Ordnung ohne Rückhalt verkündet habe. So leicht es nun ist, die Unauflöslichkeit und Heiligkeit der Ehe zu beweisen, ebenso schwierig ist es, dieselbe als Gesetz geltend zu machen im Sturme der heftigsten Leidenschaften, wo die Grundwellen sittlicher Verkommenheit emporsteigen und das Schifflein Petri bedrohen. Was in dieser Beziehung ein- zelne Priester und Bischöfe gethan, gelitten, geduldet, oft bis zum blutigen Martyrium, will ich übergehen und nur auf den Riesenkampf der Päpste für die Heiligkeit der Ehe hinweisen.
Warum rede ich nur vom Papste? Jener tiefe Denker de Maistre gibt den Grund an, wenn er sagt: "Die ganze Macht der Kirche würde nichts sein, wenn sie nicht im Papste zusammengefaßt wäre. Denn Bischöfe und Priester, so viel sie auch wagen, sind ihren Königen und Fürsten und Obrigkeiten gegenüber ohnmächtig. Um das große Werk der Ehe nicht bloß anzufangen, vorzu- bereiten, sondern auch durchzuführen bedurfte es des Papstes, des Statthalters Jesu Christi, der einerseits die Fülle des hl. Geistes besitzt, anderseits aber durch seine weltliche Herrschaft von allen unabhängig ist." So fügt denn de Maistre bei: "Es genügt im Allgemeinen zu be- merken, daß die Päpste gekämpft haben und allein ohne Unterlaß kämpfen konnten, um auf dem Throne die Rein- heit und Unauflöslichkeit der Ehe festzuhalten, und daß sie schon aus diesem Grunde allein an die Spitze der Wohl- thäther der Menschen gesetzt zu werden verdienen." Doch für unsere Zeit genügt diese Bemerkung nicht, obwohl sie von einem der tiefsten Denker herkommt. Wir wollen und müssen einzelne Beispiele betrachten und so den tieferen Grund dieses allgemeinen Kampfes gegen das Papstthum zu finden suchen.
Schon der hl. Hieronymus erzählt uns ein Beispiel eiserner Festigkeit, womit die Päpste das christliche Gesetz
Ordnung ohne Rückhalt verkündet habe. So leicht es nun ist, die Unauflöslichkeit und Heiligkeit der Ehe zu beweisen, ebenso schwierig ist es, dieselbe als Gesetz geltend zu machen im Sturme der heftigsten Leidenschaften, wo die Grundwellen sittlicher Verkommenheit emporsteigen und das Schifflein Petri bedrohen. Was in dieser Beziehung ein- zelne Priester und Bischöfe gethan, gelitten, geduldet, oft bis zum blutigen Martyrium, will ich übergehen und nur auf den Riesenkampf der Päpste für die Heiligkeit der Ehe hinweisen.
Warum rede ich nur vom Papste? Jener tiefe Denker de Maistre gibt den Grund an, wenn er sagt: „Die ganze Macht der Kirche würde nichts sein, wenn sie nicht im Papste zusammengefaßt wäre. Denn Bischöfe und Priester, so viel sie auch wagen, sind ihren Königen und Fürsten und Obrigkeiten gegenüber ohnmächtig. Um das große Werk der Ehe nicht bloß anzufangen, vorzu- bereiten, sondern auch durchzuführen bedurfte es des Papstes, des Statthalters Jesu Christi, der einerseits die Fülle des hl. Geistes besitzt, anderseits aber durch seine weltliche Herrschaft von allen unabhängig ist.“ So fügt denn de Maistre bei: „Es genügt im Allgemeinen zu be- merken, daß die Päpste gekämpft haben und allein ohne Unterlaß kämpfen konnten, um auf dem Throne die Rein- heit und Unauflöslichkeit der Ehe festzuhalten, und daß sie schon aus diesem Grunde allein an die Spitze der Wohl- thäther der Menschen gesetzt zu werden verdienen.“ Doch für unsere Zeit genügt diese Bemerkung nicht, obwohl sie von einem der tiefsten Denker herkommt. Wir wollen und müssen einzelne Beispiele betrachten und so den tieferen Grund dieses allgemeinen Kampfes gegen das Papstthum zu finden suchen.
Schon der hl. Hieronymus erzählt uns ein Beispiel eiserner Festigkeit, womit die Päpste das christliche Gesetz
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Ordnung ohne Rückhalt verkündet habe. So leicht es nun
ist, die Unauflöslichkeit und Heiligkeit der Ehe zu beweisen,
ebenso schwierig ist es, dieselbe als Gesetz geltend zu
machen im Sturme der heftigsten Leidenschaften, wo die
Grundwellen sittlicher Verkommenheit emporsteigen und das
Schifflein Petri bedrohen. Was in dieser Beziehung ein-
zelne Priester und Bischöfe gethan, gelitten, geduldet, oft
bis zum blutigen Martyrium, will ich übergehen und nur
auf den Riesenkampf der Päpste für die Heiligkeit der
Ehe hinweisen.
Warum rede ich nur vom Papste? Jener tiefe
Denker de Maistre gibt den Grund an, wenn er sagt:
„Die ganze Macht der Kirche würde nichts sein, wenn sie
nicht im Papste zusammengefaßt wäre. Denn Bischöfe
und Priester, so viel sie auch wagen, sind ihren Königen
und Fürsten und Obrigkeiten gegenüber ohnmächtig. Um
das große Werk der Ehe nicht bloß anzufangen, vorzu-
bereiten, sondern auch durchzuführen bedurfte es des
Papstes, des Statthalters Jesu Christi, der einerseits die
Fülle des hl. Geistes besitzt, anderseits aber durch seine
weltliche Herrschaft von allen unabhängig ist.“ So fügt
denn de Maistre bei: „Es genügt im Allgemeinen zu be-
merken, daß die Päpste gekämpft haben und allein ohne
Unterlaß kämpfen konnten, um auf dem Throne die Rein-
heit und Unauflöslichkeit der Ehe festzuhalten, und daß sie
schon aus diesem Grunde allein an die Spitze der Wohl-
thäther der Menschen gesetzt zu werden verdienen.“ Doch
für unsere Zeit genügt diese Bemerkung nicht, obwohl sie
von einem der tiefsten Denker herkommt. Wir wollen und
müssen einzelne Beispiele betrachten und so den tieferen
Grund dieses allgemeinen Kampfes gegen das Papstthum
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Schon der hl. Hieronymus erzählt uns ein Beispiel
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/159>, abgerufen am 21.11.2024.
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