Wenn ihr nun gegen euere Weiber so gesinnt seid, werden diese auch gegen euch sich verhalten, wie die Kirche gegen Christus, daß euere Familien gleichsam die katho- lische Kirche im Kleinen wird. Denn, christliche Frauen, beherziget die Worte des hl. Chrysostomus: "Deswegen läßt euch Gott von den Männern geliebt werden, damit ihr desto besser gehorchet." Denn euch gilt das Wort: wie die Kirche Christo unterworfen, sollen die, Frauen ihren Männern unterthänig sein. Was ist denn dieser Gehorsam der Kirche? Die zärtlichste Liebe, welche einerseits nichts fürchtet, als durch Ungehorsam ihrem Bräutigam zu miß- fallen, anderseits aber alles aufbietet, dessen Willen auf's vollkommenste zu erfüllen. Das soll auch euere Liebe gegen euere Männer sein.
Erhebet euch doch wenigstens einen Augenblick über all' dies Elend des ehelichen Lebens, diese Streitigkeiten diese Reibereien, diese Lieblosigkeiten - und betrachtet zu welcher Liebe und Freundschaft ihr berufen seid und wie ihr darin bei manigfachem Elende doch so leicht glücklich sein könntet.
Um nämlich dies große Geheimniß in Christo und seiner Kirche noch tiefer zu erklären, mahnt der hl. Paulus ferner: Die Männer müssen ihre Weiber lieben wie ihren eigenen Leib. Wer sein Weib liebt, liebt sich selbst. Denn niemand haßt sein eigenes Fleisch, sondern nährt und pflegt dasselbe wie auch Christus seine Kirche.
Wie also die Natur uns antreibt, uns selbst zu lieben, für unsern Leib zu sorgen, so zwingt auch die eheliche Gemeinschaft den andern Theil als sein Fleisch und Blut zu betrachten, zu lieben, zu pflegen. In dieser Liebe ver- lasset ihr Vater und Mutter, gebet alle Verbindungen auf, werdet Eines mit einer Person, die euch früher ganz un- bekannt war. Euere Eltern und Geschwister zürnen euch nicht ob dieser Liebe, welche alles andere zu vergessen
Wenn ihr nun gegen euere Weiber so gesinnt seid, werden diese auch gegen euch sich verhalten, wie die Kirche gegen Christus, daß euere Familien gleichsam die katho- lische Kirche im Kleinen wird. Denn, christliche Frauen, beherziget die Worte des hl. Chrysostomus: „Deswegen läßt euch Gott von den Männern geliebt werden, damit ihr desto besser gehorchet.“ Denn euch gilt das Wort: wie die Kirche Christo unterworfen, sollen die, Frauen ihren Männern unterthänig sein. Was ist denn dieser Gehorsam der Kirche? Die zärtlichste Liebe, welche einerseits nichts fürchtet, als durch Ungehorsam ihrem Bräutigam zu miß- fallen, anderseits aber alles aufbietet, dessen Willen auf's vollkommenste zu erfüllen. Das soll auch euere Liebe gegen euere Männer sein.
Erhebet euch doch wenigstens einen Augenblick über all' dies Elend des ehelichen Lebens, diese Streitigkeiten diese Reibereien, diese Lieblosigkeiten – und betrachtet zu welcher Liebe und Freundschaft ihr berufen seid und wie ihr darin bei manigfachem Elende doch so leicht glücklich sein könntet.
Um nämlich dies große Geheimniß in Christo und seiner Kirche noch tiefer zu erklären, mahnt der hl. Paulus ferner: Die Männer müssen ihre Weiber lieben wie ihren eigenen Leib. Wer sein Weib liebt, liebt sich selbst. Denn niemand haßt sein eigenes Fleisch, sondern nährt und pflegt dasselbe wie auch Christus seine Kirche.
