dann ein Staunen, eine hl. Scheu, Freude, Liebe, Bewun- derung, kindliche Furcht beim Anblick einer wahren Größe. Die Ehrfurcht ist also nichts Irdisches, sondern etwas Himmlisches, nichts Menschliches, sondern etwas Göttliches, nichts Weltliches, sondern etwas Religiöses. So wagt wohl niemand zu sagen: "Ehret meinen Reichthum, meine Kleider, meine Pferde, meine Gewaltthat." Wenn aber einer dennoch wegen solchen oder gleichwertigen Dingen z. B. wegen wichtigthuender Geschäftelei, wegen Treiberei in Politik und Vereinen, wegen modernem Bildungskram, wegen schriftstellerischen Kleinigkeiten, wegen Zeitungslobhudeleien Ehrfurcht verlangt - ist der nicht ein Thor und für was für Thoren hält er andere? Da täusche sich nur Niemand, als hätten die Menschen, wenn sie auch solcher Thorheiten wegen aus selbstsüchtigen Beweggründen äußerlich jemandem Ehrfurcht erweisen, nicht einen unfehlbaren Instinkt für wahre innere Ehr- furcht oder auch Verachtung.
Welches ist nun die Schule dieser Ehrfurcht?
Der gelehrte Protestant Guizot that einst den berühmt gewordenen Ausspruch: "Die katholische Kirche ist die größte und herrlichste Schule der Ehrfurcht, welche die Welt jemals gesehen hat."
Warum ist die katholische Kirche die größte Schule der Ehrfurcht? Weil sie die wahre und erhabenste Religion ist und eine ganz besondere Fähigkeit besitzt, die Menschen mit der Religion zu durchdringen und so mit Ehrfurcht zu erfüllen vor Gott und vor allem, was mit Gott ver- bunden und verwandt ist.
Was zeigt die Religion dem Kinde? Gott in seiner Herrlichkeit, in seiner Allmacht und Weisheit, in seiner Güte und Langmuth, in seinen Erbarmungen wie in seiner Gerechtigkeit. Was zeigt die Religion dem Kinde? Die Schöpfung Gottes vom Gestein an bis hinauf zum
dann ein Staunen, eine hl. Scheu, Freude, Liebe, Bewun- derung, kindliche Furcht beim Anblick einer wahren Größe. Die Ehrfurcht ist also nichts Irdisches, sondern etwas Himmlisches, nichts Menschliches, sondern etwas Göttliches, nichts Weltliches, sondern etwas Religiöses. So wagt wohl niemand zu sagen: „Ehret meinen Reichthum, meine Kleider, meine Pferde, meine Gewaltthat.“ Wenn aber einer dennoch wegen solchen oder gleichwertigen Dingen z. B. wegen wichtigthuender Geschäftelei, wegen Treiberei in Politik und Vereinen, wegen modernem Bildungskram, wegen schriftstellerischen Kleinigkeiten, wegen Zeitungslobhudeleien Ehrfurcht verlangt – ist der nicht ein Thor und für was für Thoren hält er andere? Da täusche sich nur Niemand, als hätten die Menschen, wenn sie auch solcher Thorheiten wegen aus selbstsüchtigen Beweggründen äußerlich jemandem Ehrfurcht erweisen, nicht einen unfehlbaren Instinkt für wahre innere Ehr- furcht oder auch Verachtung.
Welches ist nun die Schule dieser Ehrfurcht?
Der gelehrte Protestant Guizot that einst den berühmt gewordenen Ausspruch: „Die katholische Kirche ist die größte und herrlichste Schule der Ehrfurcht, welche die Welt jemals gesehen hat.“
Warum ist die katholische Kirche die größte Schule der Ehrfurcht? Weil sie die wahre und erhabenste Religion ist und eine ganz besondere Fähigkeit besitzt, die Menschen mit der Religion zu durchdringen und so mit Ehrfurcht zu erfüllen vor Gott und vor allem, was mit Gott ver- bunden und verwandt ist.
Was zeigt die Religion dem Kinde? Gott in seiner Herrlichkeit, in seiner Allmacht und Weisheit, in seiner Güte und Langmuth, in seinen Erbarmungen wie in seiner Gerechtigkeit. Was zeigt die Religion dem Kinde? Die Schöpfung Gottes vom Gestein an bis hinauf zum
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dann ein Staunen, eine hl. Scheu, Freude, Liebe, Bewun-
derung, kindliche Furcht beim Anblick einer wahren Größe.
Die Ehrfurcht ist also nichts Irdisches, sondern etwas
Himmlisches, nichts Menschliches, sondern etwas Göttliches,
nichts Weltliches, sondern etwas Religiöses. So wagt wohl
niemand zu sagen: „Ehret meinen Reichthum, meine
Kleider, meine Pferde, meine Gewaltthat.“ Wenn
aber einer dennoch wegen solchen oder gleichwertigen
Dingen z. B. wegen wichtigthuender Geschäftelei, wegen
Treiberei in Politik und Vereinen, wegen modernem
Bildungskram, wegen schriftstellerischen Kleinigkeiten, wegen
Zeitungslobhudeleien Ehrfurcht verlangt – ist der nicht
ein Thor und für was für Thoren hält er andere? Da
täusche sich nur Niemand, als hätten die Menschen, wenn
sie auch solcher Thorheiten wegen aus selbstsüchtigen
Beweggründen äußerlich jemandem Ehrfurcht erweisen,
nicht einen unfehlbaren Instinkt für wahre innere Ehr-
furcht oder auch Verachtung.
Welches ist nun die Schule dieser Ehrfurcht?
Der gelehrte Protestant Guizot that einst den berühmt
gewordenen Ausspruch: „Die katholische Kirche ist die
größte und herrlichste Schule der Ehrfurcht, welche die
Welt jemals gesehen hat.“
Warum ist die katholische Kirche die größte Schule
der Ehrfurcht? Weil sie die wahre und erhabenste Religion
ist und eine ganz besondere Fähigkeit besitzt, die Menschen
mit der Religion zu durchdringen und so mit Ehrfurcht
zu erfüllen vor Gott und vor allem, was mit Gott ver-
bunden und verwandt ist.
Was zeigt die Religion dem Kinde? Gott in seiner
Herrlichkeit, in seiner Allmacht und Weisheit, in seiner
Güte und Langmuth, in seinen Erbarmungen wie in seiner
Gerechtigkeit. Was zeigt die Religion dem Kinde? Die
Schöpfung Gottes vom Gestein an bis hinauf zum
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/242>, abgerufen am 21.11.2024.
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