liebt die Jugend? Die Abwesenheit der Eltern, die Sonntagsgenüsse. Oft sogar die Vernachlässigung des Gottesdienstes. Der Knabe Jesu ging mit Maria und Joseph in den Tempel. Ich habe euch ein Beispiel ge- geben. Was liebt die Jugend nur zu oft? Die Sünde. Und Jesus Christus? "Wer aus euch kann mich einer Sünde beschuldigen?" Ich habe euch ein Beispiel ge- geben.
"Aber denkst du vielleicht, das ist alles recht und gut, für unsere Kinder sogar nothwendig; aber für diesen Unterricht haben doch die Geistlichen zu sorgen." Aber nicht allein, nicht zuerst. Denn ihr, christliche Eltern, ihr habet die Kinder Jahre lang, bevor wir sie in die Hände bekommen. Der Heiland ladet diese Kleinen zu sich - und ihr wollet ihnen nichts vom Jesukindlein sagen? Ihr wollet sie nicht anhalten, nach diesem gött- lichen Beispiele zu beten, zu gehorchen, zu entbehren, be- scheiden und eingezogen zu handeln? Warum ist er denn ein so kleines Kind geworden? Warum hat er das menschliche Elend von zarter Kindheit an getragen? - und ihr wollet dies Beispiel den Kleinen verbergen, vorenthalten? -
Oder verstehen sie es nicht? Ein Kind versteht ein Kind, so weit es nothwendig ist. Die Kleinen nennen euch Vater und Mutter; kennen sie die tiefe Bedeutung dieser Worte? - und doch mit welcher Liebe und An- hänglichkeit sprechen sie diese Namen aus! - Warum das Christkindlein für ihr zartes Alter nicht verstehen? - Erleuchtet es doch jeden Menschen, der in diese Welt kommt und besonders diese Kleinen in den Glanzjahren ihrer Taufunschuld.
Wer daher seine Kinder nicht so bald als möglich auf dies göttliche Vorbild hinweist, der ist, um wenig zu sagen, ein jämmerlich unwissender Christ und Erzieher.
liebt die Jugend? Die Abwesenheit der Eltern, die Sonntagsgenüsse. Oft sogar die Vernachlässigung des Gottesdienstes. Der Knabe Jesu ging mit Maria und Joseph in den Tempel. Ich habe euch ein Beispiel ge- geben. Was liebt die Jugend nur zu oft? Die Sünde. Und Jesus Christus? „Wer aus euch kann mich einer Sünde beschuldigen?“ Ich habe euch ein Beispiel ge- geben.
„Aber denkst du vielleicht, das ist alles recht und gut, für unsere Kinder sogar nothwendig; aber für diesen Unterricht haben doch die Geistlichen zu sorgen.“ Aber nicht allein, nicht zuerst. Denn ihr, christliche Eltern, ihr habet die Kinder Jahre lang, bevor wir sie in die Hände bekommen. Der Heiland ladet diese Kleinen zu sich – und ihr wollet ihnen nichts vom Jesukindlein sagen? Ihr wollet sie nicht anhalten, nach diesem gött- lichen Beispiele zu beten, zu gehorchen, zu entbehren, be- scheiden und eingezogen zu handeln? Warum ist er denn ein so kleines Kind geworden? Warum hat er das menschliche Elend von zarter Kindheit an getragen? – und ihr wollet dies Beispiel den Kleinen verbergen, vorenthalten? –
Oder verstehen sie es nicht? Ein Kind versteht ein Kind, so weit es nothwendig ist. Die Kleinen nennen euch Vater und Mutter; kennen sie die tiefe Bedeutung dieser Worte? – und doch mit welcher Liebe und An- hänglichkeit sprechen sie diese Namen aus! – Warum das Christkindlein für ihr zartes Alter nicht verstehen? – Erleuchtet es doch jeden Menschen, der in diese Welt kommt und besonders diese Kleinen in den Glanzjahren ihrer Taufunschuld.
Wer daher seine Kinder nicht so bald als möglich auf dies göttliche Vorbild hinweist, der ist, um wenig zu sagen, ein jämmerlich unwissender Christ und Erzieher.