Wie also die Natur uns antreibt, uns selbst zu lieben, für unsern Leib zu sorgen, so zwingt auch die eheliche Gemeinschaft den andern Theil als sein Fleisch und Blut zu betrachten, zu lieben, zu pflegen. In dieser Liebe ver- lasset ihr Vater und Mutter, gebet alle Verbindungen auf, werdet Eines mit einer Person, die euch früher ganz un- bekannt war. Euere Eltern und Geschwister zürnen euch nicht ob dieser Liebe, welche alles andere zu vergessen
<TEI><text><body><divn="14"><pbfacs="#f0139"xml:id="H891_001_1896_pb0127_0001"n="127"/><p>Wenn ihr nun gegen euere Weiber so gesinnt seid,<lb/>
werden diese auch gegen euch sich verhalten, wie die Kirche<lb/>
gegen Christus, daß euere Familien gleichsam die katho-<lb/>
lische Kirche im Kleinen wird. Denn, christliche Frauen,<lb/>
beherziget die Worte des hl. Chrysostomus: <q>„Deswegen<lb/>
läßt euch Gott von den Männern geliebt werden, damit<lb/>
ihr desto besser gehorchet.“</q> Denn euch gilt das Wort:<lb/>
wie die Kirche Christo unterworfen, sollen die, Frauen ihren<lb/>
Männern unterthänig sein. Was ist denn dieser Gehorsam<lb/>
der Kirche? Die zärtlichste Liebe, welche einerseits nichts<lb/>
fürchtet, als durch Ungehorsam ihrem Bräutigam zu miß-<lb/>
fallen, anderseits aber alles aufbietet, dessen Willen auf's<lb/>
vollkommenste zu erfüllen. Das soll auch euere Liebe gegen<lb/>
euere Männer sein.</p><p>Erhebet euch doch wenigstens einen Augenblick über<lb/>
all' dies Elend des ehelichen Lebens, diese Streitigkeiten<lb/>
diese Reibereien, diese Lieblosigkeiten – und betrachtet zu<lb/>
welcher Liebe und Freundschaft ihr berufen seid und wie<lb/>
ihr darin bei manigfachem Elende doch so leicht glücklich<lb/>
sein könntet.</p><p>Um nämlich dies große Geheimniß in Christo und<lb/>
seiner Kirche noch tiefer zu erklären, mahnt der hl. Paulus<lb/>
ferner: Die Männer müssen ihre Weiber lieben wie ihren<lb/>
eigenen Leib. Wer sein Weib liebt, liebt sich selbst. Denn<lb/>
niemand haßt sein eigenes Fleisch, sondern nährt und pflegt<lb/>
dasselbe wie auch Christus seine Kirche.</p><p>Wie also die Natur uns antreibt, uns selbst zu lieben,<lb/>
für unsern Leib zu sorgen, so zwingt auch die eheliche<lb/>
Gemeinschaft den andern Theil als sein Fleisch und Blut<lb/>
zu betrachten, zu lieben, zu pflegen. In dieser Liebe ver-<lb/>
lasset ihr Vater und Mutter, gebet alle Verbindungen auf,<lb/>
werdet Eines mit einer Person, die euch früher ganz un-<lb/>
bekannt war. Euere Eltern und Geschwister zürnen euch<lb/>
nicht ob dieser Liebe, welche alles andere zu vergessen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[127/0139]
Wenn ihr nun gegen euere Weiber so gesinnt seid,
werden diese auch gegen euch sich verhalten, wie die Kirche
gegen Christus, daß euere Familien gleichsam die katho-
lische Kirche im Kleinen wird. Denn, christliche Frauen,
beherziget die Worte des hl. Chrysostomus: „Deswegen
läßt euch Gott von den Männern geliebt werden, damit
ihr desto besser gehorchet.“ Denn euch gilt das Wort:
wie die Kirche Christo unterworfen, sollen die, Frauen ihren
Männern unterthänig sein. Was ist denn dieser Gehorsam
der Kirche? Die zärtlichste Liebe, welche einerseits nichts
fürchtet, als durch Ungehorsam ihrem Bräutigam zu miß-
fallen, anderseits aber alles aufbietet, dessen Willen auf's
vollkommenste zu erfüllen. Das soll auch euere Liebe gegen
euere Männer sein.
Erhebet euch doch wenigstens einen Augenblick über
all' dies Elend des ehelichen Lebens, diese Streitigkeiten
diese Reibereien, diese Lieblosigkeiten – und betrachtet zu
welcher Liebe und Freundschaft ihr berufen seid und wie
ihr darin bei manigfachem Elende doch so leicht glücklich
sein könntet.
Um nämlich dies große Geheimniß in Christo und
seiner Kirche noch tiefer zu erklären, mahnt der hl. Paulus
ferner: Die Männer müssen ihre Weiber lieben wie ihren
eigenen Leib. Wer sein Weib liebt, liebt sich selbst. Denn
niemand haßt sein eigenes Fleisch, sondern nährt und pflegt
dasselbe wie auch Christus seine Kirche.
Wie also die Natur uns antreibt, uns selbst zu lieben,
für unsern Leib zu sorgen, so zwingt auch die eheliche
Gemeinschaft den andern Theil als sein Fleisch und Blut
zu betrachten, zu lieben, zu pflegen. In dieser Liebe ver-
lasset ihr Vater und Mutter, gebet alle Verbindungen auf,
werdet Eines mit einer Person, die euch früher ganz un-
bekannt war. Euere Eltern und Geschwister zürnen euch
nicht ob dieser Liebe, welche alles andere zu vergessen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/139>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.