Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Als nämlich damals die Bestimmungen betreffend Ver-
wandtschaftsehen getroffen wurden, bemerkte Gillet in seinem
Berichte: "Es ist von Interesse für die Gesellschaft, daß
die Vertraulichkeit in den Familien keine Gelegenheit werde
für verbrecherische Verführungen, Anschläge und Eifersucht,
da vielmehr in der Familie die Sitte und Zucht, wie in
ihrer natürlichen Zufluchtsstätte dienen soll."
(23 ventose
an
. XI). Wenn nun selbst die Gottlosigkeit
für die Wahrheit Zeugniß ablegen muß
,
was ist denn von jenen Katholiken zu
halten, welche gleich lästern und schimpfen
und drohen, wenn ihnen eine Dispens ver-
weigert wird
? Kämpfen sie nicht gegen ihre Kirche,
ja gegen die Natur selbst und ihre unverwüstlichen Hoheits-
rechte? Es mag nun allerdings wahr sein, daß dieser
Grund nicht bei allen Familien eintrifft; allein die Kirche
schaut bei ihrer Gesetzgebung, wie jede andere Gesellschaft,
nicht auf die Einzelnen, sondern auf das allgemeine Wohl,
um die Unschuld und Keuschheit, soviel an ihr liegt, in
allen Familien zu erhalten.

Aber noch ganz Anderes beabsichtigt die hl. Kirche.
Beobachtet nur einen Punkt, dessen Mißachtung schon so
viel Thränen in unglücklichen Ehen verursacht hat und
immer noch hervorbringt.

Als was nämlich betrachten so häufig Eltern und junge
Leute die Ehe? Als ein Geschäft, um schnell
reich oder noch reicher zu werden
. Da gibt
es nun nahe verwandte Familien, welche Geld und Vermögen
nicht aus ihrem Zauberkreis herauslassen wollen. Was
thun? Man verschachert eine Tochter all ihren Vetter,
damit ja zusammenbleibe, was ihre Eltern ererbt und
auf jede Weise zusammengeschachert haben. Trotz des
kirchlichen Verbotes kommen solche Fälle vor. Wenn aber
die Habsucht und der Geiz alle Wege offen und frei

Als nämlich damals die Bestimmungen betreffend Ver-
wandtschaftsehen getroffen wurden, bemerkte Gillet in seinem
Berichte: „Es ist von Interesse für die Gesellschaft, daß
die Vertraulichkeit in den Familien keine Gelegenheit werde
für verbrecherische Verführungen, Anschläge und Eifersucht,
da vielmehr in der Familie die Sitte und Zucht, wie in
ihrer natürlichen Zufluchtsstätte dienen soll.“
(23 ventose
an
. XI). Wenn nun selbst die Gottlosigkeit
für die Wahrheit Zeugniß ablegen muß
,
was ist denn von jenen Katholiken zu
halten, welche gleich lästern und schimpfen
und drohen, wenn ihnen eine Dispens ver-
weigert wird
? Kämpfen sie nicht gegen ihre Kirche,
ja gegen die Natur selbst und ihre unverwüstlichen Hoheits-
rechte? Es mag nun allerdings wahr sein, daß dieser
Grund nicht bei allen Familien eintrifft; allein die Kirche
schaut bei ihrer Gesetzgebung, wie jede andere Gesellschaft,
nicht auf die Einzelnen, sondern auf das allgemeine Wohl,
um die Unschuld und Keuschheit, soviel an ihr liegt, in
allen Familien zu erhalten.

Aber noch ganz Anderes beabsichtigt die hl. Kirche.
Beobachtet nur einen Punkt, dessen Mißachtung schon so
viel Thränen in unglücklichen Ehen verursacht hat und
immer noch hervorbringt.

Als was nämlich betrachten so häufig Eltern und junge
Leute die Ehe? Als ein Geschäft, um schnell
reich oder noch reicher zu werden
. Da gibt
es nun nahe verwandte Familien, welche Geld und Vermögen
nicht aus ihrem Zauberkreis herauslassen wollen. Was
thun? Man verschachert eine Tochter all ihren Vetter,
damit ja zusammenbleibe, was ihre Eltern ererbt und
auf jede Weise zusammengeschachert haben. Trotz des
kirchlichen Verbotes kommen solche Fälle vor. Wenn aber
die Habsucht und der Geiz alle Wege offen und frei