<TEI><text><body><divn="19"><p><pbfacs="#f0195"xml:id="H891_001_1896_pb0183_0001"n="183"/>
liebt die Jugend? Die Abwesenheit der Eltern, die<lb/>
Sonntagsgenüsse. Oft sogar die Vernachlässigung des<lb/>
Gottesdienstes. Der Knabe Jesu ging mit Maria und<lb/>
Joseph in den Tempel. Ich habe euch ein Beispiel ge-<lb/>
geben. Was liebt die Jugend nur zu oft? Die Sünde.<lb/>
Und Jesus Christus? <q>„Wer aus euch kann mich einer<lb/>
Sünde beschuldigen?“</q> Ich habe euch ein Beispiel ge-<lb/>
geben.</p><p><q>„Aber denkst du vielleicht, das ist alles recht und<lb/>
gut, für unsere Kinder sogar nothwendig; aber für diesen<lb/>
Unterricht haben doch die Geistlichen zu sorgen.“</q> Aber<lb/>
nicht allein, nicht zuerst. Denn ihr, christliche Eltern, ihr<lb/>
habet die Kinder Jahre lang, bevor wir sie in die<lb/>
Hände bekommen. Der Heiland ladet diese Kleinen zu<lb/>
sich – und ihr wollet ihnen nichts vom Jesukindlein<lb/>
sagen? Ihr wollet sie nicht anhalten, nach diesem gött-<lb/>
lichen Beispiele zu beten, zu gehorchen, zu entbehren, be-<lb/>
scheiden und eingezogen zu handeln? Warum ist er denn<lb/>
ein so kleines Kind geworden? Warum hat er das<lb/>
menschliche Elend von zarter Kindheit an getragen? –<lb/>
und ihr wollet dies Beispiel den Kleinen verbergen,<lb/>
vorenthalten? –</p><p>Oder verstehen sie es nicht? Ein Kind versteht<lb/>
ein Kind, so weit es nothwendig ist. Die Kleinen nennen<lb/>
euch Vater und Mutter; kennen sie die tiefe Bedeutung<lb/>
dieser Worte? – und doch mit welcher Liebe und An-<lb/>
hänglichkeit sprechen sie diese Namen aus! – Warum<lb/>
das Christkindlein für ihr zartes Alter nicht verstehen?<lb/>– Erleuchtet es doch jeden Menschen, der in diese Welt<lb/>
kommt und besonders diese Kleinen in den Glanzjahren<lb/>
ihrer Taufunschuld.</p><p>Wer daher seine Kinder nicht so bald als möglich<lb/>
auf dies göttliche Vorbild hinweist, der ist, um wenig<lb/>
zu sagen, ein jämmerlich unwissender Christ und Erzieher.<lb/></p></div></body></text></TEI>
[183/0195]
liebt die Jugend? Die Abwesenheit der Eltern, die
Sonntagsgenüsse. Oft sogar die Vernachlässigung des
Gottesdienstes. Der Knabe Jesu ging mit Maria und
Joseph in den Tempel. Ich habe euch ein Beispiel ge-
geben. Was liebt die Jugend nur zu oft? Die Sünde.
Und Jesus Christus? „Wer aus euch kann mich einer
Sünde beschuldigen?“ Ich habe euch ein Beispiel ge-
geben.
„Aber denkst du vielleicht, das ist alles recht und
gut, für unsere Kinder sogar nothwendig; aber für diesen
Unterricht haben doch die Geistlichen zu sorgen.“ Aber
nicht allein, nicht zuerst. Denn ihr, christliche Eltern, ihr
habet die Kinder Jahre lang, bevor wir sie in die
Hände bekommen. Der Heiland ladet diese Kleinen zu
sich – und ihr wollet ihnen nichts vom Jesukindlein
sagen? Ihr wollet sie nicht anhalten, nach diesem gött-
lichen Beispiele zu beten, zu gehorchen, zu entbehren, be-
scheiden und eingezogen zu handeln? Warum ist er denn
ein so kleines Kind geworden? Warum hat er das
menschliche Elend von zarter Kindheit an getragen? –
und ihr wollet dies Beispiel den Kleinen verbergen,
vorenthalten? –
Oder verstehen sie es nicht? Ein Kind versteht
ein Kind, so weit es nothwendig ist. Die Kleinen nennen
euch Vater und Mutter; kennen sie die tiefe Bedeutung
dieser Worte? – und doch mit welcher Liebe und An-
hänglichkeit sprechen sie diese Namen aus! – Warum
das Christkindlein für ihr zartes Alter nicht verstehen?
– Erleuchtet es doch jeden Menschen, der in diese Welt
kommt und besonders diese Kleinen in den Glanzjahren
ihrer Taufunschuld.
Wer daher seine Kinder nicht so bald als möglich
auf dies göttliche Vorbild hinweist, der ist, um wenig
zu sagen, ein jämmerlich unwissender Christ und Erzieher.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/195>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.