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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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Da nun möget ihr einmal begreifen, wie wenig der
Religionsunterricht nützt, wenn nicht Alle, denen Kinder
so oder so anvertraut sind, mitwirken, wenn wenigstens
nicht die Familie ein wahres Heiligthum wird und bleibt.
Denn durch den Religionsunterricht in der Schule werden
zwar alle so weit unterrichtet, daß sie das Nothwendigste
wenigstens wissen könnten und sollten - aber werden
sie in der Nachfolge Christi auch so gestärkt, daß sie
selig werden?

Ich will euch nur den Sachverhalt vorlegen, und
dann urtheilet selbst.

Die kleinen Schulkinder haben jede Woche eine
Stunde Religionsunterricht, die größern zwei. Diese
Kinder sind oft von andern Unterrichtsstunden ermüdet,
verurtheilt, ganze Fuder von Gelehrsamkeit zu verschlingen,
daneben mitten in allerlei Zerstreuungen, vielleicht von
schlechten Kindern, von jungen Spöttern umgeben, mit
13-14 Jahren, wenn nicht schon früher, voll erwachter
Leidenschaften, viele schon in der ganzen Frühreife des
Leibes und der Seele; zu Hause wenig oder kein Gebet,
kein Unterricht, keine Fragen über Religionsunterricht,
vielleicht noch gefährliche Schriften, Bilder, Reden über
Geld, Gewinn, Geschäft, über Moden, Theater, Tänze,
Liebschaften, Ehen; - in der Schule kein christliches
Zeichen. Wer denkt da nicht unwillkürlich an das Gleich-
niß vom Sämann? In diesen Religionsstunden wie viel
Samen fällt neben den Weg? Viele Kinder hören das
göttliche Wort; aber es kommt der Teufel und nimmt
es ihnen. Wie viel Samen fällt auf felsigen Boden!
Viele Kinder nehmen den Unterricht mit Freuden auf;
er schlägt in ihnen keine Wurzeln: so fallen sie früher
oder später zur Zeit der Versuchung in Sünde und Elend!
Wie viel Samen fällt endlich zwischen die Dornen, zwischen
die Leidenschaften, wo er bald erstickt? Das ist bei

Da nun möget ihr einmal begreifen, wie wenig der
Religionsunterricht nützt, wenn nicht Alle, denen Kinder
so oder so anvertraut sind, mitwirken, wenn wenigstens
nicht die Familie ein wahres Heiligthum wird und bleibt.
Denn durch den Religionsunterricht in der Schule werden
zwar alle so weit unterrichtet, daß sie das Nothwendigste
wenigstens wissen könnten und sollten – aber werden
sie in der Nachfolge Christi auch so gestärkt, daß sie
selig werden?

Ich will euch nur den Sachverhalt vorlegen, und
dann urtheilet selbst.

Die kleinen Schulkinder haben jede Woche eine
Stunde Religionsunterricht, die größern zwei. Diese
Kinder sind oft von andern Unterrichtsstunden ermüdet,
verurtheilt, ganze Fuder von Gelehrsamkeit zu verschlingen,
daneben mitten in allerlei Zerstreuungen, vielleicht von
schlechten Kindern, von jungen Spöttern umgeben, mit
13–14 Jahren, wenn nicht schon früher, voll erwachter
Leidenschaften, viele schon in der ganzen Frühreife des
Leibes und der Seele; zu Hause wenig oder kein Gebet,
kein Unterricht, keine Fragen über Religionsunterricht,
vielleicht noch gefährliche Schriften, Bilder, Reden über
Geld, Gewinn, Geschäft, über Moden, Theater, Tänze,
Liebschaften, Ehen; – in der Schule kein christliches
Zeichen. Wer denkt da nicht unwillkürlich an das Gleich-
niß vom Sämann? In diesen Religionsstunden wie viel
Samen fällt neben den Weg? Viele Kinder hören das
göttliche Wort; aber es kommt der Teufel und nimmt
es ihnen. Wie viel Samen fällt auf felsigen Boden!
Viele Kinder nehmen den Unterricht mit Freuden auf;
er schlägt in ihnen keine Wurzeln: so fallen sie früher
oder später zur Zeit der Versuchung in Sünde und Elend!
Wie viel Samen fällt endlich zwischen die Dornen, zwischen
die Leidenschaften, wo er bald erstickt? Das ist bei

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[185/0197] Da nun möget ihr einmal begreifen, wie wenig der Religionsunterricht nützt, wenn nicht Alle, denen Kinder so oder so anvertraut sind, mitwirken, wenn wenigstens nicht die Familie ein wahres Heiligthum wird und bleibt. Denn durch den Religionsunterricht in der Schule werden zwar alle so weit unterrichtet, daß sie das Nothwendigste wenigstens wissen könnten und sollten – aber werden sie in der Nachfolge Christi auch so gestärkt, daß sie selig werden? Ich will euch nur den Sachverhalt vorlegen, und dann urtheilet selbst. Die kleinen Schulkinder haben jede Woche eine Stunde Religionsunterricht, die größern zwei. Diese Kinder sind oft von andern Unterrichtsstunden ermüdet, verurtheilt, ganze Fuder von Gelehrsamkeit zu verschlingen, daneben mitten in allerlei Zerstreuungen, vielleicht von schlechten Kindern, von jungen Spöttern umgeben, mit 13–14 Jahren, wenn nicht schon früher, voll erwachter Leidenschaften, viele schon in der ganzen Frühreife des Leibes und der Seele; zu Hause wenig oder kein Gebet, kein Unterricht, keine Fragen über Religionsunterricht, vielleicht noch gefährliche Schriften, Bilder, Reden über Geld, Gewinn, Geschäft, über Moden, Theater, Tänze, Liebschaften, Ehen; – in der Schule kein christliches Zeichen. Wer denkt da nicht unwillkürlich an das Gleich- niß vom Sämann? In diesen Religionsstunden wie viel Samen fällt neben den Weg? Viele Kinder hören das göttliche Wort; aber es kommt der Teufel und nimmt es ihnen. Wie viel Samen fällt auf felsigen Boden! Viele Kinder nehmen den Unterricht mit Freuden auf; er schlägt in ihnen keine Wurzeln: so fallen sie früher oder später zur Zeit der Versuchung in Sünde und Elend! Wie viel Samen fällt endlich zwischen die Dornen, zwischen die Leidenschaften, wo er bald erstickt? Das ist bei

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/197>, abgerufen am 22.11.2024.