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="15">
        <p><pb facs="#f0153" xml:id="H891_001_1896_pb0141_0001" n="141"/>
Als nämlich damals die Bestimmungen betreffend Ver-<lb/>
wandtschaftsehen getroffen wurden, bemerkte Gillet in seinem<lb/>
Berichte: <q>&#x201E;Es ist von Interesse für die Gesellschaft, daß<lb/>
die Vertraulichkeit in den Familien keine Gelegenheit werde<lb/>
für verbrecherische Verführungen, Anschläge und Eifersucht,<lb/>
da vielmehr in der Familie die Sitte und Zucht, wie in<lb/>
ihrer natürlichen Zufluchtsstätte dienen soll.&#x201C;</q> (23 <hi rendition="#aq">ventose<lb/>
an</hi>. XI). <hi rendition="#g">Wenn nun selbst die Gottlosigkeit<lb/>
für die Wahrheit Zeugniß ablegen muß</hi>,<lb/><hi rendition="#g">was ist denn von jenen Katholiken zu<lb/>
halten, welche gleich lästern und schimpfen<lb/>
und drohen, wenn ihnen eine Dispens ver-<lb/>
weigert wird</hi>? Kämpfen sie nicht gegen ihre Kirche,<lb/>
ja gegen die Natur selbst und ihre unverwüstlichen Hoheits-<lb/>
rechte? Es mag nun allerdings wahr sein, daß dieser<lb/>
Grund nicht bei allen Familien eintrifft; allein die Kirche<lb/>
schaut bei ihrer Gesetzgebung, wie jede andere Gesellschaft,<lb/>
nicht auf die Einzelnen, sondern auf das allgemeine Wohl,<lb/>
um die Unschuld und Keuschheit, soviel an ihr liegt, in<lb/>
allen Familien zu erhalten.</p>
        <p>Aber noch ganz Anderes beabsichtigt die hl. Kirche.<lb/>
Beobachtet nur einen Punkt, dessen Mißachtung schon so<lb/>
viel Thränen in unglücklichen Ehen verursacht hat und<lb/>
immer noch hervorbringt.</p>
        <p>Als was nämlich betrachten so häufig Eltern und junge<lb/>
Leute <hi rendition="#g">die Ehe? Als ein Geschäft, um schnell<lb/>
reich oder noch reicher zu werden</hi>. Da gibt<lb/>
es nun nahe verwandte Familien, welche Geld und Vermögen<lb/>
nicht aus ihrem Zauberkreis herauslassen wollen. Was<lb/>
thun? Man verschachert eine Tochter all ihren Vetter,<lb/>
damit ja zusammenbleibe, was ihre Eltern ererbt und<lb/>
auf jede Weise zusammengeschachert haben. Trotz des<lb/>
kirchlichen Verbotes kommen solche Fälle vor. Wenn aber<lb/>
die Habsucht und der Geiz alle Wege offen und frei<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0153] Als nämlich damals die Bestimmungen betreffend Ver- wandtschaftsehen getroffen wurden, bemerkte Gillet in seinem Berichte: „Es ist von Interesse für die Gesellschaft, daß die Vertraulichkeit in den Familien keine Gelegenheit werde für verbrecherische Verführungen, Anschläge und Eifersucht, da vielmehr in der Familie die Sitte und Zucht, wie in ihrer natürlichen Zufluchtsstätte dienen soll.“ (23 ventose an. XI). Wenn nun selbst die Gottlosigkeit für die Wahrheit Zeugniß ablegen muß, was ist denn von jenen Katholiken zu halten, welche gleich lästern und schimpfen und drohen, wenn ihnen eine Dispens ver- weigert wird? Kämpfen sie nicht gegen ihre Kirche, ja gegen die Natur selbst und ihre unverwüstlichen Hoheits- rechte? Es mag nun allerdings wahr sein, daß dieser Grund nicht bei allen Familien eintrifft; allein die Kirche schaut bei ihrer Gesetzgebung, wie jede andere Gesellschaft, nicht auf die Einzelnen, sondern auf das allgemeine Wohl, um die Unschuld und Keuschheit, soviel an ihr liegt, in allen Familien zu erhalten. Aber noch ganz Anderes beabsichtigt die hl. Kirche. Beobachtet nur einen Punkt, dessen Mißachtung schon so viel Thränen in unglücklichen Ehen verursacht hat und immer noch hervorbringt. Als was nämlich betrachten so häufig Eltern und junge Leute die Ehe? Als ein Geschäft, um schnell reich oder noch reicher zu werden. Da gibt es nun nahe verwandte Familien, welche Geld und Vermögen nicht aus ihrem Zauberkreis herauslassen wollen. Was thun? Man verschachert eine Tochter all ihren Vetter, damit ja zusammenbleibe, was ihre Eltern ererbt und auf jede Weise zusammengeschachert haben. Trotz des kirchlichen Verbotes kommen solche Fälle vor. Wenn aber die Habsucht und der Geiz alle Wege offen und frei

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/153
Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/153>, abgerufen am 21.05.2024.