Systeme haben auch die
gleichen Wirkungen, nur kommen diese nicht überall gleich
schnell und bleiben dem oberflächlichen oder vertrauens-
seligen Menschen ziemlich lange verborgen.

Um aber diese gemeinsame Gefahr Aller besser zu
verstehen, betrachtet nur einzelne Fälle aus dem gewöhn-
lichen Leben. Nehmet also einen Jüngling, der ohne
Ehrfurcht Herangewachsen: Er verachtet den Priester;
dafür hört er auf jeden dahergelaufenen Spötter; er
verachtet den Jüngling, welcher fleißig den Gottesdienst
besucht, und Abends ohne Wirthshausbesuch frühzeitig zu
Hause ist; dafür geht er mit schlechten Kameraden, welche
dem Gottesdienste ferne bleiben, sich voll trinken und die
Nächte durchschwärmen; er verachtet Vater und Mutter,
überhäuft sie mit Schmähreden, verläßt sie im Alter, in
der Armuth; er verachtet die züchtige Jungfrau, die nichts
Ungeziemendes duldet, und sucht und findet schlechte Mäd-

müssen sich nach und nach ein Urtheil darüber bilden, und
dies Alles entweder verachten oder verehren.

Weil aber im Herzen das Streben nach Größe und
Auszeichnung immer noch bleibt, vollzieht sich in diesen
Unglücklichen eine furchtbare Umwälzung von oben nach
unten. Denn je mehr ein Mensch das Gute und Er-
habene verachtet, desto mehr huldigt er dem Bösen und
Gemeinen und wird so ein Barbar, bereit die Welt mit
Trümmern zu erfüllen. In Italien sind Gesellschaften,
welche auf ihrer Fahne das Bild des Satans haben und
mit dieser Fahne erschienen sie öffentlich. Der Satanskult
der geheimen Gesellschaften ist eine ausgemachte Thatsache.

„Aber so weit ist es bei uns noch nicht gekommen.“
In der Oeffentlichkeit allerdings nicht – was im Dunkel
da und dort geschehen mag, weiß ich nicht. Aber die
Ehrfurcht vor allem Göttlichen schwindet auch bei uns –
und wie weit dies Uebel sich ausbreiten wird – weiß
Gott. Gleiche Ursachen und Systeme haben auch die
gleichen Wirkungen, nur kommen diese nicht überall gleich
schnell und bleiben dem oberflächlichen oder vertrauens-
seligen Menschen ziemlich lange verborgen.

Um aber diese gemeinsame Gefahr Aller besser zu
verstehen, betrachtet nur einzelne Fälle aus dem gewöhn-
lichen Leben. Nehmet also einen Jüngling, der ohne
Ehrfurcht Herangewachsen: Er verachtet den Priester;
dafür hört er auf jeden dahergelaufenen Spötter; er
verachtet den Jüngling, welcher fleißig den Gottesdienst
besucht, und Abends ohne Wirthshausbesuch frühzeitig zu
Hause ist; dafür geht er mit schlechten Kameraden, welche
dem Gottesdienste ferne bleiben, sich voll trinken und die
Nächte durchschwärmen; er verachtet Vater und Mutter,
überhäuft sie mit Schmähreden, verläßt sie im Alter, in
der Armuth; er verachtet die züchtige Jungfrau, die nichts
Ungeziemendes duldet, und sucht und findet schlechte Mäd-

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[242/0254] müssen sich nach und nach ein Urtheil darüber bilden, und dies Alles entweder verachten oder verehren. Weil aber im Herzen das Streben nach Größe und Auszeichnung immer noch bleibt, vollzieht sich in diesen Unglücklichen eine furchtbare Umwälzung von oben nach unten. Denn je mehr ein Mensch das Gute und Er- habene verachtet, desto mehr huldigt er dem Bösen und Gemeinen und wird so ein Barbar, bereit die Welt mit Trümmern zu erfüllen. In Italien sind Gesellschaften, welche auf ihrer Fahne das Bild des Satans haben und mit dieser Fahne erschienen sie öffentlich. Der Satanskult der geheimen Gesellschaften ist eine ausgemachte Thatsache. „Aber so weit ist es bei uns noch nicht gekommen.“ In der Oeffentlichkeit allerdings nicht – was im Dunkel da und dort geschehen mag, weiß ich nicht. Aber die Ehrfurcht vor allem Göttlichen schwindet auch bei uns – und wie weit dies Uebel sich ausbreiten wird – weiß Gott. Gleiche Ursachen und Systeme haben auch die gleichen Wirkungen, nur kommen diese nicht überall gleich schnell und bleiben dem oberflächlichen oder vertrauens- seligen Menschen ziemlich lange verborgen. Um aber diese gemeinsame Gefahr Aller besser zu verstehen, betrachtet nur einzelne Fälle aus dem gewöhn- lichen Leben. Nehmet also einen Jüngling, der ohne Ehrfurcht Herangewachsen: Er verachtet den Priester; dafür hört er auf jeden dahergelaufenen Spötter; er verachtet den Jüngling, welcher fleißig den Gottesdienst besucht, und Abends ohne Wirthshausbesuch frühzeitig zu Hause ist; dafür geht er mit schlechten Kameraden, welche dem Gottesdienste ferne bleiben, sich voll trinken und die Nächte durchschwärmen; er verachtet Vater und Mutter, überhäuft sie mit Schmähreden, verläßt sie im Alter, in der Armuth; er verachtet die züchtige Jungfrau, die nichts Ungeziemendes duldet, und sucht und findet schlechte Mäd-

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/254>, abgerufen am 22.11.2024.